2261 - Jenseits der Hoffnung
Geschöpfe, zwei- bis drei mal so groß wie ein Shozide. Mit klatschenden Geräuschen ihrer Schwanzflossen schoben sie sich über den Boden, reckten die auf dicken, wulstigen Hälsen sitzenden Köpfe mit den rüsselartigen Nasen und blickten aus ihren großen Augen über die Versammlung hinweg.
Im ersteh Moment, als die Motana erschienen waren, hatte General Traver noch seinem aufwallenden Zorn nachgegeben. Mittlerweile ruhte seine Hand auf der Waffe, doch das Griffstück erschien ihm glühend heiß. Andererseits schaffte er es nicht, den Arm zurückzuziehen, er war wie gelähmt.
Jeder kannte die Ozeanischen Orakel.
Und auch wenn keiner der Kommandanten jemals eine Schildwache gesehen hatte, kannten sie ihre Bedeutung. Es schien, als wäre in diesem einen Moment die Vergangenheit zu neuem Leben erwacht.
Seit Äonen hatte niemand mehr von den Schildwachen gehört. Jetzt... ausgerechnet hier ... inmitten der Versammlung ... General Traver brachte keinen seiner Gedanken zu einem Ende.
Welcher Zusammenhang bestand mit der Besatzung der SCHWERT? Dass sie zusammen erschienen waren, konnte kein Zufall sein.
Die Schildwachen hatten einst, in der glorreichen Zeit des Ordens der Schutzherren von Jamondi, nur wenig unter den Schutzherren selbst gestanden. Sie waren unsterblich gewesen, hieß es. Und ohne sie konnte nie wieder ein neuer Schutzherr oder eine Schutzherrin geweiht werden. Sie hatten den Aufstieg und den Fall des Sternenozeans begleitet.
Immer noch war seine Kehle wie zugeschnürt. Wie lange schon? Traver hätte die Frage nicht beantworten können. Er fühlte die Blicke der beiden Männer auf sich gerichtet, aber auch die Schildwache wandte sich ihm zu.
Seine Hand schien an der Waffe festzukleben. Er versuchte, etwas zu sagen, den Bann zu brechen, der über der Halle hing, doch er brachte nur ein heiseres Krächzen hervor.
Dann, endlich: „Erhabene Frau!"
Es war so erschreckend still in der Halle, dass schon das Fallen einer kleinen Nadel zum Donnerhall geworden wäre.
Die Schildwache hob die Arme. Jeder musste in dem Augenblick dem Eindruck erliegen, dass sie ihn - und wirklich nur ihn - eindringlich musterte. Ihre Bewegungen, so spärlich sie momentan noch sein mochten, wirkten unerhört elegant, zugleich aber auch kraftvoll und schnell. „Ich bin Lyressea, die Mediale Schildwache." Ihre Stimme klang weich, wurde aber sehr schnell fordernd. „Einst habe ich gemeinsam mit meinen Geschwistern und dem Paragonkreuz im Dom Rogan eure Herrin Carya Andaxi zur Schutzherrin geweiht. - Jetzt verlange ich, eure Herrin zu sprechen. Das duldet keinen Aufschub mehr!"
Immer noch dieses starre Schweigen, das kein Entsetzen, sondern weit eher die grenzenlose Verblüffung der Kommandanten offenbarte. Die Ersten von ihnen ahnten bereits, dass in diesem Moment eine neue Zeit angebrochen war. „Erhabene Frau", wiederholte General Traver seine Anrede. „Ich bitte dich ..."
Mit einer knappen Handbewegung schnitt Lyressea ihm das Wort ab. „Ich bin, ebenso wie die Familie der Schota-Magathe hier, an Bord des Bionischen Kreuzers nach Arphonie gekommen, um mit der Schutzherrin zu reden. Es gibt keinen Grund, weshalb ich mich vertrösten lassen sollte."
„Doch", sagte der Shozide, und von seiner zur Schau getragenen Arroganz war nichts geblieben. „Diesen Grund gibt es. Du wirst unsere Herrin sehen, aber bitte, gedulde dich. Ich kann dir nicht sagen, weshalb."
„Die Shoziden haben Geheimnisse? Weilt Carya Andaxi nicht auf Graugischt?"
„Doch, erhabene Frau." General Traver wand sich. „Es gibt gewisse Gründe .'.."
„... über die womöglich in dieser Versammlung beraten wurde?"
„Unter anderem", gestand der General ein- „Wenn du mir, einer Schildwache, die Wahrheit nicht sagen willst, dann sag sie zwei kommenden Schutzherren. Perry Rhodan und Atlan, die beiden Männer neben mir, tragen schon heute eine Aura, die sie zu Schutzherren prädestiniert. -Wir hören!"
Das Schweigen wurde beklemmend. Lyresseas Blick wanderte erneut. Ächzend schoben sich zwei Schota-Magathe über den Boden. „Ich bedauere zutiefst", sagte General Traver endlich, wenngleich stockend. „Wir sehen uns außerstande, Fremde aus Jamondi in alles einzuweihen. Auch nicht die Mediale Schildwache oder gar zwei potenzielle Schutzherren, die aber hier und heute noch keine Schutzherren sind."
„Ich könnte euch zwingen."
Der General versuchte keineswegs, Lyresseas Blick auszuweichen. Allmählich schien er seine Überraschung überwunden
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