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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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kürzlichen Angriff auf Terminator waren Sie wieder hier. Auch wenn es sich nur um Zufälle handelt, dürfte es Sie nicht wundern, dass wir einander immer wieder über den Weg laufen.«
    Swan nickte unglücklich.
    Wahram sagte: »Hast du jemals etwas über die Überreste der Gestalt in Erfahrung gebracht, die auf Io in die Lava gestürzt ist?«
    »Lass uns darüber später reden«, sagte Genette und warf Wahram dabei einen warnenden Blick zu. »Fürs Erste müssen wir uns auf die Zerstörung von Terminator konzentrieren. Würde es euch beiden etwas ausmachen, mir zu erzählen, was ihr gesehen habt?«
    Swan setzte sich auf und beschrieb den Einschlag und anschließend ihre Rückkehr zur Stadt, und wie ihnen klar geworden war, dass sie die Evakuierung verpasst hatten; wie sie dann nach Osten zur nächsten Plattform gelaufen und in den Tunnel hinabgestiegen waren. Wahram nickte nur dann und wann zustimmend. Bis dahin dauerte der Bericht ein paar Minuten. Swans darauffolgende Schilderung ihrer Zeit im Tunnel war sehr knapp, und Wahram fügte ihr nichts hinzu und nickte auch nicht. Vierundzwanzig Tage konnten eine lange Zeit sein. Genette schaute zwischen den beiden hin und her. Keiner von ihnen hatte bei der Explosion viel gesehen, das war klar.
    »Und … brennt Terminator noch?«, fragte Swan.
    »Genaugenommen ist diese Phase vorbei. Die Stadt glüht jetzt.«
    Das Gesicht mit einem Mal verkniffen, wandte Swan sich ab. Die letzten Übertragungen der in Terminator zurückgelassenen Kameras und KIs zeigten, wie die Stadt im Sonnenlicht entflammte – brannte, schmolz, explodierte, bis die Aufzeichnungsgeräte versagt hatten. Es war kein allumfassendes Inferno gewesen, sondern ein Flickenteppich von kleinen Bränden, die zu verschiedenen Zeitpunkten ausbrachen. Einige hitzeresistente KIs sendeten noch immer Daten und dokumentierten die Ereignisse, während die gesamte Umgebung sich auf mehrere Hundert Kelvin aufheizte. Die Bilder vermittelten einem ein deutliches Bild von der Einäscherung, obwohl es ziemlich klar war, dass Swan sie nicht würde sehen wollen.
    Doch dann wollte sie überraschend genau das. Nachdem sie sich gesammelt hatte, erklärte sie: »Ich will alles sehen. Zeigt mir alles. Ich muss es sehen. Irgendwie werde ich Buße tun, etwas zum Gedenken. Aber erzählen Sie erst einmal, was Sie wissen! Was ist passiert?«
    Genette zuckte mit den Schultern. »Irgendetwas hat die Schienen der Stadt getroffen. Die Einschlagstelle selbst befindet sich noch auf der Tagseite, und solange die Sonne dort nicht untergegangen ist, können wir keine sorgfältige Untersuchung durchführen. Das Meteoritenabwehrsystem konnte den Einschlagkörper nicht sehen, was eigentlich unmöglich ist, da er eine Masse von vielen Tausend Kilogramm hatte. Einige Leute sind der Meinung, dass es ein Kometeneinschlag gewesen sein muss. Ich spreche lieber einfach von dem Ereignis. Wir wissen immer noch nicht mit Sicherheit, ob es nicht vielleicht eine unterirdische Explosion war.«
    »Als wenn jemand eine Mine unter den Schienen platziert hätte?«, fragte Wahram.
    »Tja, auf einigen Satellitenfotos sieht es mehr wie ein Einschlag aus. Aber die Frage stellt sich.«
    Genettes Armbandqube sagte mit heller Singsangstimme: »Du hast einen Besucher namens Mqaret.«
    »Sag ihm, wo wir sind«, befahl Genette. »Bitte ihn herzukommen.«
    Swans Wangen röteten sich vor Ungeduld. »Ich will Terminator sehen«, erklärte sie.
    »Es ist vielleicht möglich, der Stadt einen kurzen Besuch in einem geschützten Fahrzeug abzustatten, aber derzeit lässt sich dort wenig machen. Die Trupps vor Ort sitzen die meiste Zeit über bloß im Schatten der Stadt. Der Sonnenuntergang erreicht den entsprechenden Längengrad in etwa siebzehn Tagen.«
    Dann betrat Mqaret das Zimmer, und Swan rief seinen Namen und streckte die Arme nach ihm aus.
    »Wir dachten, du wärst tot!«, rief Mqaret. »Die ganze Konzertgruppe ist verschwunden, und wir dachten, du wärst dabei gewesen, und die Evakuierung war ein einziges Chaos, und wir dachten, du wärst umgekommen.«
    »Wir sind in den Tunnel runter«, sagte Swan.
    »Man hat auch da unten nachgesehen, aber es wurde niemand gefunden.«
    »Wir sind nach Osten gewandert, um den Weg schneller hinter uns zu bringen.«
    »Das leuchtet mir ein, aber ihr hättet eine Nachricht hinterlassen sollen.«
    »Ich dachte, das hätten wir gemacht.«
    »Wirklich? Aber egal … du bist so dünn! Wir müssen dich ins Labor bringen, um dich einmal gründlich

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