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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stein niedergelegt, um nach dem Alabasterzelt hinaufzuschauen. Man konnte mich vom Weg aus nicht sehen. Da kamen vier Reiter von Osten her. Sie blieben in der Nähe stehen und stiegen ab.“
    „Drei waren es doch!“
    „Diese drei, welche ich meinte, schlichen nach dem Duar. Der vierte blieb bei den Pferden.“
    „Du erkanntest den Multasim?“
    „Ganz deutlich. Er war einer von den dreien.“
    „Was für Waffen hatten diese letzteren?“
    „Sie gaben ihre langen Gewehre dem vierten, ehe sie sich entfernten. Alles andere aber haben sie noch bei sich.“
    „Hast du dich sehen lassen?“
    „Nein.“
    „Was tatest du?“
    „Ich schlich mich auf dem Boden hin, den dreien nach. Sie verließen den Weg. Sie huschten quer hinüber, um hinter den Duar zu kommen. Ich konnte ihnen nicht so schnell folgen, denn wenn ich mich aufgerichtet hätte, so wäre ich von ihnen gesehen worden. Darum verlor ich sie aus den Augen.“
    „Und bist dann nicht weiter gefolgt?“
    „Nein. Ich ging zum Vater und erzählte es ihm. Hierauf sind wir sofort zum ‚hohen Haus‘ gekommen, um es zu melden.“
    „Welche Zeit ist vergangen, seit du sie von ihren Pferden steigen sahst?“
    „Bis jetzt kaum eine halbe Stunde.“
    Da klopfte ich ihm auf die Schulter und sagte:
    „Du hast deine Sache gut gemacht. Ich muß dich loben!“
    Dann fuhr ich, zu den andern gewandt, fort:
    „Wir haben Zeit. Der Multasim wartet hinter dem Duar, bis hier oben bei uns kein Licht mehr brennt. Für mich steht es fest, daß er sich nicht eher heranwagt. Was er vorhat, ist verwegen, so verwegen, daß ich ihn bemitleiden muß. Ist dieser Mensch denn ein im Wildnisleben so erfahrener und gewandter Mann, daß er, ohne einen Wahnsinn zu begehen, sich zumuten kann, mit seinem Dolch hier im ‚hohen Haus‘ ganz unentdeckt und unbestraft mein Herz zu finden?“
    „Dein Herz?“ sagte der Ustad. „Ich halte es noch immer für eine Unglaublichkeit!“
    „Und dennoch ist es wahr!“
    „Du mußt dich täuschen!“
    „Nein. Ich wollte diese Angelegenheit als Geheimnis behandeln; aber da der Bluträcher nicht wartet, bis ich dich verlassen habe, sondern dein Haus zum Schauplatz dieses Mordes machen will, schon heut, gleich an demselben Tag, so halte ich es für meine Pflicht, dir mitzuteilen, was zwischen ihm und mir vorgekommen und gesprochen worden ist.“
    Ich erzählte es so kurz, wie ich es für geraten hielt, legte ihnen jedes Für und jedes Wider in Beziehung auf meine Ansicht vor und überzeugte sie derart, daß der Peder, als ich geendet hatte, ganz entrüstet sagte:
    „Du hast recht, Effendi: Es gilt einen Mord, und zwar nur dir, nur dir! Ich werde sofort die Warnungsglocke erklingen lassen und alle Bewohner des Duar zusammen – – –“
    „Halt!“ unterbrach ich ihn. „Das wirst du nicht!“
    „Ja, ich werde es!“
    „Nein!“
    „Warum nicht?“
    „Soll der Blutgierige ohne Strafe bleiben?“
    „Nein! Das freilich nicht!“
    „Er wird es aber. Denn sobald er den Lärm hört, den er auf sich beziehen muß, versteht es sich ganz von selbst, daß er die Flucht ergreift. Dann ist er fort und lacht uns später wegen unserer Unbedachtsamkeit aus, weil wir ihm nicht einmal die Absicht des Mordes nachzuweisen vermögen.“
    „Das ist wahr; das ist richtig Effendi! Aber was können wir anderes tun?“
    „Ihn fangen!“
    „Maschallah!“
    „Mit der Waffe in der Hand!“
    „Du meinst also, daß wir ihn kommen lassen?“
    „Ja.“
    „Das ist zu gefährlich!“
    „Hast du nicht auch die Soldaten herankommen lassen und gefangengenommen? Ihrer waren so viele; jetzt aber sind es nur drei!“
    „Auch das ist wahr!“
    „Und gewiß kommt er nur allein herein; die andern beiden sind seine Wachen.“
    „Herein? Hier herein, meinst du?“
    „Ja.“
    „Wie kommst du auf diesen Gedanken?“
    „Auf die leichteste und zugleich sicherste Weise. Er will mich töten. Wann? Des Nachts. Was tue ich des Nachts? Ich schlafe. Wo? Droben in meiner neuen Wohnung allerdings. Aber das weiß er nicht. Der heutige Wechsel ist ihm unbekannt. Er glaubt, daß ich noch hier schlafe, in der offenen Halle, in welche man sich des Nachts so leicht schleichen kann.“
    „Was weiß er von deinem bisherigen Lager in dieser Halle?“
    „Gewiß genug. Er hat heut am Nachmittag da drüben auf dem Berg mit mehreren Dschamikun gesprochen, doch wahrscheinlich hiervon nicht, denn seine Absicht gegen mich kann erst entstanden sein, nachdem ich die letzten Worte mit ihm

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