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228 - Crows Schatten

228 - Crows Schatten

Titel: 228 - Crows Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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erreichte Miki Takeo den Potomac. Die Sonne war längst untergegangen. Er lief ein Stück stromaufwärts bis zu jener halb zerfallenen Interstate-Brücke, die von den Nachkommen der US-Regierung noch heute Cabin John Brigde genannt wurde. Der von Gras und Unkraut überwucherte Asphalt zitterte unter dem Stampfen seiner Plysteroxbeine, als er auf der Brücke den Strom überquerte.
    Am anderen Ufer wandte er sich nach Südosten. Durch Buschland und Gras der Uferböschung rannte er seinem Ziel entgegen: Waashton.
    Das Signal, dem er folgte, seit er es in Amarillo empfangen hatte, kam aus der Stadt der Macht. Sie waren wieder aktiv! Und das sicher nicht von ganz allein; jemand musste sie reaktiviert haben. Takeo vermied es, schon jetzt Rückschlüsse zu ziehen, die sich als falsch herausstellen konnten. Aber seine Besorgnis wuchs.
    Nach zwei weiteren Meilen konnte er die Silhouette der Dächer und Türme Waashtons heranzoomen und im Nachtsicht- und Teleskopmodus betrachten. Es brannten nicht viele Lichter. Menschen entdeckte er nur vereinzelt auf der Wehrmauer über den Toren.
    Doch halt – da waren Wärmequellen am Westtor! Viele schwache – mindestens neun – und eine starke! Er steuerte die mit Infrarot georteten Wärmequellen am Stadtrand an.
    Aus zwei Meilen Entfernung sah er dann das Feuer. Die Flammen schlugen meterhoch in den Nachthimmel. Das Tor brannte, und ein Wehrturm, und mindestens eines der angrenzenden Häuser. Viele Menschen waren dort mit Löscharbeiten beschäftigt. Einige trugen Leichen davon, die vor dem brennenden Tor lagen. Zwei Männer schoben ein dreirädriges Gefährt aus dem Bereich der Flammen.
    In der Deckung von Ruinen und Bäumen näherte sich Miki Takeo dem Westtor. Im Teleskopmodus betrachtete er die Toten genauer, die sie davon trugen. Er erkannte Einschusskanäle von Laserstrahlen, Würgemale und Stichverletzungen. Diese Menschen waren nicht an den Folgen eines Brandes gestorben. Ohne Zweifel hatte ein Kampf vor dem Westtor stattgefunden. Waren sie die Angreifer gewesen?
    Im Schutz der Dunkelheit schlich Miki Takeo etwa zweihundert Schritte vom Tor entfernt zur Mauer. Er wollte vermeiden, dass sein Erscheinen bei den Leuten Panik auslöste und sie die Löscharbeiten unterbrachen und flohen.
    Unterhalb der Mauer ging er in die Hocke, spähte nach oben – und sprang ab. Mit diesem Sprung aus dem Stand überwand er die Zinnen und landete auf dem Wehrgang. Die Holzkonstruktion schwankte und knarrte.
    Takeo richtete sich auf und spähte zum Westtor. Mindestens zwanzig Menschen waren dort inzwischen mit Löscharbeiten beschäftigt. Er sprang vom Wehrgang auf die Straße hinunter. Eng an die Fassaden gedrückt, huschte er in die Stadt hinein.
    Wieder meldeten sich seine integrierten Funksensoren. Er blieb stehen und versuchte sie zu orten. Sie trugen ganz eindeutig seine Signatur. Dass es U-Men waren, stand außer Frage. Doch woher kamen sie, wer hatte sie in einen Einsatz geschickt, und mit welchem Auftrag?
    Von den organischen Robotern, die er einst geschaffen hatte, um der Menschheit einen neuen, besseren Weg aufzuzeigen, hätten seit dem 18. Oktober 2521 keine mehr existieren dürfen. Damals, am Kratersee, waren sie mit einem Notfall-Signal deaktiviert worden und in der Hölle der Atomexplosionen vergangen. Kurz bevor er selbst von dem EMP abgeschaltet worden war.
    Miki Takeo sondierte sämtliche Fakten, die er in den letzten Minuten wahrgenommen hatte: die Toten, ihre Wunden, die Maschine, das brennende Tor, die vielen Menschen bei den Löscharbeiten, die U-Men-Signaturen. Er erkannte die Angriffsstrategie: Die U-Men waren mit Gewalt in die Stadt eingedrungen und hatten das Tor und ein paar Häuser entzündet, um möglichst viele potentielle Gegner aus dem Stadtzentrum an die Mauer zu locken und dort mit Löscharbeiten zu binden.
    Takeo drehte sich ein paar Mal um sich selbst. Sorgfältig überprüfte er die Signale, die seine Sensoren empfingen. Es waren insgesamt fünf. Vier kamen aus einem großen Gebäude etwa dreihundert Meter entfernt, eines mitten aus der großen Ruinensiedlung; vermutlich aus der Gegend des Capitols. Die Quelle dieses Signals bewegte sich in einer Entfernung von etwa einer halben Meile.
    Miki Takeo entschied sich rasch. Er machte sich auf den Weg in das große Gebäude, in dem er vier Signaturen anpeilte.
    ***
    Dirty Buck lauschte an der Treppe. Der General, Trashcan Kid und der Bürgermeister waren gekommen. Im Obergeschoss des Foyers hielten sie Kriegsrat

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