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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auch, Tochter!"
    Tugasha sagte nichts; nur ihre Fäuste und die zusammengepressten Lippen verrieten ihm, was sie dachte.
    Sie dachten es alle, wusste er. Für seine Söhne und Vettern und Nichten und Neffen und Enkel und Enkelinnen war er ein Schlappschwanz, der sich von der Börsen-Garde und dem Kämmerer hatte einschüchtern lassen.
    Immerhin – dass nur seine vermaledeite Schwester das Maul gegen ihn aufriss, zeigte, dass die anderen noch immer Respekt vor ihm hatten. Natürlich war er nicht mehr der Jüngste.
    Klar hätte er sich früher nicht so einfach aus LEprachtvoll abführen lassen wie einen Schwerverbrecher.
    Zehn Jahre, schätzte er, würde er noch Patriarch sein – falls er nicht früher Opfer einer Palastrevolution wurde. Und dann sollte ein anderer beweisen, dass er es besser konnte als er.
    Er hatte die Sippe nach dem Hyperimpedanz-Schock vor dem Ruin bewahrt.
    Er hatte sich mehr als grenzwertiger Tricks bedient, aber was sollte das schon? Die Etoto-Sippe stand für die neuen Verhältnisse gut da, sehr gut sogar – auch wenn sie heute ein Desaster erlebt hatte und in LEprachtvoll so schnell keine Geschäfte mehr machen würde.
    Dennoch hätte sie das Geld gerade jetzt so verdammt gut brauchen können. Nur darum war er das Risiko mit der zweiten Probe überhaupt eingegangen. Aber das war offenbar zu hoch für die Brut.
    Hasserfüllt blickte er auf die Schirme, die ihm die Plattform zeigten, die als riesige Scheibe vor dem Hintergrund der Sterne stand und ganz langsam schrumpfte. Rechts unten kam Lepso ins Bild.
    Wer ist er?, fragte er sich. Wer ist dieser Kämmerer? Und wer gibt ihm eine solche Macht?
    Es reizte ihn, das herauszufinden. Es reizte ihn noch mehr, ihm seine Blamage heimzuzahlen und dadurch verlorenen Boden wieder gutzumachen.
    Aber wie konnte er das, wenn er nicht mehr dort hineindurfte?
    Immerhin, versuchte er sich zu trösten, es hätte auch schlimmer kommen können. Wegen Kristallbetrugs waren schon Männer hingerichtet worden.
    Die ETOTO XII entfernte sich weiter von der Kristallbörse. Etoto zerbrach sich den Kopf darüber, wie er die Scharte am besten auswetzen konnte, als sich vor ihm ein Holofeld aufbaute.
    Bockel, sein siebtältester Sohn, der in der Funk/Ortungszentrale saß, sah ihn daraus an. Krank!, dachte er immer, wenn er ihn sah. Das schöne rote Haar war weggeschoren. Der Bart wollte nicht richtig wachsen. Bockel war aus der Art geschlagen, völlig.
    „Was willst du?", fragte der Patriarch barsch. Er sah auf sein Armband.
    In zwanzig Minuten würde die ETOTO XII in den Linearraum gehen.
    „LEprachtvoll", sagte sein Sohn.
    „Sie funken uns an."
    „Dann lass sie funken", knurrte Jorgas. „Die Sache ist gelaufen. Wir sind freie Springer. Wenn sie uns jetzt noch drohen wollen ..."
    „Sie drohen nicht", unterbrach ihn Bockel.
    „Was dann?", schnappte Etoto.
    „Die Börsen-Garde macht uns ein Angebot", gab Bockel bekannt. „Sie wollen, dass wir zurückkehren."
    „Dann sind sie verrückt geworden."
    Der Patriarch kniff drohend die Augen zusammen. „Du willst mich nicht etwa ver..."
    „Es stimmt", beharrte der Funker.
    „Sie wollen, dass wir zurückkommen und unser Howalgonium verkaufen."
    „Die Börsen-Garde? Bist du dir sicher? Abgesehen davon, dass das völliger Quatsch ist – niemand ist heute an Howalgonium interessiert, das nach wie vor beim Einsatz schnell auslaugt und zerfällt –, kann so etwas doch nur vom Kämmerer selbst kommen. Er hat uns verurteilt, und nur er kann dieses Urteil – die Götter mögen seine Seele verfluchen – wieder aufheben."
    „Lass ihn reden", mischte sich Tugasha ein. „Es kommt doch immer auf den Preis an, oder? Und die Garde weiß genau, dass wir 1,6 Tonnen von dem Zeug geladen haben. Der maskierte Dreckskerl hat es selbst gesagt."
    „Also", knurrte Etoto. „Was bieten sie?"
    „Fünfzehn Prozent", sagte Bockel.
    Jorgas riss die Augen auf. „Ich habe es gewusst, du Bastard!", brüllte er. „Du willst dich über mich lustig machen! Fünfzehn Prozent vom Marktwert ist ..."
    „Fünfzehn Prozent unter dem Marktwert", schnitt Bockel ihm zum zweiten Mal das Wort ab. „Das bieten sie uns. Der Verweis von LEprachtvoll und der Ausschluss vom Handel gelten weiterhin. Sie sagen aber, dass sich ein solventer Fürsprecher gefunden habe, der ..."
    „Wir Etotos brauchen keinen Fürsprecher!", donnerte Tugasha ihn an.
    „... der interessiert ist, eine Ladung minderwertigen Howalgoniums zu übernehmen. Wenn wir also verkaufen

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