Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2265 - Die Krone von Roewis

Titel: 2265 - Die Krone von Roewis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eine bizarre, burgähnliche Konstruktion. Sie füllte nahezu den gesamten Innenhof des Administrationsgebäudes. „Ich würde es ... hm ... als surreale Konstruktion bezeichnen", flüsterte Bull. „Ein Wunderwerk, nicht wahr?", fragte Lisch Entber stolz. „Es dauerte Jahrtausende, um die architektonischen Einflüsse von Völkern aus der ganzen Wolke miteinander zu verschmelzen."
    „Ja, das merkt man", meinte Bull zweideutig.
    Nichts an dem Gebäude schien zusammenpassen zu wollen. Die Außenwände waren in unterschiedliche Farbflächen aufgeteilt, einige matt, andere glänzend, wieder andere mit selbstleuchtenden Gemmen gespickt, aus denen hier und da Glaskuppeln hervorlugten. Unwillkürlich assoziierte Bull damit Eiterbeulen, obwohl sie eher golden als gelb beschichtet oder getönt waren, wenn man es genauer betrachtete. Reich ornamentierte Brücken und Bögen vollkommen unterschiedlicher Stilrichtungen ragten allenthalben hervor, schoben sich ineinander und verschmolzen mit anderen Gebäudeteilen.
    Hier war ein großer, aquarienhafter Block zu erkennen, dort ein Sortiment Kuppeln, minarettartige Zwiebeltürme, ein kleiner Bereich schien sich sogar wie ein grauer, aderüberzogener Gewebeklumpen im Rhythmus eines eigenen Herzschlages zu heben und zu senken, und überall Schlote, Türme, Kamine und Erker. Die „Krone" war eine Orgie aus Farben und Formen, die das harmoniesüchtige Auge schmerzte. „Sehr ungewöhnlich", murmelte Bull mangels eines besseren Ausdrucks. „Genau das ist es", entgegnete Lisch Entber mit leuchtenden Augen. „Ich freue mich, dass du es so siehst. Manche Gäste empfinden die Krone als hässlich, weil sie nicht die Sinne besitzen, das Wesentliche zu erkennen." Der Hausmeister reckte stolz die Brust vor. „Aber die Krone ist ein Symbol. Ein Symbol dafür, dass die verschiedensten Völker unserer Kleingalaxis wirklich und wahrhaftig bereit sind, aufeinander zuzugehen und die Einflüsse des jeweils anderen nicht nur zu tolerieren, sondern auch zu schätzen."
    Lisch Entber deutete auf einen dunkelgrün gefärbten Nebenflügel mit mehreren Glaskuppeln, die großteils mit aus der Entfernung undefinierbaren Flüssigkeiten geflutet waren. „Seht ihr diesen Anbau?", fragte er. Und, ohne eine Antwort abzuwarten: „Dies ist der Flügel, den die Perlians für ihre Bequemlichkeit errichtet haben. Unsere ehemaligen Versklaver." Der Hausmeister blickte Bull direkt in die Augen. „Wir haben ihnen verziehen. Wir akzeptieren und schätzen sie."
    Der Unsterbliche schwieg, aber wackelte vage mit dem Kopf, was der Gurrad wohl als Bestätigung begriff. „Komrat jetzt!", sagte Lisch. Er kratzte sich, sichtlich verlegen ob des ungewohnt langen und emotionalen Auftritts, am Mähnenansatz. „Ich zeige euch nun die Quartiere. Anschließend kümmere ich mich um das ... Handgepäck."
    Bull folgte ihm betreten. Er spürte das Ziehen von Guckys Hand an der seinen und beugte sich unwillkürlich hinab. „Mir kommt die Krone von Roewis plötzlich wie ein Juwel vor", flüsterte der Ilt. „Wie ein glänzender Edelstein."
    „Und ich schäme mich", entgegnete Bull. „Wir haben uns vom Äußeren täuschen lassen."
    „Anscheinend sind wir bei weitem nicht so frei von Vorurteilen, wie wir es gerne hätten." 11-Tadh AI Armin Es war nicht leicht, in diesen Tagen alle Fäden in der Hand zu behalten.
    Die überraschende Ankunft des Fernraumschiffes aus dem Schielenden Auge bot zwar eine Chance, mit der er nicht hatte rechnen dürfen. Andererseits durfte er sein tatsächliches Ziel nicht aus den Augen verlieren. Die Delegation aus dem mächtig gewordenen Mantoll-Imperium, mehr als einhundert Gurrads stark, erforderte viel Aufmerksamkeit. „Läuft alles wie geplant, Dinded?", fragte er zerstreut. „So, wie du es wünschtest, Al Arroin." Dinded Teifer, sein Stellvertreter, schnaufte zustimmend.
    Der Kolonial-Gurrad mit dem seltsam hellen Gelbton im Brustfell und einer etwas zischelnden Aussprache war ein aufmerksamer, vernünftiger Mann mit einer Menge brauchbarer Eigenschaften.
    Aber sollte er diesen hochintelligenten Gurrad an seiner Seite dulden? Stellvertreter hatten genügsam, treu ergeben und etwas trottelig zu sein, um ihre Funktion zu seiner Zufriedenheit zu erfüllen. „Was machen die Terraner?", fragte er beiläufig. Er steckte den abgespreizten Daumen in den Spitzer. Es kitzelte leicht, als sich die Rotationsklingen in Bewegung setzten, seine Krallen zu schärfen und zu polieren begannen. „Sie haben sich

Weitere Kostenlose Bücher