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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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»Die werden wir doch sicher einfach ersetzen? Da will doch keiner was ändern … ich jedenfalls nicht.«
    »Tja, wir werden sehen. Trotzdem musst du für die Stadt zur Verfügung stehen.«
    Swan starrte ihn finster an. »Das tue ich sowieso. Können wir wenigstens mit einem Hopper auf die Tagseite fliegen und uns die Stadt einmal ansehen?«
    »Ich glaube schon. Ich bitte sobald wie möglich darum, dass man uns Plätze auf den Tagfliegern reserviert. Aber erst musst du wieder zu Kräften kommen.«
    Ein paar Tage später flogen sie zusammen in einem Hopper los, wobei sie den Schienen Richtung Osten ins Tageslicht und zu den Trümmern von Terminator folgten. Das Land unter ihnen sah durch den starken Filter weiß wie Papier aus, mit einigen schwarzen Ringen und wabernden Linien, so als ob zitternde Kompassnadeln Schriftzeichen auf dem Grund hinterlassen hätten. Die Schienen selbst waren ein leuchtendes schmales Band aus weißglühenden Drähten.
    Dann erhob sich Terminator über den Horizont. Das Gerippe der Kuppel glühte ebenso weiß wie die Schienen. Das Stadtinnere war eine schwarze Masse, die, als sie näher herankamen, in kleinere Ansammlungen von Schlacke, Ruß und Asche zerfiel, schwarze Klumpen, schwarzer Staub. Einige Metalloberflächen glühten rot. Der Anblick erinnerte an alte Fotos von Städten auf der Erde, die durch Feuerstürme vernichtet worden waren.
    Bei dem Anblick schüttelte Mqaret den Kopf. »Ist schon klar, warum wir auf der Nachtseite bleiben müssen.«
    Swan, die hinabstarrte, schien ihn gar nicht zu hören. Genette fiel auf, dass sie sich diesmal nicht dramatisch in Szene setzte. Man sah nur grimmige Verzweiflung in einem leeren Gesicht. Es sah aus, als wäre sie ganz woanders. Wahram musterte sie unauffällig.
    Die glühende Stadtruine wurde von der nach wie vor stehenden Dämmerungsmauer überragt. Ihre nach Osten weisende Außenseite war so silbern und rein wie eh und je, aber auf der Innenseite bestand sie nur noch aus einer Masse von verkrümmten schwarzen Terrassen. Einige der Dächer aus königsblauen Keramikkacheln waren noch intakt und hatten sogar ihre Farbe bewahrt. Die große Treppe verlief immer noch abwärts quer durch die vielen Brandstreifen. Der importierte Marmor schimmerte perlmuttartig in der Hitze. Die weißglühenden Bögen des Kuppelskeletts wölbten sich dem Himmel entgegen wie die Umrisse der Kuppel von Hiroshima.
    »Es war so schön«, sagte Mqaret.
    »Das ist es immer noch«, erwiderte Swan.
    Mqaret sagte: »Wir werden einige ausgewachsene Bäume einführen und die restlichen aussähen und aufziehen. Ich muss allerdings sagen, dass die Verhandlungen mit den Versicherungen anscheinend nicht besonders gut laufen. Sie haben eine andere Definition von ›voller Ersatzleistung‹. Außerdem ist es noch unklar, ob es sich um höhere Gewalt oder um einen kriegerischen Akt handelte. Die Anwälte im Rat meinen, dass die Versicherung in beiden Fällen greift, aber wer weiß. Vor allem wird es teuer. Wir werden Unterstützung brauchen. Glücklicherweise hält uns der Mondragon den Rücken frei. Und die Tiere zu ersetzen wird leicht, da die Terrarien ohnehin schon überfüllt sind.«
    Er schaute zu Wahram und räusperte sich. »Ich habe gehört, dass die Vulkanoiden uns so schnell wie möglich helfen wollen. Natürlich macht man sich dort unten Sorgen.«
    »Sie brauchen uns«, sagte Swan. »Darum haben sie Alex’ Vorschlag, sie zu unterstützen, überhaupt erst so schnell angenommen.«
    »Tja, jetzt wird sich zeigen, wie sehr sie uns zu brauchen meinen.«
    Swan schüttelte sich wie ein Hund. Genette sah ihr an, dass sie derzeit nicht über die Vulkanoiden nachdenken wollte. Vielleicht ärgerte es sie, dass Mqaret bereits über die nächsten Schritte nachdachte, während sie noch auf die glimmenden Ruinen hinabblickten.
    Wahram achtete aufmerksamer auf ihren Gemütszustand. »›Die Erinnerung an ein bestimmtes Bild ist wehmutsvolles Gedenken an einen bestimmten Augenblick; und Häuser, Straßen, Avenuen sind flüchtig, ach!, wie die Jahre.‹«
    Swan bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Noch mehr Glückskekse von dir tiefsinnigem Denker?«
    »Ja.« Ein kleines Lächeln; Genette erkannte, dass Wahram sich noch immer an Swans Eigenheiten erfreuen konnte, obwohl sie so lange miteinander eingesperrt gewesen waren. Vielleicht hatte er es sogar dabei ge lernt. Die beiden hatten auffällig wenig über ihre gemeinsame Zeit in dem Tunnel geredet.
    Swan sagte: »Ich möchte mich

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