Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
im finstersten Winkel gewartet. Nicht lange danach war eine erschöpfte, reichlich missgelaunte, aber immer noch verdammt gut aussehende Schattenkletterin neben ihm gelandet. „Das ist eben Wien", sagte er. „Die unterbezahlten >Kieberer<, die die Leute hierzulande Exekutivbeamte nennen, verdienen sich ein Zubrot als Schieber für Schmuggeltechnik. Hat wahrscheinlich, wie vieles in dieser Stadt, eine lange Tradition."
    „Toll. Ich bin begeistert." Das klang, bei aller Ironie, schon wesentlich versöhnlicher.
    Picco atmete auf. Mondra würde die unangenehme Episode bald weggesteckt haben. Sie war hart im Nehmen.
    Leider, dachte er, als ihm die Doppelbedeutung auffiel.
    Sie befanden sich auf dem Rückweg zum Zirkus. Wie vorab vereinbart ging Adams allein, wobei er vorzugsweise belebte Verkehrswege wählte. Den Inhalt des Koffers hatte er in seinen Rucksack umgepackt. „Ashanty" und Picco beschatteten ihn. Je nachdem, wie stark die Gassen, Straßen und Fußgängerbrücken frequentiert wurden, variierten sie die Entfernung, hielten aber immer Sichtkontakt. Dabei blieben sie ihrer Rolle als Liebespärchen treu, das einen späten Spaziergang machte.
    Schade, dass alles nur gespielt ist, dachte Picco. Die Nacht war lau, ein sanftes, würziges Frühlingslüftchen wehte, und er hätte die wohlgeformte Frau sehr gern noch enger an sich gedrückt.
    Doch Mondra hatte eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie das nicht goutieren würde. „Du musst die Augen besonders gut offen halten", unterbrach sie seinen Gedankenfluss. „Mein Adrenalin-Hoch ist abgeklungen und deshalb meine Konzentration ziemlich hinüber."
    „Ich werde spähen wie die berühmten altösterreichischen Detektive Argus, Luchs und Haftelmacher", versprach er. „Du akklimatisierst dich schnell an die Verhältnisse hier", spöttelte Mondra. „Steckt in dir etwa ein verkappter Terra^ Nöstalgiker?"
    „Hm", machte er nur. Nicht einmal Wiener Schmäh verfing bei der dunkelhaarigen Schönheit.
    Sie passierten das Mexikoplatz-Viertel. Dort trieben sich allerlei zwielichtige Gestalten herum.
    Mehr als einmal schien es, als rotte sich eine Gruppe von Schlagetots zusammen, um Adams den Weg abzuschneiden. Doch stellte sich das stets als falscher Verdacht heraus.
    Piccos Nerven wurden während des kurzen Fußmarsches stärker in Mitleidenschaft gezogen als bei zehn Auftritten in der Manege. Seine Augen tränten, als sie endlich die Donau auf der Liga-Brücke überquert hatten.
    Adams folgte der Peripherie der LFT-City bis zur Rohrbahnstation an der Oberen Alten Donau.
    Von hier waren es nur noch wenige hundert Meter zum Standplatz des Circus Rochette. „Na bitte", hauchte Picco seiner Begleiterin ins Ohr. „Alles wie ausgestorben. Keine Menschenseele mehr unterwegs. Wir haben es so gut wie ..." ... geschafft, hatte er sagen wollen.
    In diesem kurzen, unaufmerksamen Moment geschah der Überfall
     
    48.
     
    Von einem Schritt zum nächsten verschwand Homer.
    Mondra rannte los, zwang ihre schmerzenden Muskeln zu einer erneuten Hochleistung. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Picco, dessen Reflexe etwas später eingesetzt hatten, zu ihr aufschloss.
    Eben war der große Mann im Parka noch rund dreißig Meter vor ihnen gewesen. Und nun - weg.
    Spurlos, als hätte er sich in Luft aufgelöst.
    Jemand hat sich im Schutz eines Deflektorschirms an Homer herangemacht und ihn in das Unsichtbarkeitsfeld gezogen, mutmaßte Mondra.
    Ohne ihr Lauftempo zu verringern, tastete sie unter dem wallenden Ashanty-Gewand nach der Antiflex-Brille in ihrem Einsatzgürtel. Fluchte, als sich ihre Finger im dünnen Stoff der Bluse verhedderten.
    Wer immer Adams aufgelauert hatte, besaß zwar einen Deflektor, benutzte aber kein Schalldämpfungsfeld. Je näher Mondra und Picco der Stelle kamen, an der sie Homer zuletzt gesehen hatten, desto lauter wurden die Kampfgeräusche.
    Endlich .bekam sie die Brille frei und streifte sie über den Kopf. Das aus LFT-Beständen stammende Utensil startete automatisch einen Suchlauf nach den Emissionen der gängigsten terranischen - und arkonidischen - Deflektor-Modelle. Falls die Gegenseite ein Gerät aus anderer Fabrikation verwendete, hatte Mondra allerdings Pech gehabt. Nein. Da waren sie, fehlfarben zwar, doch deutlich genug erkennbar: zwei Humanoide, der Statur nach Epsaler oder zumindest Mischlinge; sowie ein Wesen, das an einen Oktopus erinnerte und auf einer Art Rollstuhl hockte.
    Homer wehrte sich wacker, setzte Kunstmuskeln und Exoskelett recht

Weitere Kostenlose Bücher