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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wollen, zu 85 Prozent vom Marktwert, nehmen sie uns die gesamte Ladung ab."
    „Das ist lächerlich, Vater!", sagte Tugasha. „Das Zeug mag heute wertlos sein, aber du wirfst es ihnen doch nicht in den Rachen, Vater?"
    Jorgas antwortete nicht.
    „Vater?"
    Jorgas schwieg und starrte die Schirme an, auf denen LEprachtvoll als Scheibenzylinder mit sauber abgerundeten Kanten zu sehen war, mit den angedockten Schiffen, von denen gerade eins ablegte.
    „Jorgas!", meldete sich wieder seine Schwester. „Deine Tochter hat dich etwas gefragt. Du ... machst das doch nicht, oder?"
    Endlich zeigte Etoto Wirkung. Er schwenkte seinen Sessel herum und schlug mit der rechten Faust in die linke Hand.
    „Wer ist hier der Patriarch? Ich treffe die Entscheidungen!"
    „Aber das ist ... ein lächerliches Angebot!", rief Tugasha. „Wir ..."
    „Halt den Mund! Dann sage ich euch, was ich beschlossen habe!" Er holte tief Luft. „Ja, es ist ein verdammt schlechtes Geschäft – aber es ist ein Geschäft! Wir wissen nicht, ob und wann wir wieder einen Narren finden, der uns das Howalgonium abkauft.
    Und wir haben die ETOTO XII gerade für viel Geld modernisieren lassen, was schon allein ein Grund ist, zur Refinanzierung so schnell wie möglich Umsatz zu machen! Und genau das werden wir tun, verflucht!„Er schwenkte den Sessel zurück und befahl seinem siebten Sohn, die Verbindung zu LEprachtvoll in die Zentrale zu schalten. Er wollte selbst mit der Garde sprechen.
     
    *
     
    Quergel verstand gar nichts mehr.
    Er blieb stehen, ließ seinen Fladenkörper noch weiter auseinander laufen wie ein Stück Pizzateig, um besser überschüssige Hitze abgeben zu können, und ortete erneut. Das Ergebnis blieb das gleiche wie vorhin.
    Er befand sich bereits tief im Sektor Grün von LEprachtvoll. Hätte er geahnt, wie weit er auf seinen kleinen Beinchen würde marschieren müssen, dann hätte er sich eine Antigravplattform organisiert. Er hoffte immer noch, dass endlich ein Gleiter vorbeikäme. Wer von der Kernzelle zur Peripherie wollte, tat dies üblicherweise nicht zu Fuß – viele Kilometer technischen Ödlands waren zu bewältigen, riesige Hallen, Stahlwände und Streben, die viele hundert Meter in die Höhe ragten, wie um die Decke zu stützen. In die Schächte, an denen er vorbeikam, wagte der Matten-Willy gar nicht mehr zu schauen, nachdem ihn beim ersten Mal heftiger Schwindel ergriffen hatte, unter dessen Nachwirkungen er noch immer litt.
    Die meisten Hallen waren leer. Quergel wusste, dass die großen Händler sie als Depot mieten konnten, um ihre Waren bis zum Verkauf oder zur Abholung zu lagern. Noch weiter draußen lagen die Hangars, aber die waren nicht Quergels Ziel.
    Langsam fragte er sich, ob er überhaupt ein Ziel hatte.
    Sein Posbi hatte den Sektor Grün nämlich wieder verlassen und befand sich bereits im Sektor Schwarz – und wie es aussah, bewegte er sich zielstrebig in Richtung Rot. Welchen Sinn sollte das haben? Warum antwortete er nicht auf seine Funkanrufe? Was bezweckte er mit seinem Marsch kreuz und quer durch die Plattform? Weshalb war er nicht in der Kugelzelle geblieben? Hier draußen gab es nichts zu sehen, was für ihn und Quergel von Interesse sein könnte.
    Oder ... doch?
    So kreuz und quer verlief der Weg des Posbis eigentlich gar nicht. Er war von der Kernzelle aus in Grün hineingegangen und hatte sich von vornherein gegen den Uhrzeigersinn bewegt – wenn man auf die Plattform „draufsah" wie auf eine Torte.
    Wenn er so weiterging, kam er nach Rot, und dort spätestens musste er Halt machen. Denn an den Rotsektor schloss sich Gelb an, und Gelb mit dem schon jetzt legendären Börsen-Schatz – man sprach von riesigen Mengen an rotem Khalumvatt – war absolut tabu.
    Das konnte nicht sein Ziel sein. Da kam er nie herein.
    Das musste er doch wissen, oder?
    Quergel war in Versuchung, per Funk einen Gleiter herbeizurufen. Doch irgendetwas ließ ihn davor zurückschrecken. Er wehrte sich gegen die Einsicht, dass es Angst um seinen Posbi war; Angst, ihm dadurch schaden zu können.
    Denn das hätte ja nur bedeutet, dass er befürchtete, er könnte etwas Verbotenes tun wollen. Und das konnte schließlich nicht sein. Er hätte keine Chance.
    Hier in LEprachtvoll wurde jeder beobachtet, jeder Schritt, den er tat.
    Oder?
    Quergel seufzte blubbernd und zog seinen Körper zusammen. Er wuchs zu einem einen Meter hohen Plasmaberg und bildete statt der vielen kleinen sechs große, kräftige Beine aus, die ihn besser

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