2272 - Sturm auf Graugischt
dass die Hyperdimos die Weißen Kreuzer der Schutzherrin verschonten.
War es möglich ...? Nein, dieser Gedanke erschien dem Kybb-Rodish zu fantastisch. Und doch: War es möglich, dass die Hyperdimos keine Naturerscheinung waren, sondern seit jeher eine Ausgeburt der Schutzherrin Carya Andaxi? Hatte Tagg Kharzani davon gewusst und deshalb den Einsatz der Titanen untersagt?
Das ergab Sinn, wenngleich Deitz Duarto sich verraten fühlte. Andererseits hatte er ein zweites Geheimnis von Graugischt zum Greifen nahe vor sich. Er hatte geahnt, dass der Angriff nicht einfach sein würde.
Dessen ungeachtet protestierten die Offiziere der DRIITH gegen den Rückzug und verlangten den Einsatz der Kybb-Titanen. „Kein Kybb-Giraxx kann diese Schmach auf sich sitzen lassen!", klang es unter seiner Schädeldecke nach, und die Entschlossenheit der Männer raubte ihm die letzte Kraft. Lange würde er sich trotz der Schienen nicht mehr auf den Beinen halten.
Deitz Duarto verfluchte diesen Tag. „Der Herr Tagg Kharzani selbst hat den Einsatz der Titanen verboten!" Er brüllte die Offiziere beinahe an und erschrak selbst über dieses äußerliche Zeichen von Schwäche. „Wir ziehen uns zurück!", beharrte er schon wesentlich gemäßigter. „Aber wir werden wieder angreifen, sobald die Hyperdimos verschwunden sind. Sie halten sich nicht ewig in diesem System auf. Das haben sie nie getan, und das werden sie auch hier nicht tun."
Zufrieden waren die Kybb-Giraxx nicht. Das spürte Deitz Duarto deutlich. Vielleicht gab es unter ihnen sogar Männer, die glaubten, zu Höherem geboren zu sein, die nach der Macht eines Prim-Direktors strebten.
Er musste vorsichtig sein, wollte er noch lange leben.
Und das wollte Deitz Duarto. Trotz seiner brüchigen Knochen und der versagenden Muskeln.
Er wollte leben, solange sein Geist funktionierte.
Vor allem wollte er sehen, was außerhalb des Hyperkokons lag. Lange, sagten die Wissenschaftler, würde er darauf nicht mehr warten müssen.
Ein verzehrendes Feuer loderte in Zephydas Augen, als sie dem Beiboot entgegenblickte, das in dem Moment einschleuste. Ich sah, dass sie die Lippen zusammenpresste und ihre Wangenknochen kantig hervortraten. Außerdem wusste die Epha-Motana nicht, wohin mit ihren Händen. Unruhig knetete sie ihre Finger, aber letztlich verschränkte sie die Arme vor dem Leib.
Als ihr bewusst wurde, dass ich sie beobachtete, zuckte die Stellare Majestät kurz zusammen.
Allerdings entspannte sie sich sofort wieder, als sie mein Lächeln bemerkte.
Das Beiboot der ELEBATO setzte auf. Ein leises Knirschen lag in der Luft, als der Rumpf zur Ruhe kam.
Das Kommandoschiff von General Traver und die SCHWERT hingen nur noch knapp fünfzehn Kilometer hoch über der endlosen Wasserwüste von Graugischt. Weit entfernt, außerhalb der Atmosphäre, warteten die Hyperdimos. Sie waren einfach da ... sie sicherten den Planeten ab, daran konnte es keinen Zweifel geben ... und sie schwiegen. Wie auch immer ein Kontakt mit ihnen möglich sein konnte, wir hatten es noch nicht geschafft, und deshalb wartete ich kaum weniger angespannt als Zephyda darauf, Atlan endlich wiederzusehen.
Die Seitenschleuse des Beiboots öffnete sich.
Seltsamerweise dachte ich daran, dass in dem Moment wohl die ersten Weißen Kreuzer der Shoziden in den Ozean eintauchten, um die Submarinen Sphären anzufliegen. Wir hatten in der kurzen Zeit seit dem Verschwinden der Kybb noch keinen brauchbaren Funkkontakt bekommen und wussten nicht, wie es unter Wasser wirklich aussah. Unsere schlimmste Befürchtung war, dass einige Sphären Treffer erhalten hatten und zerstört worden waren.
Eine kantig wirkende, schwarz gekleidete Gestalt erschien in der engen Schleusenkammer.
Ich musste zweimal hinsehen, um Rorkhete zu erkennen, aber auch dann verstand ich nicht, weshalb er plötzlich einen schwarzen Kampfanzug trug. Überhaupt schien Rorkhete sich verändert zu haben. Den schmalen Kopf hoch erhoben, wanderte sein Blick durch den Hangar, dann schwang er sich so geschmeidig aus dem Beiboot und kam federnd auf, wie er es noch vor kurzem niemals geschafft hätte. Zephyda stieß einen überraschten Laut aus. „Wir sind wieder da!", rief Rorkhete dröhnend. „Unkraut vergeht nicht!"
Den Spruch konnte nur Atlan dem Shoziden eingetrichtert haben. Aber für dessen plötzliches Selbstbewusstsein war der Arkonide wohl kaum verantwortlich. Was immer der ELEBATO zugestoßen war, Rorkhete hatte davon sichtlich profitiert.
Endlich erschien
Weitere Kostenlose Bücher