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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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niemand kümmern würde. Tagsüber schwirrten zu viele seiner Kollegen herum; da bestand die Gefahr, dass ihn zufällig einer bei seinen Machenschaften überraschte.
    Für Sheerdurn, der alle Hände voll zu tun hatte, vergingen die zehn Tage im Nu. Für Kempo hingegen dehnten sie sich unerträglich lang.
    So viel zur Theorie der Relativität von Raum und Zeit ...
     
    *
     
    Die erste Hürde nahmen sie problemlos. Während bereits der Countdown lief, schlichen sie unbemerkt an Bord.
    Dazu benutzten sie eine Notluke auf der vom Kontrollraum abgewandten Seite des Schiffs. Sheerdurn öffnete sie mit einem ultrakurzen Funkbefehl. Er hob Kempo hinein ...
    Und dann waren sie drin.
    Der Bengel bewegte sich puppenhaft hölzern. Kaum, dass er seine Gliedmaßen koordinieren konnte, so erregt war er. Mit Augen, rund, glänzend und aufgerissen wie Flaschenkapseln, schaute er um sich, jedes Detail begierig einsaugend.
    Dabei gab es nicht viel zu sehen. Der Korridor, durch den ihn Sheerdurn bugsierte, war schmucklos grau.
    Aber natürlich atmete er Raumfahrtgeschichte. In den Wänden, die in Ellbogenhöhe spiegelglatt abgewetzt waren, hing der Widerhall der Schritte, das Echo der Kommandos von Generationen. Sheerdurn stellten sich die Haare im Nacken auf bei der Erinnerung daran, wie er selbst zum ersten Mal eine Strukturdolbe betreten hatte.
    Er schubste Kempo in einen Kontrollraum, der zur Überwachung kritischen Frachtguts diente. Das stickige, mit Geräten voll gestopfte Zimmer war an diesem Tag unbemannt. Man startete, wie Sheerdurn wusste, mit der Mindestbesatzung von zwanzig Personen, zuzüglich zwei Supervisoren vom Wartungsteam.
    Er beugte sich über die Kontrollen.
    Der Junge drängte sich neben ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte: „Was ist das für eine Schrift?
    Ein paar Buchstaben kommen mir bekannt vor, aber ..."
    „Tech-Jamisch. Dürfte noch auf die uralte Sprache der Motana zurückgehen. Wirst du in der Ausbildung erlernen, genauso wie hunderttausend andere Sachen."
    Er aktivierte die Schaltungen, die er in den vergangenen Nächten installiert hatte. Vier große Holoschirme erhellten sich. Einer zeigte die Zentrale, einer den Statusbericht für die Supervisoren, die beiden anderen waren mit den Außenbord-Kameras gekoppelt.
    „Wir sind unbefugte, jedoch keineswegs blinde Passagiere", stellte Sheerdurn zufrieden fest. „Wir sehen mit – ohne dass der Bordrechner den Funken einer Ahnung von unserer Anwesenheit hat."
    „Wau", war alles, was Kempo herausbrachte. Denn soeben schwebte die DORYNA aus dem Dock ins Freie, durchstieß den Prallschirm der Pilotenstadt und nahm Fahrt auf.
    Aram Tachady blieb hinter ihnen zurück: eine scheibenförmige, fliegende Insel, die rasend schnell schrumpfte und im schwarzen Nichts verschwand.
    „Der Weltenraum", hauchte Kempo ergriffen.
    „Endliche Weiten", sagte Sheerdurn trocken. „Dennoch würden wir im Unterlichtflug rund dreihundert Stunden benötigen, um die Enklave der Nation Dubox zu durchqueren. Wir beschleunigen mit fünf Kilometern pro Sekundenquadrat. Die robusten Triebwerke unserer DORYNA verzeihen bereits bei fünf Prozent Lichtgeschwindigkeit den Eintritt in den Linearraum; das werden wir in etwa fünfzig Minuten erreicht haben."
     
    *
     
    Auch die innerhalb der Systeme verkehrenden Schiffe, erläuterte er in der Zwischenzeit, waren von derselben Bauart wie die Strukturdolben. Die Charonii besaßen keine anderen Raumfahrzeuge. Etwas herablassend „Systemdolben" wurden sie nur genannt, weil sie zu diesem Einsatzzweck auch von Charonii bemannt sein konnten, welche nicht über die Gaben verfügten.
    Erst außerhalb war man ohne Pilotensinn und Pilotenkraft unweigerlich verloren.
    Für längere Flüge durchs Gestöber, beispielsweise von Aram Tachady nach Ijordan, Micach oder gar Grissom, nahm man im Normalfall Besatzungen, die ausschließlich aus begabten Personen bestanden. Zwar kam es gelegentlich vor, dass hochrangige Passagiere transportiert wurden, etwa weil sie an wichtigen interplanetarischen Konferenzen teilnehmen mussten. Doch gingen diese ein hohes Risiko ein.
    Strukturdolben wurden nämlich oft durch die Strömungen in der Wolke von ihrem Ziel abgedrängt, sodass sich die Flugzeit weit über die Durchschnittswerte hinaus verlängern konnte. Es gab Berichte von regelrechten Odysseen, an deren Ende die „normalen" Charonii schwere geistige Schäden davongetragen hatten.
    „Meine Tante Nedelja ..."
    „Die Bärtige? Was ist mit

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