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2308 - Die Schattenlosen

Titel: 2308 - Die Schattenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gerichtet.
    „Nein", knurrte er. „Überhaupt nicht. Ich bin nicht einverstanden, damit das noch einmal klar ist. Also hör mir gut zu, bevor ich’s mir doch noch überlege: Du kannst ihn mitnehmen."
    „Bist du sicher, dass es dir gut geht?", fragte der Ilt.
    Bull schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht", sagte er noch einmal. „Und damit du weißt, bei wem du dich zu bedanken hast: Bré hat sich für deine Schnapsidee eingesetzt. Es ist schon schwer, die Frauen an sich zu verstehen. Aber eine Frau und eine Psychologin ..."
    Bull winkte ab und ging ohne ein weiteres Wort davon. Gucky starrte ihm nach, dann hinüber zu Bré. Sie nickte ihm zu, mehr nicht.
    „Sollte ich nun lachen?", murmelte der Ilt. „Oder lieber weinen?"
    Er spürte, dass ihn noch jemand ansah.
    Arthur Eizmet bewegte kaum merklich die Lippen, als hielte er Selbstgespräche. Gucky hatte bisher an sich gehalten, aber jetzt konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Natürlich wusste er über die heimtückische Krankheit des Emotionauten Bescheid.
    Wahrscheinlich würde er nicht mehr lange Gelegenheit haben, ihn kennen zu lernen. Und Eizmet war nicht sehr mitteilsam. Gucky hatte großes Mitleid mit ihm, und das Wissen, dass er ihm nicht helfen konnte, betrübte ihn.
    Er riskierte es. Er streckte seine telepathischen Fühler aus – und stieß ins Leere.
     
    *
     
    Sie brachen noch in der Nacht auf.
    Bull wollte keine Zeit verlieren. Außerdem brauchte er sich, solange es dunkel war, weniger Gedanken um die Eingeborenen zu machen. Sie würden von ihnen nichts sehen. Er hoffte noch immer, dass sie das Rätsel des Planeten würden lösen können, ohne von ihnen bemerkt zu werden.
    Dennoch ließ er das Dorf umfliegen.
    Sie hatten die BUENOS AIRES mit drei Stealth-Shifts, vierzehn Meter langen und achteinhalb Meter breiten Allzweckfahrzeugen, verlassen. Bull flog die BA-S-12, Gucky befand sich an Bord der BA-S-217, und den dritten Shift – BA-S-67 – teilten sich fünf Wissenschaftler unter der Leitung von Tari Schenko, ihrer Chefin. Schenko war 53 Jahre alt und ein Mensch, der gern anpackte.
    Gucky sah das Land unter sich vorbeiziehen. Über ihnen war der blutrote Nachthimmel, und vor ihnen waren die Ausläufer des Wirbels zu erkennen, die sich drehten wie ein feuriges Rad. Der Ilt behielt die Anzeigen der Energiemessung im Auge, während er sich gleichzeitig bemühte, Gedankenbilder oder -impulse von den Eingeborenen zu erhaschen, deren Siedlung sie in einigen Kilometern Abstand südlich passierten.
    Er empfing Angst, Schmerz und eine Irritation, die ihn erschreckte. Je länger er lauschte, desto mehr wurde er an den Eindruck erinnert, den Jan auf ihn machte: desorientiert, voller Unsicherheit und Zweifeln – fehl am Platz. Vor allen anderen mochte er es verbergen können, doch nicht vor ihm.
    Aber alles wurde überlagert von der mächtigen Präsenz, die auf dem Hügel auf sie wartete.
    Shruyver hatte seit dem Aufbruch kaum ein Wort gesagt. Wenn Gucky ihn ansah, reagierte er nicht. Er blickte starr geradeaus. Nur seine Hände verrieten ihn. Er war nicht so „cool", wie er sich so gerne gab. In ihm arbeitete etwas, und Gucky hoffte inbrünstig, dass er nichts Falsches getan hatte.
    Die Shifts landeten am Rand der Hochebene, unter dem feurigen Rad am blutenden Himmel. Gucky gab dem jungen Psychologen ein Zeichen.
    „Komm, Jan", sagte er. „Sehen wir’s uns an."
    Shruyver nickte nur.
    Bull und Bré Tsinga waren bereits ausgestiegen. Auch die Wissenschaftler verließen ihren Shift und luden die Instrumente aus, mit denen sie Messungen anstellen wollten. Gucky konnte sich nicht vorstellen, dass sie damit viel Erfolg haben würden.
    Wie maß man einen Gedanken? Ein Gefühl? Wie bestimmte man eine Macht wie die, die sich in den neun Obelisken manifestiert hatte?
    Wie ergründete man den psionischen Aufruhr, der zwischen den Säulen tobte?
    Gucky ging langsam auf sie zu. Wie die anderen trug er einen leichten Schutzanzug. Auf diesem Teil des Planeten war es Winter, doch er war nicht kalt. Für die Eingeborenen wahrscheinlich, sonst trügen sie keine dicken Felle – aber nicht für Menschen.
    Die Durchschnittstemperaturen dieser Welt lagen um mehrere Grad über denen der Erde. Auf dem steinigen Grund hatten sich Rinnsale gebildet. Hier würden sie keinen Schnee erleben.
    Jan folgte ihm in einigem Abstand, dann Bully und Bré. Aber das nahm er kaum wahr. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den neun Säulen und dem Wirbel, dessen psionische

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