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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dass sie sich auszog und auch noch die Kleider setzte? Das hätte ihnen wohl so gepasst, ihnen und den Dutzenden Gaffern, die sich im Lauf des Abends eingefunden hatten, um zu sehen, wie es mit ihr den Bach hinunterging.
    „Es war mir eine Freude, meine Herren", sagte sie mit ihrem falschesten Lächeln, „vielleicht sehen wir uns an einem anderen Tag wieder. Für heute ...
    war es genug. Wir alle hatten unseren Spaß. Die Show ist vorüber."
    Genug Thrill, genug Adrenalin, das sich in ihrem Kopf in Speed zu verwandeln schien. Und vor allem: genug Schulden. Aber sie würde ihnen nicht den Gefallen tun, sie kriechen zu sehen. Aufrechten Hauptes würde sie gehen, wie sie es immer getan hatte.
    „Meine Werteste", sagte der Mann in den mittleren Jahren, dessen Heimatwelt sie sich nicht merken konnte.
    Seine Haut hatte einen starken Olivstich. Er hatte abstehende Ohren, eine abstehende Nase, abstehende Lippen.
    Sie wollte gar nicht wissen, was an ihm sonst noch alles abstand. Er tat vornehm. Er hatte viel Geld, das sah sie.
    Vor allem hatte er jetzt noch ihr Geld. „Meine Werteste, es wäre mir ein Vergnügen und eine Ehre, dir ... nun, für heute ein wenig unter die Arme greifen zu dürfen. Du könntest es mir bei Gelegenheit zurückzahlen."
    Warum sagte er nicht noch: „Ich verlange gar nichts dafür!"? Natürlich tat er das. Sie sah es an jedem verstohlenen Blick, den er ihr zuwarf. Er würde ihr weder unter die Arme noch sonst wohin greifen. Er war ein geiler alter Bock in einer Wolke von widerlichem Parfüm, das nach Bock stank. Und er redete schon den ganzen Tag wie ein Bock – Bockmist.
    Doch sie bewahrte die Fassung, sagte gestelzt: „Ich danke dir. Ich weiß dein Angebot zu schätzen. Vielleicht komme ich morgen darauf zurück. Für heute ... wünsche ich allseits eine gute Nacht."
    Morgen, dachte sie, als sie sich erhob und durch die Gasse schritt, die die Umstehenden für sie bildeten, könnt ihr Dreckskerle auf mich warten, bis ihr schwarz werdet. Morgen und ...
    Aber so konnte sie LEprachtvoll nicht verlassen. In sechs Wochen würde sie die Frau des reichsten Mannes von Myrandel II sein, aller finanziellen Sorgen ledig. Aber würde sie das wirklich?
    Wenn sie mit leeren Armen und leeren Händen zu ihm kam und ihm die Schuldscheine präsentierte, die sie ausgestellt hatte – auf seinen Namen! –, würde er dann auch noch zum Eheversprechen stehen?
    Und davon ganz abgesehen: Sie würde ganz bestimmt nicht als Bettlerin zu ihm kommen. Das hatte sie nie nötig gehabt und auch jetzt nicht. Sie würde erhobenen Hauptes auf Myrandel aus ihrer Jacht steigen. Entweder so oder gar nicht.
    Und dafür brauchte sie Geld – eine Menge davon. Die ausgestellten Schuldscheine beliefen sich insgesamt auf eine Summe von 650 Millionen Galax. Er würde sie zum Teufel jagen!
    Es sei denn, sie trieb das Geld auf.
    Hier in LEprachtvoll. Und zwar schnell. Es gab nicht nur den Spieltisch. Es gab andere Wege, andere Reichtümer, die sich zu Geld machen ließen.
    Amanda van Veer musste darüber nachdenken. Sie war nicht allein gekommen. Jetzt konnte sich zeigen, wie nützlich – und nicht nur eine Marotte – es war, in Begleitung von Männern und Frauen zu reisen, die ihr Handwerk verstanden.
    Was glotzt du mich so an?, dachte sie, als sie den Blick eines dicklichen, kahlköpfigen Mannes bemerkte. Er starrte ihr nach. Habt ihr immer noch nicht genug?
    Aber sie lächelte schon wieder. Wie sie es immer tat, bis sie allein war, in der Einsamkeit ihrer Kabine, wenn die Geister kamen.
     
    5.
     
    26. Februar 1344 NGZ
    Verwanzt
     
    „Glaubst du, es wird Ärger geben?", fragte Inez Hatcher.
    Solomon Gill schenkte ihr einen spöttischen Blick. „Du riechst wieder etwas?"
    „Ich versuche nur, logisch zu denken.
    Auch wenn es sich nur um Howalgonium handelt, diese Menge könnte durchaus Begehrlichkeiten außerhalb der Norm wecken."
    „Nett hast du das ausgedrückt", spottete er. „Aber das hatten wir vorher gewusst, oder? Wir sollten nicht den Teufel an die Wand malen, sondern anstoßen. So ein Geschäft wie heute macht man nicht alle Tage."
    Die beiden Terraner konnten zufrieden sein. In ihrem im Rot-Sektor gemieteten Depot waren die nächsten 1,6 Tonnen Howalgonium verstaut, in den beiden Spezialcontainern. Das machte insgesamt bereits rund 8,7 Tonnen. Das war verdammt viel, aber natürlich sollte es dabei nicht bleiben. Gill und Hatcher waren mit der klaren Weisung aus der Solaren Residenz hierher gekommen, möglichst ohne

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