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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hochinteressant."
    „›Interessant‹? Mehr nicht?"
    „Euren Eifer und eure Sorge um die Heimat in Ehren, doch Kempo schießt weit übers Ziel hinaus. Hör mal: Mach dir mit ihm ein paar schöne Tage auf Ijordan, spannt in meiner Sommerresidenz ein wenig aus, lasst es euch gut gehen, erholt euch vom Stress der Fliegerei – dann werdet ihr einsehen, dass kein Grund zur Beunruhigung besteht."
    „Aber die fremden Schiffe ..."
    „... werden sich bald wieder von selbst verziehen. Hab Vertrauen, Kindchen. In der ganzen langen, glorreichen Vergangenheit der Charonii ..."
    „Red nicht in diesem Ton mit mir! Ich hasse es, wenn du anfängst, mir Volksreden zu halten."
    „Hhm. – Wie auch immer, seit urdenklichen Zeiten ist es nie jemandem außer uns gelungen, gegen das Gestöber zu bestehen. Oder zweifelt ihr auch das an?"
    „Nein."
    „Eben. Eins steht fest: In der Weltenwolke sind wir sicher. Mag es versuchen, wer will, kein Fremder wird die Charon-Schranke jemals überwinden."
    Auhara hatte das Gefühl gehabt, gegen eine Mauer aus Gummi anzurennen, weich und unerschütterlich zugleich. „Aber falls doch?"
    „Fall, falls. So darf man nicht denken, das ist ungesund. Glaub mir, mein Schatz: Die viel größere Gefahr wäre Instabilität im Inneren. Eure Aufzeichnungen sind geeignet, die Bevölkerung der sieben Nationen in Unruhe, ja Panik zu versetzen. Deshalb dürfen sie auf keinen Fall veröffentlicht werden. Chaos und Anarchie wären die Folge. Damit würde ein weit größerer Schaden angerichtet, als uns von ›Draußen‹ je drohen kann. Verstehst du das, Liebes?"
    Widerwillig musste sie zugeben, dass einige seiner Argumente berechtigt waren. Trotzdem tat es weh, so gar keine Gesprächsbasis mit dem eigenen Vater finden zu können. Denn Khal gab sich zwar verständnisvoll – in der Sache würde er ihnen aber nicht einen Millimeter entgegenkommen.
    Was also sollten sie tun? Klein beigeben, den Maulkorb-Erlass hinnehmen und weitermachen, als sei nichts geschehen?
    Wer das erwartete, kannte Kempo Doll’Arym schlecht.
    Wäre er der Typ, sich so schnell einschüchtern und entmutigen zu lassen, er und Auhara hätten gar nicht erst zusammengefunden. Sie liebte ihn, gerade weil er eigensinnig war wie kein Zweiter und unkonventioneller dachte als vielleicht jeder andere Charonii seit vielen Jahrtausenden.
    Als seine Freundin, Frau und Partnerin hatte Auhara es durchaus nicht immer leicht. Sie fochten manchen Strauß aus, jedoch nur wegen Kleinigkeiten im persönlichen Zusammenleben. Zum Beispiel störte sie sein Faible für laute micachische Musik mit schlüpfrigen Texten. Oder dass er sich von seiner jeweiligen Lieblingsmontur auch dann noch nicht trennen mochte, wenn diese schon zigmal geflickt war und am Hintern fast bis zum Boden hing; solche Sachen. Darüber konnten sie streiten, dass die DORYNA bebte – und hinterher, bei der Versöhnung, gleich nochmal.
    In den großen Dingen, denen, worauf es wirklich ankam, herrschte schönste Eintracht. Die Fliegerei war ihre gemeinsame Leidenschaft, der sie alles andere unterordneten. Vorläufig stand die Gründung einer eigenen Familie oder gar eines Clans nicht zur Debatte, genauso wenig wie Nachwuchs. Empfängnisverhütung stellte kein Problem dar, da Charonii-Frauen ihre Fruchtbarkeit bewusst steuern konnten – Kempo vermutete dahinter eine genetische Manipulation, die kurz nach der Besiedelung der Wolke erfolgt war, um die Bevölkerungszahl konstant zu halten.
    Als Strukturpilotin war Auhara ihrem Mann fast ebenbürtig, in puncto Menschenführung vielleicht sogar ein wenig überlegen. Sein Sendungsbewusstsein teilte sie nur in eingeschränktem Maß; jedoch bewunderte sie ihn dafür und unterstützte ihn nach Kräften. Sie konnte gut nachfühlen, wie sehr er jetzt darunter litt, in einer Sackgasse festzustecken – und das so kurz nach der Erfüllung seines Kindheitstraums, hinauszufliegen, die Beschränktheit der Weltenwolke hinter sich zu lassen.
    Spielte er mit dem Gedanken, angesichts der Borniertheit seiner Vorgesetzten alles hinzuschmeißen? Auf den Hohen Rat und die sieben Nationen zu pfeifen, die DORYNA zu entwenden und sich auf eigene Faust mit ihr im Gebiet der Charon-Schranke herumzutreiben? Als eine Art Strukturpirat, der zwischen diesem und dem anderen, ungleich größeren Universum hin- und herpendelte?
    Die Mannschaft hätte ihm wohl die Treue gehalten. Aber Kempo – obzwar ein Abenteurer und Entdecker – war nicht imstande, verantwortungslos oder

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