2285 - Tag der Verkündung
übernehmen kannst, nicht einmal aus nächster Nähe."
Das stimmt. Mein Herr und Gott hat es mir gegenüber bestätigt. Vielleicht schützen sie die Aktivatorchips, vielleicht sind die drei mental zu stark, vielleicht spielen noch andere Komponenten eine Rolle. Genau vermag das niemand zu sagen, auch Gon-Orbhon nicht.
Was seiner theoretischen Allmacht selbstverständlich keinen Abbruch tut. „Ihr drei zählt nicht", entgegnet er, nach wie vor ungerührt. „Mir huldigen inzwischen rund eine Milliarde Menschen auf diesem Planeten."
„Du hast sie über das Stock-Relais in großem Maßstab geistig versklavt, ihnen Loyalität zu dir und Imberlocks Kirche eingeimpft. Aber kannst du permanenten Kontakt halten, sie rund um die Uhr überwachen?"
„Wozu? Dies ist nicht notwendig. Sie dienen mir, so gut sie es vermögen."
„Hm. Mir scheint, du leidest da unter einer Art Bandbreiten-Problem, mein Lieber. Je größer die Zahl deiner Jünger, desto qualitativ schlechter der Grad an Kontrolle. Könnte es sein, dass du deine Kapazität ein wenig überstrapazierst?"
„Für die Terraner wird es reichen." Nun klingt mein Herr und Gott ein wenig schroff. „Außerdem konvertieren beständig Menschen zu unserer Religion, ohne von mir direkt beeinflusst zu sein."
„Mitläufer", sagt der Häftling abschätzig, sich offenbar seiner prekären Situation nicht ausreichend bewusst. Er vollführt eine Handbewegung in meine Richtung. „Roboter; mentale Marionetten; und Trittbrettfahrer. Fürwahr nicht die ideale Basis, um darauf ein Galaxienreich zu errichten."
„Rätst du uns damit, auf die Terraner zu verzichten? Soll ich mich also gegen sie entscheiden und diesen Planeten entvölkern? Wäre dir das lieber, Reginald Bull?"
Das hat gesessen. Der Mann schluckt; sein Köpf hat sich hochrot gefärbt. „Mit den Terranern lassen sich große Dinge vollbringen", sagt er schließlich, nach mehreren Atemzügen, leise und rau. „Das haben Perry und meine Wenigkeit bewiesen. Aber man kann sie auf Dauer nicht zwingen, ihnen nicht einfach einen fremden Willen oktroyieren. Man muss sie überzeugen, und zwar bei freiem Bewusstsein."
Er kneift die Augen zusammen. „Entweder du schaffst das, Gon-Orbhon, oder deine Tage sind gezählt."
Achte Attraktion: Keulen, Bälle, ein Salto und ein Drahtseilakt 3. April 1333 NGZ 45.
Mondra kletterte. So schnell sie konnte, hangelte sie sich im Gestänge des Riesenrads nach oben.
Sie hatte zu diesem Einsatz bewusst keine Ausrüstungsgegenstände mitgenommen, deren Energieentfaltung hätte angemessen werden können, also auch keinen Mikro-Antigrav. Zu groß war die Gefahr einer zufälligen Ortung durch Patrouillen der Polizei, des TLD oder des Militärs; von den Kybb-Kriegern ganz zu schweigen.
Schon dass sie ihre Kostümierung abgelegt hatte, stellte ein hohes Risiko dar. Doch in den Klamotten, die ihrer Rolle als Ashanty Paz entsprachen, hätte sie den Aufstieg nie so rasch bewältigt.
Und jede Sekunde konnte kostbar sein. Denn Homer G. Adams steckte in Schwierigkeiten.
Sie war bereits etwa zwanzig Meter hoch. Es gab keine Anzeichen dafür, dass jemand sie bemerkt hatte, obwohl das Fundament des uralten Wiener „Fahrgeschäfts" von Hunderten Menschen und Außerirdischen umringt war. Aber in ihrem dunklen, hauteng anliegenden Tarnanzug verschmolz sie mit den Schatten des Stützpfeilers, und diejenigen Touristen, die nach oben blickten, wurden von den bunten Lichterketten an den Gondeln geblendet.
Seit etwa zwei Minuten stand das Wahrzeichen des „Wurstelprater" genannten Vergnügungsparks still. Das hing vermutlich mit den beiden Polizeigleitern zusammen, die knapp über dem höchsten Punkt des Riesenrads Position bezogen hatten. Über jenem Waggon, in dem sich Homer befand. Zusammen mit einem Überschweren, der ihn mit einer Waffe bedrohte.
Mondra erreichte die Nabe des stählernen Rades und schwang sich auf eine der Speichen. Am kalten, von braunrotem Rost überzogenen, schartigen Metall riss sie sich die Fingerkuppen blutig.
Nicht darauf achten. Weiter! Schneller! Höher!
Obwohl ringsumher zahlreiche Lichtquellen blinkten und holografische Reklamen flimmerten, lagen die Traversen in tief schwarzer Dunkelheit. Griffe und Tritte waren kaum auszumachen.
Mondra wagte es, ihre Stirnlampe einzuschalten. Der schwache, eng fokussierte Strahl würde von unten - oder aus den Gondeln - maximal als ein Pünktchen unter Hunderten zu erkennen sein.
Auf einen weiteren geflüsterten Kurzbefehl hin
Weitere Kostenlose Bücher