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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Das hat er noch jedes Mal, oder? Gucky kommt, espert und löst das Problem. Wie man es von einem richtigen Multi-Mutanten erwartet.
    Jedenfalls kann ich dann meine kläglichen Bemühungen einstellen. Sie sind ohnehin so sinnlos, wie ich hier unnötig bin.
    Man möge mich in Frieden lassen. Ich will nur mehr nach Hause ...
     
    6.
     
    Fatale Attraktionen „Ich gehe nie mehr wieder nach Hause."
    „Kempo ..."
    „Lass mich in Frieden! Deine kläglichen Bemühungen sind so unnötig wie sinnlos. Du kannst meine Einstellung ohnehin nicht ändern."
    Sheerdurn massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen, um seine Migräne zu vertreiben. In letzter Zeit bereitete ihm der Junge nicht unbedingt helle Freude.
    Über ein Jahr lang hatte sich das Einsetzen von dessen Pubertät verzögert.
    Gerade noch rechtzeitig, wenige Wochen vor der Charon-Prüfung, waren die heiß ersehnten Hormone doch angesprungen. Aber wie! Mit einer Wucht, als sollte der Vorsprung, den Kempos Altersgenossen auf ihn besaßen, binnen ein paar Tagen aufgeholt werden.
    Seither war der Bengel ... Na ja. Schwierig. Heikel. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: völlig von der Rolle.
    Dunkel entsann sich Sheerdurn seiner eigenen Erfahrung, dass Jugendliche während des biologischen Prozesses der Geschlechtsreife prinzipiell mit niemandem zurechtkamen, schon gar nicht mit sich selbst. Aber dass diese Phase der Identitätsfindung und Standortbestimmung dermaßen heftig ablief, hatte er anscheinend vergessen oder verdrängt gehabt.
    Da ihn Kempo eher als älteren Komplizen betrachtete denn als Vertreter der Erwachsenenwelt, wurde ihre Freundschaft nun auf eine harte Probe gestellt.
    Plötzlich musste Sheerdurn jedes Wort auf die Hyperkristall-Waage legen. Sein Schützling ließ kaum eine Gelegenheit verstreichen, etwas in die falsche Kehle zu kriegen und ansatzlos zu explodieren.
    Der Eiertanz, den Sheerdurn bei ihren seltener gewordenen Treffen neuerdings absolvieren musste, behagte ihm gar nicht. Diplomatie, Mediation, Konfliktbereinigung oder wie das schleimige Sozialzeugs heißen mochte, zählte er keineswegs zu seinen Stärken. Er hatte jahrzehntelang so zurückgezogen und einzelgängerisch gelebt wie in Aram Tachady nur möglich.
    Bis er, fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, auf Kempo gestoßen war – genauer: gesprungen – und sich dazu verpflichtet gesehen hatte, das Ausnahmetalent unter seine Fittiche zu nehmen.
    Nach wie vor fühlte er sich für das Bürschchen verantwortlich. Mit Recht: Manchen Floh, der Kempo derzeit den Schlaf raubte, hatte Sheerdurn ihm ins Ohr gesetzt ...
    Ihn gerade jetzt mit einer unbedachten Äußerung zu vergraulen, da er so dringend Halt brauchte, das hätte er sich nie verziehen. Er wollte ihn nicht brüskieren, durfte in diesem so prekären, so entscheidenden Lebensabschnitt sein Vertrauen nicht enttäuschen.
    Andernfalls hätte er längst schreiend die Flucht ergriffen. „Unausstehlich" war ein Hilfsausdruck für Kempos derzeit bevorzugten Gemütszustand.
    Das Durch-, Zuihm-, Sich-Zurückhalten fiel wahrlich schwer. Flink beim Denken war der Bengel immer schon gewesen. Doch so sprunghaft, wie er momentan zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, zwischen kindlicher Naivität und halbstarker Rebellion, zwischen Angriffslust und Schutzbedürfnis hin und her wechselte, das überforderte Sheerdurn gewaltig.
    „Was dagegen, wenn ich zu dir ziehe?"
     
    *
     
    „Wwie bitte?"
    „In deine Wohnung. Du hast doch eine eigene, oder?"
    Sheerdurn schluckte hinunter, was ihm auf der Zunge lag: Bist du irr? Nur über meine Leiche!
    Stattdessen sagte er butterweich: „Sei mir nicht bös, das halte ich für keine gute Idee. In meinem winzigen Verschlag würden wir uns buchstäblich in den Haaren liegen. Ganz abgesehen davon, dass deine Eltern ..."
    „Auf wessen Seite stehst du eigentlich?"
    „Auf deiner, du Dödel!" So viel zur Selbstbeherrschung. „Allein die Frage schmerzt, weißt du das? Ich halte zu dir und bin trotz deiner nervigen Launen gern mit dir zusammen. Aber beim Abwaschen hört die Freundschaft auf; was ich vermeiden will. Geht das in deinen Sturschädel hinein?"
    „Nach Hause kann ich nicht mehr. Ich habe zu Danoit gesagt, entweder er verschwindet oder ich."
    „Du hast was?"
    Sheerdurn wurde schummerig. Dem eigenen Vater die Haustür zu weisen zeugte von einer Unverschämtheit, die unter Charonii, Pubertät hin oder her, ihresgleichen suchte.
    Nicht Impertinenz, oder Großkotzigkeit. Schlimmer,

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