2295 - Die Rückkehr
Listen aushängen mit den Namen aller, die im Kampf gegen den Kybb-Titanen ums Leben gekommen sind?"
Rhodan legte den Bericht beiseite und griff nach dem nächstliegenden Handterminal. „Ich habe davon gehört, ja."
„Und?"
„Und was?"
„Findest du das in Ordnung?"
„Was soll daran nicht in Ordnung sein? Sie trauern um die Gefallenen."
„Machst du dir keine Sorgen, dass sich das negativ auf die allgemeine Moral auswirken könnte?"
Rhodan ließ das Terminal sinken, lehnte sich nach hinten und bewegte die verspannten Schultern. „Um die Moral würde ich mir Sorgen machen, wenn die Leute ohne weitere Reaktion darüber hinweggehen würden, dass Tausende gestorben sind in einem einzigen Gefecht." Er sah den Mann an, der ihm seit Jahrtausenden ein treuer Weggefährte war. „Tiff, die Leute schauen nur der Wahrheit ins Gesicht. Und die Wahrheit über Raumschlachten ist, dass es dabei verdammt wenig Verwundete und verdammt viele Tote gibt. Und dass ein explodierendes Raumschiff in der Mehrzahl der Fälle nichts übrig lässt, was man in Särge legen könnte. Es zeugt von Mut, sich einer solchen Wahrheit zu stellen."
Julian Tifflor nickte ernst. „Mag sein. Aber du weißt es nicht. Es könnte genauso gut sein, dass derjenige, der diese Listen aufhängt, damit seine Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck bringen will."
Ein Moment nachdenklicher Stille trat ein, vor deren Hintergrund die Geräusche, die aus der Kommandozentrale hereindrangen, umso lauter und lebhafter wirkten: Gesprächsfetzen, die Tonsignale der Orter, das Surren bodengebundener Robots.
Perry Rhodan blickte eine Weile versonnen ins Leere, furchte schließlich die Augenbrauen und schüttelte den Kopf. „Nein. Tiff, die Zeiten haben sich geändert. Die Menschen heutzutage brauchen von uns nicht mehr diese Art Fürsorge. Falls sie sie je gebraucht haben, wer weiß. Auf jeden Fall wollen sie sie nicht mehr. Sie brauchen unsere Erfahrung, das ist alles."
Tifflor wirkte nicht restlos überzeugt. „Wahrscheinlich hast du Recht", sagte er auf eine Art, die erkennen ließ, dass er sich dessen nicht wirklich sicher war. Er straffte sich. „Wie auch immer, ich muss weiter, Monkey wartet auf die Ablösung. Du weißt ja, wie er Unpünktlichkeit hasst. Und, Perry du solltest ins Bett. Du siehst grauenhaft aus."
Perry Rhodan sah über den chaotischen Konferenztisch, konsultierte die Uhr und nickte. „Du hast Recht." Er grinste matt. „Diese Art Fürsorge werden wir wahrscheinlich brauchen, solange wir leben."
Doch so leicht war Gon-O nicht abzuschütteln.
Rhodans Kabine war vergleichsweise klein. Zwar herrschte an Bord von PRAETORIA in der Regel kein Platzmangel, in jener räumlichen Nähe zur Kommandozentrale, die einen Wohntrakt für Führungsoffiziere geeignet machte, allerdings schon. Hier durchzogen allerhand voluminöse Verstrebungen und Schutzeinrichtungen die Schiffszelle, und das hatte es erforderlich gemacht, die Kabinen, so gut es ging, dazwischen zu quetschen und ihnen eine gewöhnungsbedürftige Innenarchitektur voller schräger Wände und abgeschnittener Ecken zu verpassen.
Zum Ausgleich verfügte jede Räumlichkeit über ein großes Holofenster, das die Illusion schuf, direkt hinaus ins All sehen zu können. Die zugehörige Kamera befand sich auf der Außenseite eines Elements im Bugmodul, also in rund elf Kilometern Entfernung. Zufällig war sie so ausgerichtet, dass Rhodan das im Kampf gegen den Kybb-Titanen verstümmelte Modul Ost sehen konnte.
Gon-0 war sozusagen allgegenwärtig.
Durchaus ein Problem, wenn man beinahe zwei Tage fast ohne Pause an Kriegsplänen gegen ebendiese Wesenheit gearbeitet hatte und endlich schlafen wollte.
Perry Rhodans geheime Gegenmaßnahme war ein kleines Symbol, das immer, wenn er seine Kabine betrat, auf dem Schirm seines Interkoms blinkte: ein kleines gelbes Quadrat, das eine stilisierte Königskrone zeigte.
Was es damit auf sich hatte, wusste außer ihm nur noch ein einziger Mensch. Damit war ein Grad an Geheimhaltung erreicht, der den der Vorbereitungen für den Gegenschlag noch übertraf.
Monkey führte das Kommando für gewöhnlich von der TRAJAN aus, doch ab und zu kam er an Bord der PRAETORIA-Kernzelle. Dann schlössen sich die drei Zellaktivatorträger im Konferenzraum ein, um die Lage zu besprechen und das weitere Vorgehen zu planen. Ihre Diskussionen fraßen sich regelmäßig nach kurzer Zeit an dem Punkt fest, dass im Solsystem insgesamt 54 Kybb-Titanen stationiert waren und dass sie
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