2290 - Daellians Kampf
kleine Mund des Siganesen unwillig verzog. „Weiter!", forderte er ihn auf.
Kook begann erneut seine unruhige Reise über die Tischplatte. 20 Zentimeter hin, 20 Zentimeter zurück. „Wir gehen von folgendem Szenario aus: Vor etwas mehr als 11.000 Jahren befand sich die DRAGUUN inmitten eines größeren Konvois auf einem Versorgungsflug. Die Herkunft der Besatzung, Abflugs- und Bestimmungsort lassen sich nicht mehr eruieren. Unsere Funde weisen darauf hin, dass mehrheitlich militärtechnisches Gerät transportiert wurde."
Der Siganese holte tief Luft, der Brustkorb hob sich um mehrere Millimeter. „Der Geleitzug wurde angegriffen. Von Helix-Torpedos, die höchstwahrscheinlich alle Schiffe vernichteten - mit Ausnahme der DRAGUUN, die >lediglich< Kollateralschäden erlitt. Wir konnten in der Schnelle keinerlei Einwirkungen von außen erkennen, aber das Innere ist, wie man anhand der meisten Aufnahmen erkennen kann, schwer beschädigt. Mit ziemlicher Sicherheit war der Raumer schwerer Strahlung ausgesetzt. Radioaktive Restemissionen sitzen noch in mehreren Schiffsbereichen im Material ..."
„Besteht irgendeine Gefahr?", fragte DeMool misstrauisch wie eh und je. „Keineswegs." Uturan Kook reagierte verärgert auf den Einwurf. „Die Bodeneinheiten und die wissenschaftlichen Trupps haben selbstverständlich jegliche Vorsicht walten lassen, als sie die DRAGUUN betraten."
„Gut", sagte der Stellvertretende Kommandant und lehnte sich steif zurück. „Die Besatzung hat diesen indirekten Treffer, wie immer er auch ausgesehen haben mag, anscheinend nicht überlebt. Mit letzter Kraft wurde ein Notlandeprogramm initiiert. Die DRAGUUN dürfte ziemlich unsanft auf Dyon Iaufgesetzt sein und oberflächliche Reparaturroutinen vollzogen haben - um die nächsten paar Jahrtausende in einer Art Dornröschenschlaf zu verbringen. Das Bordgehirn funktionierte auf Sparflamme, erhielt keine weiteren Anweisungen mehr. Es wartete auf Befehle, die nicht kamen."
„Bis vorgestern im Parr-System der Schwarmbefehl ausgesandt wurde", warf Daellian ein. „So ist es", bestätigte Kook zögernd. „Die Kennung bedeutete für das Bordgehirn Prioritätsstufe eins. Es musste zurück in den Raum beziehungsweise ins Parr-System. Also tat es etwas, das ihm bislang streng untersagt gewesen war. Es holte sich die für die Reparatur notwendigen Ersatzteile und Hyperkristalle aus dem Transportgut." Er seufzte. „Wäre jemand von der Besatzung nach der Landung noch am Leben gewesen, hätte er wohl denselben Befehl gegeben."
„Das soll uns nicht weiter berühren", sagte Daellian kalt. „Jedes Raumschiff, das dem Gegner weniger zur Verfügung steht, hilft uns weiter. Gibt es irgendetwas an Bord der DRAGUUN, was wir für unsere Zwecke nutzen können?"
Der Siganese blieb stehen und zögerte. „Das meiste Gut ist uns unbekannt und überdies zu großen Teilen zerstört. Die Schiffssubstanz selbst ist nach dem Start von Dyon Inur noch Schrott. Da lässt sich nichts mehr machen; ebenso die Beiboote ..."
„Aber?" Kook schwatzte wie so oft. „Aber in zwei Hangars haben wir, räumlich voneinander getrennt, Kybb-SPORNE entdeckt.
Einheiten mit einer Länge von 20 Metern, ohne Flügel. Erkunder für den Zweimannbetrieb.
Sie sind weitgehend intakt."
Daellians Restkörper zuckte unruhig, die zähe Nährflüssigkeit schlug Wellen. Seine Herzfrequenz beschleunigte so sehr, dass er ein Kreislauf beruhigendes Medikament zuführen musste. Doch seine Aufregung legte sich sogleich wieder und wich einem leisen Gefühl der Niedergeschlagenheit. „Funktionierende Kybb-SPORNE!", rief hingegen Wasarkun DeMool, und sprang begeistert auf. „Wir sind im Besitz einer Eintrittskarte für das Parr-System!"
„Ich teile deinen Optimismus nicht ganz", sagte Kook mit miesepetrigem Gesicht. „Du vergisst die Effekte des Hyperimpedanz-Schocks. Die SPORNE sind seit Ewigkeiten nicht mehr gewartet worden und natürlich nicht umgerüstet - und damit bei den herrschenden Bedingungen nicht raumfluggeeignet."
Resignation machte sich breit. Eine weitere, winzig kleine Hoffnung schien gestorben.
Aber so rasch gab sich ein Malcom Scott Daellian nicht geschlagen. „Wir haben bloß ein erstes Bild von der DRAGUUN und den sich daraus ergebenden Chancen gewonnen", sagte er. „120 Minuten oberflächlicher und hastiger Bestandsaufnahme genügen aber nicht. Was nun folgt, ist die Knochenarbeit der Explorermannschaften jedes Jahrhunderts: akkurate und konzentrierte Arbeit. Ich will alles
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