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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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anzuschauen.« Mqaret ging um das Bett herum und umarmte auch Wahram kurz. »Danke, dass Sie meine Swan nach Hause gebracht haben. Wir haben gehört, dass Sie sich da unten um sie gekümmert haben.«
    Genette sah, dass Swan anscheinend nicht ganz glücklich mit dieser Umschreibung war.
    Wahram sagte: »Wir alle haben einander geholfen. Tatsächlich freuen wir uns darauf, die jungen Sonnenläufer wiederzusehen, mit denen wir dort unten waren.«
    »Sie werden gerade geholt«, erklärte Mqaret, »und ich hoffe, dass es ihnen gut geht. Man hat eine ganze Menge Sonnenläufer aufgelesen.«
    »Unsere waren sehr hilfsbereit«, sagte Wahram, doch Swan schnaubte, als sie seine Worte hörte.
    Die Zerstörung der Stadt schien Mqaret nicht weiter zuzusetzen; da sie sich so kurz nach Alex’ Tod ereignet hatte, kam es für ihn wahrscheinlich kaum noch darauf an. Doch ohne Terminator konnten die Merkurianer nur noch in den über den Planeten verteilten unterirdischen Schutzräumen leben, in ganz ähnlicher Weise wie die Bewohner Ios. Das war nicht gerade eine optimale Ausgangslage für den Wiederaufbau. Trotzdem konnten sie es schaffen, und tatsächlich hatten die Arbeiten mithilfe hitzeresistenter Schutzräume und Roboter bereits begonnen. Wenn der Sonnenuntergang die ausgebrannte Stadt erst einmal erreichte, würden sie schon sehr bald die Schienen reparieren und das Skelett der Stadt wieder in Bewegung setzen. Dann konnten sie sie im Schutz der Dunkelheit wiederaufbauen wie schon beim ersten Mal.
    Doch derzeit befanden sie sich nach wie vor im Ausnahmezustand, und ihr Einfluss im restlichen Sonnensystem war dementsprechend geringer. Also sagte Mqaret zu Swan, wobei er allerdings Genette und Wahram anschaute: »Wir werden die Stadt wieder aufbauen, und wir werden diese Sache überwinden. Diejenigen, die davon reden, dass unsere riskante Lebensweise unser Todesurteil gewesen sei, müssen schließlich mit ihren eigenen Risiken leben. Im All sind wir alle verwundbar. Nirgendwo jenseits der Erde gibt es menschliche Ansiedlungen, die nicht zerstört werden könnten, außer auf dem Mars.«
    »Was einer der Gründe dafür ist, dass es sich um einen derart unausstehlichen Planeten handelt«, bemerkte Genette.
    »Ich werde ein Mahnmal für unseren Verlust erschaffen«, verkündete Swan und versuchte anscheinend, sich aus ihrem Bett zu erheben. Dramatisch zerrte sie an ihren Infusionsschläuchen. »Ich werde eine Abramov i c in den Ruinen aufführen, um den Kummer der Stadt auszudrücken. Vielleicht wäre eine zeitweilige Kreuzigung angebracht.«
    »Wie wäre es mit Verbrennen auf dem Scheiterhaufen«, schlug Wahram vor.
    Swan warf ihm einen giftigen Blick zu. Mqaret erhob einen taktvolleren Einwand, indem er darauf hinwies, dass Swan sich noch nicht ausreichend erholt hatte, um ihren Körper als Leinwand zu benutzen. »Das setzt dir immer so schwer zu, Swan, das geht nicht.«
    »Ich werde es tun! Auf jeden Fall werde ich es tun.«
    Swans Qube, dessen Stimme aus ihrer Halsseite kam, meldete sich zu Wort: »Ich muss dich darüber informieren, dass du mir Anweisung gegeben hast, mich gegen jedwede Abramovic -Performance auszusprechen, solange du dich nicht in einem optimalen Gesundheitszustand befindest. Das sind deine eigenen Anweisungen an dich selbst.«
    »Lächerlich«, sagte Swan. »Manchmal verlangen die Umstände, dass man seine Pläne ändert. Nach diesem Ereignis, nach dieser Katastrophe, ist alles andere zweitrangig. Sie verlangt nach einer angemessenen Reaktion.«
    »Ich muss dich darüber informieren, dass du mir Anweisung gegeben hast, mich gegen jedwede Abramovic-Performance auszusprechen, solange du dich nicht in einem optimalen Gesundheitszustand befindest.«
    »Halt die Klappe, Pauline. Ich will dich jetzt nicht reden hören.«
    Mqaret hatte sich inzwischen so hingestellt, dass er Swan am Aufstehen hindern konnte. Er sagte: »Liebe Swan, deine Pauline hat recht. Damit meine ich, dass du das Richtige tust, indem du aus einer umfassenderen Perspektive zu dir selbst sprichst. Überstürze nichts. In einer solchen Krise gibt es bessere Dinge, die du tun kannst. Es gibt viel zu tun.«
    »Terminators Schicksal künstlerisch zum Ausdruck zu bringen ist eine sinnvolle Arbeit.«
    »Ich weiß, und zwar insbesondere für dich. Aber du bist eine unserer Biom-Designerinnen, und in dieser Funktion wird man dich sehr brauchen. Wir können diese Gelegenheit ergreifen, um den Park und die Farm neu zu gestalten.«
    Swan wirkte beunruhigt.

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