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228 - Crows Schatten

228 - Crows Schatten

Titel: 228 - Crows Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zog den Helm dann tief in die Stirn.
    »Wir haben keinen Verteidigungsfall!«, rief Trashcan Kid. »Wir haben nur einen Wahnsinnigen draußen vor dem Tor!«
    Das Gewehr im Anschlag, beugte Rev’rend Sweat sich über die Mauer. Ein Stein knallte ihm gegen den Stahlhelm, die Wucht des Treffers schleuderte ihn zurück gegen die Brüstung des Wehrgangs.
    »Runter!«, befahl Amoz Calypso. »Wir öffnen das Tor und greifen uns den Kerl! Lebend, wenn es geht!«
    Alle polterten nun über den Wehrgang in Richtung Turm, die beiden Rev’rends, die Bunkersoldaten und Trashcan Kids Leute. Als sie unten unter dem Torbogen ankamen, riss Dirty Buck schon an den Riegeln herum. Christie Calypso scheuchte die unbewaffneten Frauen und Männer in ihre Häuser, und Trashcan Kid rief: »Hey, Buck, du Sau! Mach langsam, wir wollen uns auch ein bisschen prügeln mit dem Bock da draußen!«
    Plötzlich verstummten alle und lauschten – die Schläge gegen das Tor hatten aufgehört! Schritte entfernten sich.
    »Schnell!«, fauchte Christie Calypso. »Er haut ab!« Alle stürzten ans Tor. Gemeinsam rissen sie die Riegel aus den Bügeln. Während vier Soldaten mit angelegten Lasergewehren und Dirty Buck mit der Magnum in beiden Händen fünf Schritte vom Tor entfernt Aufstellung nahmen, zogen die anderen Männer beide Torflügel auf.
    Niemand stand mehr vor dem Westtor.
    Mit angelegten Schusswaffen stürmten die Soldaten, die Rev’rends und Trashcan Kids Leute nach draußen und sicherten und spähten nach allen Seiten. »Da ist er!«, rief Ozzie und deutete nach Norden. Dreihundert Schritte entfernt huschte der Bocksköpfige zwischen Büschen, Erdlöchern und vereinzelten Ruinen zur Flussböschung hinunter. In der Deckung der Mauer war er wohl zuerst nach Norden gespurtet und wollte jetzt zurück zum Potomac River.
    »Nehmt ihn unter Feuer!«, befahl Amoz Calypso von der Mauer herunter. Er selbst schoss die erste Laserladung auf den Bocksköpfigen. Sie schlug in einen Busch ein, aus deren Deckung der Wilde gerade gesprungen war. Sofort stand das Gehölz in Flammen. Im Feuerschein sah man das Federkleid und die Hörner des Barbaren. Er galoppierte auf zwei Beinen zwischen die Ruinen und verschwand unten am Flussufer.
    »Ein Dämon«, flüsterte Rev’rend Torture ergriffen. »Wahrhaftig ein Dämon.«
    »Vielleicht war es auch der HERR selbst in der Gestalt Orguudoos!«, zischte Trashcan Kid. »Vielleicht wollte er seine schwachköpfigen Diener mal eben abchecken!«
    ***
    Vier Stunden nach Mitternacht trafen sie sich auf dem Dach der Bibliotheksruine. Mr. Black hatte die wichtigsten Leute sämtlicher Gruppen zusammenrufen lassen; von den acht Rev’rends hatte er selbstverständlich keinen eingeladen.
    Nach und nach betraten sie das Kuppelzelt zwischen den Kaminen, den Aufzugsschächten und Entlüftungsrohren. Büsche und einzelne verkrüppelte Birken wucherten hier oben. Cross und Garrett kamen in Begleitung der Calypso-Zwillinge. Ein Einstiegsschacht zum Pentagonbunker lag unten, im Kellergeschoss der Bibliotheksruine.
    Das Zelt wurde normalerweise von den Wächtern genutzt, die hier oben rund um die Uhr in drei Schichten die Ruinenstadt beobachteten; meistens zu zweit. Das Hauptquartier der Rev’rends, das Fordtheater, war von hier aus nur eine Meile Luftlinie entfernt. Vom Dach der Bibliotheksruine konnte man praktisch ganz Waashton überblicken. Auch das Potomacufer war bei Tageslicht gut zu erkennen.
    Als alle sich eingefunden hatten, wurde es eng im Zelt; elf Männer und Frauen drängten sich unter der Zeltkuppel zusammen. Draußen hatte Mr. Black die Wachen verdreifachen lassen. »Ihr wisst, wozu wir uns hier treffen«, eröffnete er die Zusammenkunft.
    »Kriegsrat, schätze ich«, sagte Trashcan Kid. Er war mit Loola und Dirty Buck gekommen.
    »Richtig.« Mr. Black nickte. »Zuvor jedoch bitte ich um die neuesten Berichte aus der Stadt und aus dem Bunker.«
    Alexandra Cross, die Präsidentin, berichtete über Neuigkeiten aus dem Pentagonbunker. Zwei Geburten innerhalb eines Monats waren zu verzeichnen, zurückblickend auf das ganze laufende Jahr konnte man sich jetzt über acht Neugeborene freuen. Sechs Sterbefälle standen diesen Geburten gegenüber, was nichts weniger hieß, als dass sich für 2524 zum ersten Mal seit vier Jahren wieder ein Bevölkerungswachstum abzeichnete. Insgesamt lebten zurzeit hundertsechsundachtzig Menschen im Bunkersystem unter dem ehemaligen Pentagon. Elf Einwohner kamen aus bisher ungeklärter Ursache

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