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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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die Verhältnisse auf der Erde verändern wollte?«
    »Ja«, antwortete Wahram bestimmt. »Das wollte sie. Sie wusste natürlich, dass dieser Wunsch ein berühmter Raumer-Fehler ist. Ein unmögliches, zum Scheitern verurteiltes Projekt. Aber sie hoffte, dass wir inzwischen genug Einfluss hätten, um etwas zu bewirken. Sie hatte einen Plan. Viele von uns hatten das Gefühl, dass man das Pferd damit von hinten aufzäumen würde, wissen Sie. Aber Alex konnte uns überzeugen, dass wir nie sicher sein werden, solange die Erde nicht in einem besseren Zustand ist. Also haben wir bei ihrem Plan mitgemacht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wir haben in den Terrarien Nahrungsmittel und Tiere gehortet und in uns freundlich gesonnenen Ländern auf der Erde terranische Büros eröffnet. Es gab Vereinbarungen. Aber all das wird nun durch Alex’ Tod verkompliziert, weil sie so viel von alledem persönlich getan hat. Es handelte sich um verbale Abkommen.«
    »Sie hat den Qubes nicht getraut, ich weiß.«
    »Genau.«
    »Warum nicht?«
    »Tja, ich … vielleicht sollte ich das im Moment lieber nicht sagen.«
    Nach einer unbehaglichen Pause sagte Swan: »Sagen Sie es mir.« Als er den Kopf hob, um ihrem Blick zu begegnen, schaute sie ihn auf die gleiche Art an, auf die auch Alex ihn angesehen hätte – sie spürte, dass es ihr im Blut lag. Alex war dazu fähig gewesen, Leute mit einem Blick zum Sprechen zu bringen.
    Doch es war Wang, der ihr antwortete. »Es hat etwas mit seltsamen Gerüchten über Qubes zu tun«, erklärte er zurückhaltend. »Auf der Venus und im Asteroidengürtel. Es sind diese Zwischenfälle, die von Inspektor Genettes Team untersucht werden. Und deshalb …« – er deutete Richtung Tür – »… hängt das vielleicht auch damit zusammen. Bis sie also mehr herausfinden, sollten wir das Thema erst einmal außen vor lassen. Außerdem – ich nehme an, Ihr interner Qube nimmt all das auf? In dem Fall wäre es am besten, wenn Sie ihn dazu veranlassen könnten, die Aufnahme zu sperren.«
    Wahram sagte zu Wang: »Zeig Swan die Darstellung des Systems unter Einbeziehung der Qube-Macht.«
    Wang nickte und tippte auf das Bild auf dem Tisch. »In dieser Version wurde versucht, sowohl Qubes als auch klassische KIs zu berücksichtigen. Es soll einem ein Bild davon vermitteln, ein wie großer Teil unserer Zivilisation von künstlichen Intelligenzen gesteuert wird.«
    »Qubes steuern überhaupt nichts«, wandte Swan ein. »Sie treffen keine Entscheidungen.«
    Wang runzelte die Stirn. »Tatsächlich treffen sie sehr wohl gewisse Entscheidungen. Zum Beispiel, wann eine Fähre ablegen soll oder wie die Güter und Dienste im Mondragon zu verteilen sind – all solche Dinge. Eigentlich erledigen sie den Großteil der Infrastruktur des Systems.«
    »Aber sie entscheiden sich nicht, sie zu erledigen«, wandte Swan ein.
    »Ich weiß, was Sie meinen, aber schauen Sie sich mal die Darstellung an.«
    In dieser Version, so erklärte er, stellte Rot die Macht von Menschen dar und Blau die Macht von Computern, wobei hellblau für klassische Computer stand und dunkelblau für Quantencomputer. Ein großer, dunkelblauer Ball war neben dem Jupiter zu sehen, und weitere blaue Punkte waren überall sonst verteilt. Die meisten davon waren zu einem Gesamtnetz verbunden. Menschen tauchten als rote Ballungen auf, doch sie waren weniger und kleiner als die blauen Punkte, und es verliefen sehr viel weniger rote Linien zwischen ihnen.
    »Was ist das für ein blauer Ball um den Jupiter?«, fragte Swan. »Sind Sie das?«
    »Ja«, sagte Wang.
    »Und jetzt hat also jemand diesen ziemlich gewaltigen blauen Ball angegriffen.«
    »Ja.« Die Stirn tief in Falten gelegt starrte Wang auf den Tischmonitor. »Aber wir wissen nicht wer, und auch nicht warum.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Wahram: »Bilder wie dieses sind einer der Gründe dafür, dass Alex besorgt war. Sie hat gewisse Bemühungen angestoßen, die Lage in den Griff zu bekommen. Bitte, belassen wir es fürs Erste dabei. Ich hoffe, Sie verstehen.«
    Sein flehender Appell an Swan ließ seine Froschaugen noch deutlicher hervortreten. Er schwitzte.
    Swan starrte ihn einen Moment lang finster an und zuckte dann mit den Schultern. Sie wollte sich streiten, und einmal mehr wurde ihr klar, dass es sich gut anfühlte, etwas anderes als Alex’ Tod zu finden, worüber sie sich aufregen konnte. Dafür war ihr so ziemlich jeder Anlass recht. Aber letztlich würde ihr das nicht helfen.
    Wahram versuchte, das

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