2295 - Die Rückkehr
...
17.
„Eine reichlich rätselhafte Ansprache, wenn du mir die Bemerkung gestattest, Resident", sagte Oberst Vaccon, als er am Konferenztisch Platz genommen hatte.
Wie immer saß sein Zwillingsbruder Siamogh neben ihm, in einer Uniform ohne jedes Rangabzeichen, den Blick verträumt in unnennbare Fernen gerichtet. „Ich möchte nicht wissen, was jetzt an Rätselraten auf allen Mannschaftsdecks stattfindet."
Rhodan lächelte mühsam. „Das werden wir ohnehin nie erfahren, glaub mir."
„Ja, ich brauche nur an meine eigene Kadettenzeit zurückzudenken." Der Kommandant PRAETORIAS nickte nachdenklich. „Vermutlich hat sich da nicht viel geändert."
„Vermutlich nicht", gab ihm Julian Tifflor Recht, der vor unausdenklich langer Zeit bereits als Kadett in seinen ersten Einsatz für Terra geschickt worden war.
Monkey tauchte in der Tür des Konferenzraumes auf, einen Adjutanten neben sich, dem er bis kurz vor der Schwelle Anweisungen gab. „... und den Bericht erstatten Sie mir persönlich, klar?"
„Jawohl, Sir", gab der Mann zurück, der ebenso kahlköpfig war wie der USO-Chef, aber deutlich schlanker. Dann salutierte er zackig und machte sich wieder auf den Rückweg, während der Oxtorner den Konferenzraum betrat und sich mit einem knappen Gruß an die anderen an seinen Platz setzte.
Damit waren sie vollzählig. Rhodan bedeutete den Wachrobotern, die Türen zu schließen und den Raum zu sichern. „Nach wie vor", begann er ohne Umschweife, „müssen wir uns der Gefahr bewusst sein, dass Gon-0 eventuell mithört; auch für diesen Kreis ist das nicht mit letztendlicher Sicherheit auszuschließen. Trotzdem ist es natürlich unumgänglich, dass der Führungskreis weiß, was tatsächlich gespielt wird. Es ist ein Risiko, das wir eingehen müssen."
Er sah in die Runde und in ernst nickende Gesichter. „Das eigentliche Ziel der Operation Kristallsturm II", fuhr er fort, „waren nicht die um Sol stationierten Kybb-Titanen. Bei unseren Angriffsversuchen dort handelte es sich, genau wie bei allen übrigen Kämpfen, nur um Ablenkungsmanöver. Das eigentliche Ziel der Operation war die Bergung von rund sechstausend Lastcontainern und vormontierten Baugruppen aus dem Zwiebus-Krater auf der Rückseite des Erdmondes."
Rhodan sah, wie der Leiter des Flottenbereichs Nachschub, Ausrüstung und Reparatur, Oberst Hillard Lombardi, die Augen aufriss. Der Oberkommandierende aller PONTON-Tender hatte sich vermutlich schon die ganze Zeit gefragt, was zum Teufel er in dieser Sitzung des Führungsstabes verloren hatte. Nun begann er es zu ahnen.
Auch in den Gesichter der anderen, soweit sie nicht eingeweiht gewesen waren, zeichnete sich Überraschung ab - und Verärgerung. Immerhin gehörten sie alle zur kämpfenden Flotte; es missfiel ihnen instinktiv, nur eine Nebenrolle gespielt zu haben. „Dass Luna im Lauf der Zeit weitgehend ausgehöhlt und quasi bis auf den letzten Kubikmeter mit Produktionstechnik voll gestopft wurde, weiß jedes Kind", fuhr Rhodan fort. „Doch was das für die Komplexität der Abläufe dort bedeutet, begreifen die wenigsten Menschen, und extraterrestrische Invasoren in der Regel erst recht nicht. Tatsache ist, dass niemand alle Wege auf Luna kennt, niemand je alle Räume betreten hat, niemand alle Fertigungsprozesse auch nur annähernd durchschaut - niemand außer NATHAN. Nachdem wir über ein Relaisnetz Kontakt zur lunaren Großpositronik bekommen hatten, konnten wir dank dieser Tatsache und der Mithilfe eines Technikers namens Jack Reuter die heimliche Produktion von Bauteilen anstoßen, die wir dringend benötigen und die, wie wir wissen, nirgendwo anders im erreichbaren Teil der Galaxis hergestellt werden konnten - Dissonanzgeschütze."
Ungläubiges, kollektives Einatmen. „Unter den Augen des Feindes!", entfuhr es Major Cele Ingunna, der Kommandantin des Zweiten Geschwaders. „Wie viele?", wollte Oberst Vaccon wissen.
Rhodan nahm ein Blatt mit Zahlen zur Hand. „Wir haben den Verlust der SEMJON DESCHNJEW zu beklagen; ihre Ladung ist natürlich verloren. Außerdem mussten aus verschiedenen Gründen 86 Container zurückgelassen werden, weitere 17 sind durch Fehler in den Beladungseinrichtungen zerstört worden oder nicht bis an Bord gelangt. Trotzdem müssten die geborgenen Bestände ausreichen, um insgesamt 1220 Dissonanzkanonen zu montieren."
Der Erste Offizier der PRAETORIA, Oberstleutnant Forrest Pasteur, stieß einen unterdrückten Jubelschrei aus. „Eintausend ...?"
Die
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