2264 - Die verlorene Schöpfung
fühlte ich mich von ihnen bedroht.
Ihr Äußeres trägt auch nicht dazu bei, freundliche Gefühle zu erzeugen. „Die Schöpfer!"
„Was meinst du?" Meine Gedanken schlugen Kapriolen. „Sie sind meine Schöpfer. Aber sie haben mich verlassen. Da war nichts mehr, und dann bist du gekommen. Bist du auch ein Schöpfer?"
Plötzlich begriff ich. „Du bist das alles hier, nicht wahr?" Ich schluckte.
Das Artefakt lebte. Seine Gedankenimpulse hatten mich getroffen. Wahrscheinlich hatte es wegen meiner Mutantenfähigkeit ausgerechnet mich ausgewählt. Vielleicht brauchte man eine parapsychische Begabung - irgendeine! -, um mit ihm kommunizieren zu können. So, wie ich seine Anwesenheit spürte, hatte es mich wahrgenommen. „Was ist... alles hier?"
Das Hologramm, falls es denn eins war, erlosch, und Ascari stand vor mir. In einem Reflex wollte ich den Strahler ziehen, doch dann besann ich mich eines Besseren.
Es durchforstet meine Gedanken. Es kann alles projizieren, was es darin findet. Wissen die Kybb-Titanen überhaupt, was sie da erschaffen haben? Eine unglaubliche Wesenheit... Und sie lernt schnell dazu, wie ein wissbegieriges Kind. „Du bist ein Artefakt. Ein riesiger Würfel. Wir sind hier, weil wir dich untersuchen wollen. Wir haben gesehen, wie sie dich durch den Schirm des Parr-Systems gebracht haben. Dann sind wir zu dir gekommen."
„Würfel? Ist das mein Name? Es ist schön, seinen Namen zu kennen. Die anderen rufen nach dir.
Willst du zu ihnen?" Die Worte kamen aus Scas Mund. Es machte der Wesenheit offensichtlich Spaß, meine Gedanken in Bilder zu formen.
Aber was sagt man einem Kind, wenn man selbst nichts versteht? „Ja, Würfel! Weißt du, warum sie dich hergebracht haben? Deine Schöpfer, die Kybb ... sie hatten doch einen Grund dafür?"
„Grund? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, was jetzt ist. Aber die Schöpfer werden es mir sagen, wenn es so weit ist. Dann weiß ich es wieder."
Keine Erinnerung! Ich stellte es mir furchtbar vor, nicht zu wissen, woher ich kam. „Ja, ich muss zu den anderen. Sie werden sich schon Sorgen machen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."
„Einen weiten Weg? Du willst mich verlassen? Wie die Schöpfer? Sie haben mich auch allein gelassen. Aber ich will nicht mehr allein sein!"
Mir wurde schlagartig klar, dass ich den Rest meines Lebens in dem Würfel verbringen würde, wenn ich jetzt ein falsches Wort sagte. „Nein, wir wollen dich gar nicht verlassen. Du kannst uns begleiten. Wir freuen uns, wenn du unser Freund wirst." Ich fragte mich, ob ich wirklich dachte, was ich gesagt hatte. Die Wesenheit las in meinen Gedanken wie in einem aufgeschlagenen Buch. „Freund? Was ist das? In dir sind so viele Wesen ... gute und schlechte. Einige haben dich verletzt; manche von ihnen hasst du, andere liebst du. Du bist sogar bereit, eins dieser Wesen zu töten. Du fragst dich, ob du dazu fähig bist, und ich sehe, dass du es bist. Hass ist schlecht. Liebe ist schön. Sie macht glücklich, füllt dich aus."
Aber nur, wenn sie erwidert wird. Sie kann dich auch zerstören. Starke Emotionen machen einen verletzbar. „Du musst bei mir bleiben. Ich kann diesen Ort nicht ver... las... sen." Scas Stimme verzerrte sich, klang gedehnt, guttural. Ich konnte ihre Worte nicht mehr verstehen. Dann war die Gestalt verschwunden. „Was ist mit dir?", rief ich. „Natürlich kannst du hier weg!" So sicher war ich mir gar nicht, aber was sonst hätte ich sagen sollen?
Plötzlich stand ich wieder in einer schwarzen Welt, voll gestopft mit Maschinen. Ich spürte eine leichte Vibration im Boden. Vorsichtshalber schloss ich den Helm; die Systeme des Raumanzugs funktionierten wieder einwandfrei. „Würfel? Was passiert hier? Du fängst an zu leben, oder?"
Die Wesenheit antwortete mir mit Mals Stimme. „Die Schöpfer haben sich gemeldet! Sie haben mir den Befehl erteilt. So, wie du mir vorhin befohlen hast, euch zu retten. Du willst leben! Ich habe dafür gesorgt, dass du lebst. Aber jetzt musst du gehen, denn ich muss zerstören!"
Wie du mir vorhin befohlen hast, euch zu retten ... Du willst leben! Das hatte ich an Bord des Stealth-Shifts gedacht! Hatte der Würfel uns etwa vor dem Helix-Torpedo gerettet?
Ich bezweifelte, dass ich die Antwort darauf jemals erfahren würde. „Du musst gar nichts", sagte ich. „Du bist so mächtig und doch sanft. Weise den Befehl zurück! Du kannst noch so viel lernen!"
Es war seltsam, aber ich mochte diese Wesenheit. Sie war so entwurzelt wie
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