2308 - Die Schattenlosen
nur dass es anstelle von Häusern Zelte gab, aber davon Hunderte. Die Siedlung lag im Osten an der Küste eines großen Meeres. Zum Land hin war sie von einem Waldgürtel umschlossen, hinter dem große Felder und Weiden lagen. Die Eingeborenen kannten noch keine Industrie, was aber nicht heißen sollte, dass es Primitive waren. Es gab Wege und Straßen mit Räderkarren und Wagen darauf.
Die Ausläufer des wetterleuchtenaber ich mache das Angebot nur noch den Wolkenwirbels reichten fast bis zu diesen Zelten. Sein Zentrum lag etwa zwei Dutzend Kilometer im Westen, über einer großen Hochebene auf einem Hügel, von der durch den Wirbel so gut wie nichts zu sehen war. Aber die BUENOS AIRES hatte starke energetische Entladungen festgestellt. Unter dem Wirbel musste die Hölle toben.
Und von genau dort kamen die Emanationen, die Gucky wahrnahm.
Er seufzte und sah hinüber zur Monitorgalerie, bei der Bully mit Bré Tsinga stand. Sie unterhielten sich. Bré blickte kurz zu ihm herüber. Natürlich, dachte er. Bully hatte nichts Besseres zu tun, als ihn bei ihr zu verpetzen. Dabei hätte er selbst mit ihr sprechen wollen.
Bully!
„Das ist der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört habe!", hatte er gepoltert. „Wenn man es wie ich dreitausend Jahre mit dir ausgehalten hat, sollte man sich eigentlich über nichts mehr wundern. Aber das schlägt wirklich alles! Vergiss es, Gucky, vergiss es ganz schnell. Es kommt nicht in Frage!
Ich ... ich fasse es nicht!"
Jetzt hatten die ausgeschleusten Kamerasonden ihre Ziele erreicht und lieferten die ersten Bilder von der Siedlung der Eingeborenen. Es war tiefe Nacht, doch das war kein Hindernis für die empfindlichen Infrarotoptiken. Außerdem brannten überall Feuer.
Das Dorf lag wie ausgestorben, aber Gucky wusste es besser. Klare Gedankenimpulse konnte er zwar noch nicht empfangen, aber eine gewisse „Grundstimmung". Die Eingeborenen schliefen nicht. Sie hatten große Angst. Es war etwas mit ihren Kindern, aber auch mit etwas, das sie „Ona" nannten. Dieser Fetzen kam einigermaßen deutlich zu ihm, während alles andere noch wie hinter einem Nebel lag.
Hin und wieder sah er sich bewegende Schatten, dann auch einmal klarere Bilder. Die Eingeborenen waren erstaunlich menschenähnlich, hochgewachsen und kräftig. Sie huschten von einem Zelt zum anderen. Einige trugen Gegenstände, die Gucky nicht erkennen konnte. Zwischen den Zelten standen breite Karren auf großen Rädern, vor einen waren Tiere gespannt. Die Zelte selbst waren rund und prächtig.
Im Schein der Feuer konnte er kunstvolle Muster erkennen, die gut zu dem Eindruck passten, den er hatte: Die Bewohner des Planeten waren intelligent.
Er hatte es mehr als nur vermutet. Er war vorsichtig gewesen, aber er hatte schon vor den Bildern gewusst, was ihm die Sonden zeigen würden.
Schon bevor er zu Jan ging ...
Und nun kamen die ersten Übertragungen von der Hochfläche.
Zuerst sah Gucky den Wirbel – zum ersten Mal aus der Perspektive eines Wesens, das unter ihm stand und zum Himmel aufsah. Der Anblick war faszinierend und gleichzeitig erschreckend.
Am tiefroten Nachthimmel drehte sich ein feuriges Rad, in dem heftige energetische Entladungen tobten, die der Ilt auch auf psionischer Ebene spürte. Auf jeden Blitz folgte in seinem Kopf ein „Donner". Gucky wusste nur eines: Welche Gewalten dort auch immer tobten, sie waren nicht klimatisch bedingt.
Um diesen Wirbel herum herrschten völlig „normale" Verhältnisse. Er schien wie aus dem Nichts zu kommen, aber daran glaubte der Mausbiber nicht.
Dann sah er die Säulen.
Es waren neun an der Zahl – mächtige Türme, nach oben hin spitz zulaufend; Obelisken aus tiefschwarzem Material, jeder von ihnen an die hundert Meter hoch, wie er schätzte. Die Bestätigung kam im nächsten Moment mit der ersten Kolonne von eingeblendeten Messergebnissen.
Neun Obelisken ...
Gucky nickte, ohne es zu merken. Es konnte wirklich passen. Wie das Dorf.
Der Gedanke war noch zu kühn, um ihn weiterzudenken – nicht bevor er die Bestätigung dessen erhielt, was er „gesehen" hatte. Nein, das war nicht der richtige Ausdruck. Es war wie Szenen aus einem Traum gewesen; noch weniger: Schatten eines Traums.
Plötzlich merkte er, dass Bully hinter ihm stand. Er drehte sich um und sah in ein grimmiges Gesicht.
„Bist du zufrieden, Dicker?", fragte er schlecht gelaunt.
Bully schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. Sein Blick war starr auf die Schirme und Holos
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