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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihr Partner ebenso leise zurück. „Sheerdurn versucht bloß, in Dnevniks Realität vorzudringen. Sich mit ihm in dessen Sprache zu verständigen."
    „Ein Brocken, oh ja", lallte der Nackte, über und über Besudelte. Er stank entsetzlich. „Brocken wir Brot ein in die Suppe?
    Das schmeckt! Aber dick muss sie sein und schwarz wie Pech für den Rat, dass ich nicht verrückt geworden bin, hehe."
    „Wollten die das denn?"
    „Weil ich mir mein eigenes Gestöber erschaffen habe. Wehrturm von Haarkram Dachschadi. Klar kenne ich dich. Sei gegrüßt! Klarschiff machen. Klar wollten die das, die Räte und Gewerken. Rette dich, Rettich, geh werken, hab ich mir gesagt. Wem sonst? Ist ja keiner da."
    Ansatzlos hechtete er auf Sheerdurn zu und biss jenem ins Bein. Der schrie auf, zerrte und schob die spindeldürre, nur aus Haut und Knochen bestehende Gestalt weg. „Das tut weh!"
    „Echt? Du bist echt." Dnevnik schmatzte, leckte sich über die aufgesprungenen Lippen.
    Das Gesicht schmerzverzerrt, ergriff Sheerdurn ihn vorsichtig an den Oberarmen, hob ihn hoch und schüttelte ihn sacht wie eine filigrane Puppe. „Klar bin ich echt. Du bildest dir nicht ein, mich zu sehen. Bist ja nicht verrückt, sondern schlau. Hast dein eigenes Gestöber gemalt. Bravo!"
    „Schlau, gell? Für dich. Nur für dich. Gemalt und geprahlt und geaalt. Gestartet, gewartet, gemartert. Aber du kamst nicht daher, Heerwurm. Schwermut. Leergut. – Sheerdurn?"
    „Sheerdun, ja! Das bin ich. Ich bin da!"
    „Echt. Schmeckt echt. Recht. Nicht schlecht. Ungerecht. Ungerächt. Geächtet haben sie mich, geschächtet."
    „Warum? Warum, Bruder? Was hast du entdeckt? Was wollten sie verhindern?"
    „Weiß nicht mehr." Er legte den Kopf schief, blinzelte, grinste selig. „Farbe ist alle. Muss schlafen. Kann endlich schlafen, weil du doch noch gekommen bist. Danke.Mach’s gut. Pass auf. Überall Leimrutenstricke, ein ganzes Netz. Stolp..."
    Er bäumte sich auf, erschlaffte. Seine Augen brachen.
    Sanft bettete Sheerdurn ihn auf den Boden, faltete ihm die Hände und schloss die papierdünnen Lider.
    Tränen rannen über das zerfurchte Gesicht des Alten, als er sich wieder aufrichtete und zu Kempo und Auhara umdrehte. „Es tut mir Leid", sagte er rau. „Ich hatte nachforschen wollen, was aus ihm geworden war, doch mein Unfall kam dazwischen, und dann ... vergaß ich vor lauter Selbstmitleid ihn und die Andeutung, die er mir gegenüber gemacht hatte."
    Kempo räusperte sich. „Welche Andeutung?"
    „Er war auf etwas gestoßen, in uralten Handschriften. Ein Vermächtnis, das dem Rat nicht gefallen würde. Mehr wollte er erst sagen, wenn er handfeste Beweise hatte."
    „Um die zu beschaffen, ist er außerplanmäßig gestartet." Kempo zog seine Jacke aus und wickelte den Leichnam notdürftig darin ein. „Aber die Besatzung seiner Dolbe verweigerte ihm die Gefolgschaft, hat mir Tolde Ut’Orak erzählt. Als sie über Funk erfuhren, dass der Flug nicht genehmigt war, drehten sie noch innerhalb des Systems wieder um. Danach wurde Dnevnik vor Gericht gestellt, abgeurteilt und deportiert."
    „Wohin wollte er? Wo lag sein Ziel?" Auhara raufte sich die Haare. „Das wird nirgends erwähnt."
    „Es ist zum Ausder-Haut-Fahren! So lange hat er durchgehalten, sich so viele einsame Jahre gegen die geistige Umnachtung gestemmt."
    Sie half Sheerdurn, die Leiche zu schultern. „Dann tauchst du endlich auf, in einem lichten Moment erkennt er dich sogar – und stirbt, ohne dir sein Geheimnis zu verraten?"
    „›Danke. Mach’s gut.‹", wiederholte Kempo leise Dnevniks letzte Worte.„Pass auf. Überall Leimrutenstricke – was immer das sein soll –, ein ganzes Netz. Stolpere nicht."
    Sheerdurn, der sich Richtung Ausgang in Bewegung gesetzt hatte, blieb abrupt stehen. „Das hat er nicht gesagt."
    „Hä? Aber ja. Ich hab’s doch gehört."
    Auhara rekapitulierte bei sich: Pass auf. Überall Leimruten – Stricke – ein ganzes Netz – Stolp. „Stolp!", riefen sie wie aus einem Mund.
     
    5.
     
    Das Charon-Korps „Stolp, zweiter Planet der Sonne Eren. Unbesiedelt, da nicht bewohnbar. So haben wir es in der Schule gelernt", sagte Auhara. „Sowie dass der Name aus dem Weslonischen Dialekt kommt und ›Turm‹ bedeutet", ergänzte Kempo. „Obwohl dort kein Turm steht; überhaupt kein Gebäude, da niemals Charonii den Fuß auf diese Welt gesetzt haben."
    „Behaupten die Lehrer."
    Sie sahen einander an. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich der Inhalt des

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