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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Musters war. Eine Autopsie hatte bestätigt, dass Alex eines natürlichen Todes gestorben war, aber Genette verspürte nach wie vor eine nagende Ungewissheit – bei manchen natürlichen Todesarten konnte man durchaus nachhelfen.
    Dann, zu Beginn der Reise zum Merkur, auf dem Weg durch den Raumhafen zu dem Tor, hinter dem die Fähre wartete, beim Anblick all der Menschen, die kein bisschen überlegen mussten, um sich zurechtzufinden, fiel Genette mit einem Mal des Rätsels Lösung ein, was den Angriff auf Terminator betraf. Das lebhafte Bild war wie das letzte Überbleibsel eines Traums, und es brachte eine ganze Reihe brauchbarer Ermittlungsansätze mit sich, die sich auf dem Flug ins Innere des Systems weiterverfolgen ließen, vor allem aber ein sehr angenehmes Gefühl der Gewissheit; und Erleichterung von einer potenziell großen Sorge.
    Als Genette den Merkur erreichte, hielten die Bewohner Terminators sich bereits entweder in Flüchtlingsunterkünften auf oder hatten den Planeten eilig verlassen. Es hatte 83 Tote gegeben, die meisten davon aufgrund gesundheitlicher Probleme oder infolge von Raumanzug- und Luftschleusenunfällen; die übliche Kombination von Fehleinschätzungen, Ausrüstungsversagen und Panik, die in Notsituationen entsteht. Evakuierungen waren dafür bekannt, zu den gefährlichsten menschlichen Aktivitäten zu gehören, noch vor Geburten.
    Deshalb, und weil Terminator immer noch dort draußen in der Sonne briet, standen die Ermittler noch ganz am Anfang. Man hatte festgestellt, dass die Kameras auf dem betreffenden Schienenabschnitt durch den Aufschlag zerstört worden waren, zusammen mit einem Bahnsteig namens Hammersmith. Man ging davon aus, dass dabei eine Gruppe von Konzertbesuchern und Musikern ums Leben gekommen war. Allerdings gab es für den entsprechenden Zeitraum Aufzeichnungen des Meteorabwehrsystems in der Umlaufbahn Terminators, und weder per Radar noch visuell noch im Infrarotbereich war vor dem Einschlag etwas von einem Meteor zu sehen gewesen. Die Satellitenbilder von der Unglücksstelle zeigten keine Reste eines eingeschlagenen Körpers. Angriff aus der fünften Dimension!, sagten die Leute dazu.
    Genette hatte die Antwort auf diesen Teil der Frage bereits erkannt und beschlossen, dass vorgetäuschte Unwissenheit dem Täter vielleicht Zeit geben würde, einen Fehler zu machen. Außerdem konnte niemand das Verbrechen nachahmen, solange keine Einzelheiten bekannt waren. Also hielt Genette den Mund und verhörte in einem Zimmer im Rilke-Raumhafen Zeugen. Ein heller Lichtblitz. Ah, vielen Dank. Vielleicht war es an der Zeit, Wang Bescheid zu geben, Genettes Theorie auf ihre Durchführbarkeit hin zu überprüfen.
    Dann wurde bekannt, dass man auf der Tagseite zwei weitere Flüchtlinge aufgegriffen hatte, und dass es sich bei einem der beiden um Alex’ Enkelin Swan Er Hong handelte. Es war seltsam, dass man die beiden mitten auf der Tagseite gerettet hatte. Genette ging sie im Krankenhaus von Schubert besuchen.
    Swan lag in einem Bett und war an mehre Infusionsnadeln angeschlossen. Sie war sehr blass und musste sich offenbar von der Strahlenkrankheit erholen, die eine Sonneneruption bei ihr ausgelöst hatte, kurz bevor sie und ihr Begleiter unter die Planetenoberfläche gelangt waren.
    Genette kletterte in den Stuhl neben dem Krankenbett. Swan hatte dunkle Ringe unter den rot geränderten Augen. Wahram, der sie auf ihrer Wanderung durch das Tunnelsystem begleitet hatte, saß auf der gegen überliegenden Seite des Betts. Anscheinend war er weniger schwer erkrankt. Er sah allerdings ziemlich erschöpft aus.
    Swan bemerkte Genettes Gegenwart. »Sie schon wieder«, sagte sie, »Scheiße aber auch.« Sie warf Wahram einen finsteren Blick zu, worauf dieser erbleichte und sogar eine Hand hob, um sich zu schützen. »Was führt ihr beiden im Schilde?«, fragte Swan.
    Genette schaltete Passepartout ein, einen Qube, der wie eine alte Armbanduhr aussah, und sagte: »Bitte regen Sie sich nicht auf. Ich ermittle in allgemeinen Angelegenheiten für die Interplanetare Polizei, wie ich schon sagte, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Ich hatte ein ungutes Gefühl, als ich von Alex’ unerwartetem Tod hörte, und obwohl die Todesursache anscheinend natürlich war, stelle ich weiterhin Nachforschungen zu einer Reihe unschöner Ereignisse an, die damit in Zusammenhang stehen könnten. Sie haben Alex nahegestanden, und Sie waren bei dem Angriff auf Io zugegen und konnten ihn beobachten. Und bei dem

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