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2265 - Die Krone von Roewis

Titel: 2265 - Die Krone von Roewis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bauch. Wie immer krochen die kleinen, gelblichen Würmer zuerst in das dichte Brusthaar, das wie ein eigener kleiner Pelz wirkte: Er galt als Zeichen der Männlichkeit und Virilität. Er betrachtete sie aufmerksam.
    Die Anbels waren darauf dressiert, Hautunreinheiten zu vertilgen, kleinere Wunden zu schließen und Bakterienbelag von den Zähnen zu fressen.
    Die Würmer waren eigentlich ein Spielzeug der Begüterten und Einflussreichen. Aber als Hausmeister der „Krone" stand man immer in einem Teil des Glanzes der hohen Tiere. Die Anbels hatten einmal einem Handelsherrn des Planeten Ayshrän-Ho gehört, der aufgrund einer Intrige vom Thron gehebelt worden war. Nach seiner überstürzten Abreise waren ihm die persönlichen Sachen zwar nachgeschickt worden, doch um die Würmchen hatte sich niemand gekümmert. „Kommt nur, meine kleinen Lieblinge!", flüsterte Lisch und öffnete den Mund. Die zwei tüchtigsten Anbels kamen gegen den Widerstand des starken Sandgebläses über den Hals gekrochen und suchten sich ihren Weg über die tiefen Kinnfalten. So wie jeden Tag.
    Er schloss den Mund und zog die Zunge ein klein wenig zurück.
    Es war ein widerliches Gefühl, die beiden Fremdkörper in seinem Rachen zu spüren. Selbst nach Jahren hatte er sich nicht daran gewöhnen können. Aber was bedeuteten diese kleinen Unannehmlichkeiten gegen das Wissen, den ganzen Tag sauberen Atem zu verbreiten und glänzend goldfarbene, zugespitzte Zähne zeigen zu können?
    Lisch schob den breiten Rücken gegen den hinteren Kratzbaum. Er fühlte die stacheligen Naturhohldornen des Esch-Baumes. Sie fuhren wie von selbst in den Mähnenwulst und toupierten ihn dank seiner kreisenden Bewegungen ein wenig auf, während über Wirbelgebläse ein harziger Parfumduft in die ledrige Haut einmassiert wurde.
    Lischs Lebensgeister erwachten endgültig. Er stieß ein wohliges Knurren aus, verließ die Trockenzelle und gurgelte mit einem Schluck Wasser. Die beiden Anbels, die das Ende ihrer Arbeit mit einem sanften Biss in seine Oberlippe kundtaten, spuckte er in die Reinigungsdose zurück. Alle anderen pflückte er von Hand ab. „Der Tag kann kommen", sagte er, der mächtigste Mann der Krone. Er zog den weißen Arbeitsoverall über, beutelte die Mähne ein letztes Mal durch, wünschte seiner Frau inbrünstig einen langsamen Tod und ging an die Arbeit.
    Es würde ein Tag werden wie alle anderen. Aufregend und erfüllend.
     
    2.
     
    Reginald Bull Bull konzentrierte sich auf das Bild, das über die Holo-Matrix projiziert wurde. Die Sonne Grosnor war als silbern glänzender Diamant im Zentrum der Aufnahme wiedergegeben. Roewis, ihr Ziel, stach als dritter von neun Planeten rubinfarben hervor. „Das bedeutet noch zwölf weitere Etappen zu je fünfzig Lichtjahren", sagte Oberst Pragesh und gestattete sich ein Seufzen.
    Reginald Bull konnte es ihm nachfühlen. War doch die ganze Selbstverständlichkeit der Raumfahrt dahin. Noch vor wenigen Jahren hatten ihnen die Wege zu den entferntesten Sterneninseln offen gestanden; heute blieben sie auf kleine und kleinste Hüpf er durch das All reduziert. Allein, dass sie Magellan erreicht hatten, kam schon fast einem Wunder gleich.
    Eine Linearetappe ä fünfzig Lichtjahre, dann zwangsweise Rückkehr in den Normalraum. Austausch eines Kompensations-Konverters nach maximal 2500 Lichtjahren. Unser Blick, der weit über den Horizont des Glaubhaften gereicht hatte, ist reduziert wie der eines Maulwurfs. „Noch schlimmer", sagte Bull laut. „Wir sehen sie, aber wir können die meisten Ziele nicht mehr erreichen. Wir sitzen auf einer Insel inmitten des Ozeans und beobachten durch Fernrohre, was die Bewohner anderer Inseln so treiben."
    „Wie bitte?" Der Kommandant der RICHARD BURTON drehte sich um und betrachtete ihn irritiert.
    Der Unsterbliche lächelte Pragesh müde zu. „Ältere Menschen neigen zu Selbstgesprächen.
    Wusstest du das nicht?" Übergangslos wurde er ernst. „Irgendwelche Fehlermeldungen?"
    „Keine, die über die bisherigen hinausgehen. Unser Mangel an Hyperkristallen ist die einzige echte Schwäche. Daher wäre es ratsam, den Hawk-Konverter, den wir derzeit in Betrieb haben, ebenfalls auf Roewis auszutauschen."
    „Wer garantiert eigentlich, dass die Gurrads uns helfen werden?", fragte Major DeMool misstrauisch.
    Der kleine, zart gebaute Olympgeborene war Dritter Offizier des Schiffes und tat während der Ruhephasen von Tako Ronta und Knut Anderson Dienst als Prageshs Stellvertreter. Seine düstere,

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