2275 - Finale für Arphonie
nächster Atemzug konnte der letzte sein. Und dann? Sein Ruhm würde verblassen wie das Licht der Sterne. Das Leben würde sehr schnell vergessen, dass es ihn, Tagg Kharzani, jemals gegeben hatte.
Vergessen zu werden war das Schlimmste am Tod. Ausgelöscht, bedeutungslos, als hätte er nie existiert. „Ist es nicht so, Enkrine?", stieß er stockend hervor.
Warum sollte sich das Universum an einen Mörder erinnern?, antwortete der Symbiont in seinen Gedanken.
Tagg Kharzanis Hände zuckten hoch, die Knochenfinger verkrallten sich am dürren Hals in das hauchdünne Gewebe, das den Symbionten ausmachte, aber dann verließ ihn die Kraft.
Eine Weile fühlte er sich wie versteinert, schließlich durchlief ein Zucken den ausgemergelten Körper. Wimmernd ließ Kharzani die Arme sinken.
Warum tust du es nicht?, fragte der Symbiont unbewegt. Du würdest „nur" dein Gewissen verlieren. Oder hin ich doch längst ein Teil von dir, viel mehr, als du dir jemals eingestehen wolltest? Du kannst mich nicht töten, Tagg Kharzani, ohne dich selbst zu verletzen.
Schweigend kontrollierte Kharzani die Sicherheitsvorrichtungen, die alle Räume seiner Unterkunft zu einer kleinen Festung machten. Der Schutzschirm war aktiv, ebenso die interne Sauerstoffversorgung; es gab ausreichend Trinkwasser und Nahrungsmittel, und der eigene Energiespeicher würde ausreichen, um alle lebenswichtigen Funktionen einschließlich des Notsenders wochenlang in Betrieb zu halten. Raumanzüge hingen zudem in jedem Zimmer griffbereit.
Tagg Kharzani schaltete eine Sprechverbindung in die Zentrale. Er selbst blieb unsichtbar, während er das Geschehen im Bereich des Kommandanten in allen Einzelheiten mitverfolgen konnte. „Zwei Hyperdimos vernichtet?", hörte er Deitz Duarto fragen. „Ein Irrtum ist ausgeschlossen?" Die schattenhafte Erscheinung des Prim-Direktors schien sich jäh zu verdichten, ein unübersehbarer Hinweis auf seine Erregung. „Der Abschuss wurde von mehreren Seiten bestätigt!", meldete ein Kybb außerhalb der optischen Erfassung. „Einzelheiten!"
„Wir erhalten eine Bildaufzeichnung von ..."
Der große Hauptschirm vor dem Kommandostand wurde von einer Störungsfront durchzogen, dann stabilisierte sich die Projektion.
Tagg Kharzani prallte unwillkürlich zurück, als der Eindruck entstand, dass die riesenhafte Erscheinung geradewegs in die Zentrale stürzte. Selten zuvor hatte er eines der fischähnlichen... Wesen so deutlich erkennen können. Eine kleine Flotte von Würfelraumern und Zylinderdisken griff den Hyperdimo an, doch die Breitseiten der Schiffe blieben ohne Wirkung.
Urplötzlich grelle Aufrisserscheinungen, begleitet von zuckender Helligkeit, die den riesigen Körper umfloss. Ein einziger Schwanzschlag des Hyperdimos hatte zwei 500 Meter durchmessende Kampfraumschiffe der Kybb-Cranar aus dem Raum gefegt und vernichtet.
Das Bild schwankte, wirkte verzerrt, stabilisierte sich von neuem. Mit einem Sprung vorwärts stürzte sich der Angreifer auf die Zylinderdisken. Tagg Kharzani glaubte, ein Maul aufklaffen zu sehen, groß wie ein Schwarzes Loch. Als es zuschnappte, verschwanden zwei Diskusschiffe spurlos.
Gellende Schreie waren im Funkverkehr der Kybb zu vernehmen. Panik griff um sich, zumal ein neues Raumbeben mit starken Schwerkraftfronten nach den Schiffen griff.
Der Hyperdimo krümmte sich. Tagg Kharzani schaute genauer hin. Die monströse Kreatur wälzte sich mit einem Mal um die eigene Achse, während die Schädelpartie und der Schwanz heftig zuckten. Ein Würfelraumer wurde von dem Hyperdimo schier überrollt und auseinander gerissen, aber diesmal verschwand das Wrack nicht sofort im Hyperraum, es explodierte, und die glühenden Fragmente bohrten sich in die Flanke des Angreifers und rissen weit aufklaffende Wunden.
Sekundenlang zeigte die optische Erfassung brodelnde Düsternis, undefinierbare halb materielle Erscheinungen, die sich in zuckender Bewegung zu befinden schienen. Kharzani war sich keineswegs sicher, ob es sich um die Eingeweide eines Lebewesens handelte oder um technische Gerätschaften, aber dann, noch ehe er die Eindrücke wirklich erfassen und verarbeiten konnte, wechselte das Bild.
Mit ihrer gesamten Feuerkraft griffen die beiden letzten Zylinderdisken den Hyperdimo an, und sie schafften das Unmögliche. Die Erscheinung zerfiel, sie brach nicht auseinander, sondern löste sich langsam auf.
Carya Andaxis Streitmacht war also doch nicht unbesiegbar. Zum ersten Mal seit langem registrierte Tagg
Weitere Kostenlose Bücher