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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unausstehlich, dass es keiner länger mit ihr aushielt?
    In einem Punkt gab sie Homer Recht: Selbstmord würde sie nicht begehen, auch nicht nach dieser grausamen Enttäuschung. Sie hatte nicht den Mut dazu. Diesbezüglich schätzte er sie leider richtig ein.
    Ihre Tränen flössen in Strömen. Wahrscheinlich gafften die anderen zu ihr her und lachten sie insgeheim aus. Sie schämte sich, wurde wütend.
    Und hatte Sehnsucht, solche Sehnsucht ... Nach einem, der ihr die Treue hielt. Der nicht beim geringsten Anlass wieder davonlief. Der sie akzeptierte, so, wie sie war, mit all ihren Schwächen. Vor dem sie sich nicht jeden Tag aufs Neue beweisen musste. Der sie nicht unter fadenscheinigen Ausreden abschüttelte, sondern sich wie ein wahrer Vater ihrer annahm ...
    So jemanden gab es, erkannte Babett plötzlich. Sie hatte ihn mit eigenen Augen gesehen, am Hang des Vesuv.
    Er war noch viel älter und weiser als Homer Gershwin Adams und übrigens auch unvergleichlich viel besser gebaut.
    Er würde sie nicht verstoßen. Er schenkte Kraft und Halt, Schutz und Orientierung.
    Das hatte Carlosch Imberlock, der Prophet, in seinen Reden wieder und wieder hervorgestrichen.
    Sie begriff mit einem Mal, wonach sie sich schon immer gesehnt hatte: nach einer Lichtgestalt, einer überirdischen Autorität, vor der die schmerzliche Erinnerung an ihren Vater endgültig verblasste.
    Noch war sie nicht verloren. So weit sie es vermochte, öffnete Babett Bündchen ihren Geist und rief nach dem Erlöser.
    Und der Gott Gon-Orbhon erhörte sie
     
    76.
     
    Mondra Diamond zuckte zusammen, als Norman, der sich eben noch frohgemut im nassen Gras gewälzt hatte, wie irr zu träten begann. Ihre Hand fuhr reflexartig zur Hüfte, doch da hing kein Strahler, bloß die Seilpistole.
    Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, suchte die vom Regen verhangene Landschaft ab.
    Nichts Verdächtiges war auszumachen, keine Bewegung, keine Soldaten oder Gleiter.
    Norman rannte, weiterhin lauthals trötend, zur Hütte. Zu Babett.
    Mondra sprintete ihm nach, doch sie holte ihn nicht mehr rechtzeitig ein. Mit einer Geschwindigkeit und Wucht, die sie dem Kleinen nie und nimmer zugetraut hätte, warf er sich auf die junge Artistin und riss sie mit sich in den Schacht, der von lange zurückliegenden Probebohrungen übrig geblieben war.
    Ohne nachzudenken, schoss Mondra das Seil hinterher und fixierte die Pistole an einem Haken in der Hüttenwand. Sie spürte einen Ruck, stemmte sich dagegen, wurde einen halben Meter nach vorn gezerrt, als das Seil sich straffte. Befand sich nun selbst mit einem Bein über der Öffnung.
    Sie sah hinunter. Babett hing, Norman im Arm, die volle Seillänge tiefer, also fünfzig Meter.
    Die Hüttenwand knarrte bedenklich, bog sich nach innen. „Das Seil hält nur noch Sekunden!", schrie Mondra hinab. „Und du schaffst die doppelte Last mit einer Hand sowieso nicht! Also lass ihn fallen, rette dein eigenes Leben! Er ist bloß ein Tier!"
    Krachend zerbrach eine Planke. Mondra kämpfte sich zurück zur Wand. Matti und Homer versuchten ihr zu helfen, doch sie fanden weder sicheren Stand noch brauchbare Griffe. Ein zweiter Ruck. Die Wand der Hütte stürzte ein. Unmittelbar danach wurde der Zug an dem Seil schwächer. Babett musste ihrem Zuruf Folge geleistet haben.
    Nun gelang es ihnen mit vereinten Kräften, das Gewicht zu halten und schließlich langsam, Meter für Meter, heraufzuhieven.
     
    77.
     
    Der Abschied in Bari wurde von Trauer überschattet.
    Die Artisten heulten Rotz und Wasser.
    Auch Fryzzil und Obacht zeigten, auf ihre jeweilige Weise, wie sehr ihnen der tragische Abschluss des sonst so erfolgreichen, ja triumphalen Neapel-Gastspiels zu schaffen machte.
    Der Himmel erstrahlte wieder in sattem Blau; die Tage der Düsternis lagen hinter ihnen. Doch niemand vermochte sich recht daran zu erfreuen. „So ein lieber Kerl", sagte Sirene mit erstickter Stimme. „Ein echter Sonnenschein. Immer fröhlich, immer freundlich zu jedermann..."
    „Und es bestand nicht die geringste Hoffnung?", fragte Picco, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    Homer verneinte. „Der Schacht ist über drei Kilometer tief. Sie kann den Sturz unmöglich überlebt haben. Auch der Individualspürer hat nichts mehr angemessen. Alles, was uns zu tun blieb, war, Erde in den Schacht nachzuschaufeln und sie auf diese Weise einigermaßen würdig zu bestatten."
    Er klang sachlich und gefasst, aber Mondra wusste, dass es in Adams rumorte. Er gab sich die Schuld

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