2302 - Die Mikro-Bestie
worden wären.
Endlich schaltete die Regie auf den Sarg des ermordeten Ersten Terraners um.
Hier gab es kein üppiges Blumenmeer, sondern nur weiße Rosen, dafür aber ein gewaltiges Bouquet, das von eingearbeiteten Antigravplättchen in der Schwebe gehalten wurde. Der Sarg in Schwarz – schlicht, wie es Curtiz’ Wunsch gewesen war – und zur Hälfte mit einer Fahne überdeckt, die nur die Wiedergabe einer Spiralgalaxis zeigte: der Milchstraße.
Das Emblem der Liga Freier Terraner hing als Holografie über dem Kopfende des Sarges, und eine Bildkugel präsentierte die wichtigsten Stationen aus Maurenzi Curtiz’ Leben.
Die Stille drückte Trauer und Furcht aus, aber auch eine unstillbare Hoffnung.
Perry Rhodan hatte in seiner Rede eine bedeutungsvolle Pause eingelegt, nun sprach er die letzten Worte.
„... mehr als fünfzig Jahre durften wir gemeinsam für das Wohl aller und für die Erfüllung unserer Träume arbeiten und sind dabei Freunde geworden. Bis heute bin ich mir aber nicht darüber klar geworden, ob Maurenzi seinen Tod vorher geahnt hat.
Es war kurz vor den tragischen Stunden in der Solaren Residenz, als Maurenzi Curtiz davon sprach, dass dies seine letzte große Konferenz sein würde. Du willst in den kommenden Tagen Weichen stellen und die Zukunft vorbereiten, sagte er zu mir. Was mich daran fürchterlich ärgert, ist, dass ich diese Zukunft nicht mehr erlebe."
Wieder ließ Perry Rhodan seine Worte wirken. Mit erhobener Stimme fuhr er fort: „Es ist mir Verpflichtung, für eine Zukunft zu arbeiten, wie auch der Erste Terraner sie sah – eine Zukunft, in der die technische Entwicklung neue Wege beschreitet, die alte Standards wieder möglich machen wird, und vor allem, in der die Völker dieser Galaxis sich darauf besinnen, dass wir nur gemeinsam die großen kosmischen Rätsel werden erforschen können."
Er wandte sich dem Sarg zu und der Bildkugel, die in dem Moment das lachende Gesicht des Ersten Terraners zeigte.
„Eines Tages, Maurenzi, werden wir die Gefahren besiegt haben, die uns heute noch bedrohen. Dann werden Galaktiker endlich Expeditionen ausrüsten, die weiter in die Unendlichkeit vordringen, als wir jemals gewesen sind.
Ich glaube, dass es ein Ziel hinter unser aller Existenz gibt. Leben und Sterben, Freude und Leid haben einen Sinn.
Wir werden dieses Ziel erreichen!
Dein Tod, Maurenzi, soll nicht umsonst gewesen sein. Keinen, der in der Solaren Residenz sein Leben verlor, werden wir je vergessen. Sie alle waren gekommen, um die Zukunft mitzugestalten. Deshalb sage ich voll Zuversicht: Es gibt eine gute, lebenswerte Zukunft für die Milchstraße, wenn wir gemeinsam planen und danach handeln.
Lebe wohl, Erster Terraner Maurenzi Curtiz – ruhe in Frieden, mein Freund!"
Die Übertragung zeigte Gesichter in Großaufnahme. Menschen, die sich Tränen von den Wangen wischten oder einfach die Augen schlossen. Zwei Springer, die unruhig an ihren kunstvoll geflochtenen Bärten nestelten.
Umweltangepasste Blues, die Arme vor dem massigen Oberkörper verschränkt und andächtig die Tellerköpfe neigend.
Die dünne Wolkendecke über der Hauptstadt riss in dem Moment auf.
Sonnenstrahlen huschten über die Metropole und verharrten auf der gigantischen Stahlorchidee der Solaren Residenz.
Es war, als ginge ein verheißungsvolles Aufatmen durch die Stadt ...
*
„Was wird nun?", fragte Reginald Bull am Abend dieses 9. Februar des Jahres 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, als er nach der Trauerzeremonie mit Perry Rhodan allein war. „Lange hat es keinen Politiker mehr gegeben, der sich wie Maurenzi nahezu ungeteilter Beliebtheit erfreuen durfte."
Nachdenklich schaute Rhodan den Mann an, der seit ihrer ersten Mondlandung im Jahr 1971 alter Zeitrechnung mit ihm durch alle Höhen und Tiefen gegangen war. Gemeinsam hatten sie die Menschheit zu den Sternen geführt, hatten Rückschläge erlebt und gesehen, dass die Terraner stets in der Lage gewesen waren, sich wie Phönix aus der Asche zu erheben. Aber diesmal? Der Gegner operierte aus dem Unsichtbaren heraus, und dass die Milchstraße nur ein Ziel von vielen war, stand fest. Alle Galaxien der Lokalen Gruppe waren davon betroffen, wenn in Hangay die Negasphäre entstand.
Fast unmerklich schüttelte der Terranische Resident den Kopf. „Für Neuwahlen ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Wir müssen alle Kräfte auf die Bewältigung der Krisensituation konzentrieren und dürfen sie nicht für einen Wahlkampf
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