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2264 - Die verlorene Schöpfung

Titel: 2264 - Die verlorene Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ein Schraubstock schien sich um meinen Kopf gelegt zu haben und drückte erbarmungslos zu.
    Stöhnend sank ich auf die Knie.
    Abrupt hörte es auf. Was immer mich ergriffen hatte, ließ mich wieder los. Mein Puls normalisierte sich, der Bohrer vibrierte nicht mehr durch mein Hirn, ich zitterte nicht mehr haltlos.
    Am Ende der Wiese erschien eine Gestalt. Ich konnte sie nur verschwommen erkennen.
    Sie war eindeutig humanoid, eine Frau, vielleicht sogar eine Arkonidin. Sie trug ein schlichtes weißes Gewand und war nicht besonders schön, hatte aber etwas Natürliches an sich, das mich auf Anhieb stark beeindruckte.
    Genau wie ...
    Ich verdrängte den Gedanken. Ein Hologramm. Woher sollte hier in diesem Artefakt plötzlich ein Mensch oder Arkonide auftauchen? Es sei denn, Derrin hätte plötzlich eine Vorliebe für Kleider entwickelt...
    Die Erscheinung kam ganz langsam näher, und ich konnte sie deutlicher ausmachen. Ich erstarrte, war zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig.
    Es war keine fremde Lebensform ... ganz im Gegenteil! Ich kannte sie nicht nur, sie hatte mir sogar einmal mehr bedeutet als mein Leben.
    Mein Herz raste. „Thereme?"., flüsterte ich. „Du kennst meinen Namen?" Sie lächelte mich an.
    Wie ist das möglich? Ich spürte, wie das ganze Leid und die Qual, die ihr Tod verursacht hatte, wieder in mir hochsteigen wollten.
    Ich zwang mich, einen klaren Kopf zu bewahren. Sie ist es nicht. Ein Abbild, ein Echo ihres Daseins, mehr nicht... „Wer bin ich?", fragte sie. „Du hast so viele Bilder in dir, doch ich bin leer. Du bist so klein und verletzlich, doch du hast einen Namen." Sie zeigte auf mich. „Gib mir einen Namen! Du erfüllst mich jetzt schon. Ich habe dich gespürt. Deine Wärme hat mich aus der eisigen Einsamkeit geholt." Sie hob die Arme und streckte sie nach mir aus.
    Ich trat zurück. Wie konnte ich mich von ihr umarmen lassen, wenn sie mir völlig fremd war? Denn eins war klar -sie war bestimmt nicht meine Thereme. Thereme war tot.
    Wer bist du? Was bist du? Wie soll ich dir helfen, wenn ich dich nicht verstehe? Ich muss wieder zurück zu den anderen, sie suchen bestimmt schon nach mir! „Komm, ich will es dir zeigen!" Sie drehte sich um und ging leichtfüßig über das Gras davon.
    Widerstrebend folgte ich dem Geschöpf, das aussah wie meine Geliebte aus einem früheren Leben.
    So viel ist seitdem passiert, und doch ist sie noch immer in meinem Herzen. Ich will sie gar nicht vergessen; ihr Platz ist in mir. Es wird eine Bedeutung haben, dass sie hier ist und keine andere.
    Obwohl die Grasebene mir soeben noch schier endlos vorgekommen war, endete sie nach wenigen Schritten an einer Wand. Unverkleidet, mit hastig zusammengesetzten Bauteilen und nachlässig verlegten Leitungen erinnerte sie mich an die der Gänge, durch die ich an Bord des Artefakts geirrt war.
    Die Gestalt öffnete eine Tür, die gerade noch nicht vorhanden gewesen war, und ich folgte ihr in einen Raum, der mich mit zahlreichen Pulten, Konsolen und Rechnerterminals an die Zentrale eines Raumschiffs erinnerte, andererseits aber zahlreiche große Geräte enthielt, über deren Sinn und Zweck ich nicht einmal Vermutungen anstellen konnte. „Wozu brauchst du das alles?", fragte ich. „Das sind die Projektoren." Sie breitete die Arme aus, und es wurde schlagartig so dunkel, dass ich die Erscheinung - oder Projektion oder was auch immer - nicht mehr sehen konnte.
    Unter meinen Füßen leuchtete es auf. Sterne und Galaxien zogen dort vorbei. Ich stand mitten in einem Spiralnebel, um mich wirbelten Sonnen und ihre Planeten. „Das ... ist wunderschön", flüsterte ich unwillkürlich. „Aber ich ... verstehe nicht..."
    Mir wurde schwindlig. Ich konnte nicht mehr erkennen, wo der große Saal aufhörte und die Decke anfing. Ich schwebte mit den Sternen davon.
    So muss sich ein Gott fühlen. Allmächtig inmitten seiner Schöpfung, fernab von allem Weltlichen, von Kriegen und Katastrophen, den Schicksalen aller anderen so weit entrückt.
    Schatten schoben sich ins Bild. Ich hatte sie schon einmal gesehen, Gebilde, die wie wuchernde Krebszellen aussahen. „Kybb-Titanen! Warum zeigst du sie mir? Sie befinden sich im Parr-System. Dort verstecken sie sich hinter einem UHF-Schutzschirm." Ich sagte nicht, dass wir sie für feindselig hielten, doch Thereme kannte meine Gedanken ja sowieso.
    Die Riesenzellen kamen näher. Ich konnte nun ihre zerfaserte Oberfläche deutlich erkennen. Obwohl es sich nur um ein Hologramm handelte,

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