Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
Zimmer geeilt. Offenbar hatte ihm jemand Bescheid gegeben. »Abriegeln«, sagte er kurz angebunden zu seinen Leuten. Überall ertönten schmerzhaft hohe und laute Alarmsirenen. Schnell füllten sich die Gänge mit Menschen. Swan und Wahram wurden durch einen Korridor zu einem Schutzraum mitgezogen. Als sie dort ankamen, war er bereits überfüllt, und nachdem sie sich hineingedrängt hatten, wurde die Tür geschlossen. Anscheinend waren sie hier vollständig versammelt. Jetzt waren sie in der kleinsten Matruschka-Puppe von allen.
    An den Wänden waren Bildschirme, und Pauline half der Stations-KI dabei, die Überwachungskameras einzustellen. Schon bald wurde auf einem der Bildschirme eine Ansicht des abfallenden Hangs herangezoomt. Dort, weit unten auf der zerknitterten und schrägen Schlackeebene, hopste eine winzige Gestalt bergab.
    »Keine gute Idee«, sagte Wang. »Dort unten ist die Kruste dünn.«
    Und dann versank die entfernte Gestalt in einem kurzen Aufflackern und war verschwunden.
    »Haltet weiter um die Station herum Ausschau«, sagte Wang, nachdem eine Weile schockiertes Schweigen geherrscht hatte. »Schaut, ob dort draußen jemand ist. Und schickt eine Drohne hoch, um nach einem Hopper Ausschau zu halten.«
    Es herrschte Grabesstille, während die Anwesenden auf die Bildschirme starrten. Falls der Faraday’sche Käfig ausfiel, würden sie sehr bald gekocht werden. Die Strahlung vom Jupiter würde jede einzelne Zelle ihrer Körper zum Platzen bringen.
    Aber anscheinend war nichts weiter passiert. Die Energieversorgung der Station schien gesichert, und niemand sonst war in der Umgebung zu sehen.
    Dann regte sich etwas am anderen Ende des Zimmers. »Ein Ruf von einem Schiff, das um Landeerlaubnis bittet«, sagte jemand.
    »Um wen handelt es sich?«
    »Es ist ein interplanetares Schiff, die Schnelle Gerechtigkeit .«
    »Vergewissert euch, dass sie wirklich die sind, als die sie sich ausgeben.«
    Das Bild eines sich nähernden Raumschiffs wurde auf einen größeren Monitor verschoben, und alle beobachteten, wie ein kleineres Raumschiff flackernd in das Loch in der Landeplattform sank. Kurz darauf erschien ein behelmter Kopf unmittelbar vor einer der Überwachungskamera in der Landebucht, kam näher und füllte während des Netzhaut-Scans den ganzen Bildschirm aus. Dann winkte der Besucher und hielt kurz den Daumen hoch. Anscheinend handelte es sich um Freunde.
    Man ließ sie herein, und dort in der Tür standen drei Menschen ohne Helme, einer von kleiner Statur. Verblüfft erkannte Swan, dass es sich um den Inspektor handelte, der sie in Mqarets Labor besucht hatte: Jean Genette.
    »Ihr kommt spät«, sagte Wang.
    »Tut mir leid«, antwortete Genette. »Wir wurden aufgehalten. Erzähl mir, was passiert ist.«
    Wang gab einen kurzen Bericht und schloss mit: »Anscheinend war der Eindringling allein. Er hat sich genähert, ist dann den Hang hinabgegangen und durch die Kruste gebrochen. Wir haben noch keinen Hopper gefunden.«
    Genette neigte den Kopf zur Seite. »Er ist einfach hangabwärts in den Tod gerannt?«
    »Sieht so aus.«
    Der Inspektor wandte sich zu den anderen Neuankömmlingen. »Wir müssen seine Überreste aus der Lava ziehen.« Dann, an Wang und die anderen gewandt: »Bin bald zurück. Vielleicht solltet ihr die Abriegelung noch eine Weile aufrechterhalten.«
    Damit verschwanden die drei wieder durch die Luftschleuse der Station.
    »Also gut«, sagte Swan ernst und bedachte dabei insbesondere Wahram mit einem durchdringenden Blick. »Erzählen Sie mir, was hier los ist.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Wahram.
    »Man hat uns gerade angegriffen!«
    »Das nehme ich an.«
    »Das nehmen Sie an?«
    Wang sprach, ohne von den Monitoren aufzublicken. »Ein wenig wirkungsvoller Angriff, muss ich sagen.«
    »Und wer würde Sie angreifen wollen?«, fragte Swan. »Und wie ist Genette so schnell hergekommen? Und hat all das etwas mit dem zu tun, was Sie zusammen mit Alex gemacht haben?«
    Wahram sagte: »Das lässt sich an diesem Punkt nur schwer sagen«, und Swan unterbrach ihn, indem sie ihn gegen den Arm boxte.
    »Schluss damit«, sagte sie böse. »Sagen Sie mir, was hier los ist!«
    Sie schaute sich in dem vollgestopften Raum um: Zwölf bis fünfzehn Leute drängten sich darin, die sich jetzt jedoch alle demonstrativ mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigten und Wang und seine Besucher an einem kleinen Ecktisch allein ließen. »Sagen Sie es mir, sonst schreie ich los.«
    Sie stieß ein

Weitere Kostenlose Bücher