2315 - Kampf ums Salkrit
Alte sah müde und zerschlagen aus.
Mitleid konnte ich mir allerdings derzeit keines erlauben. „Was hast du herausgefunden?", fragte ich ihn. „Nichts, was dir gefallen würde." Er griff zu einem Wasserkrug und trank gierig. „Dann hör dir zuerst an, was ich zu sagen habe." In aller Kürze unterrichtete ich ihn über die entdeckten Schiffe der Charnaz Bakr.
Scheinbar unbeeindruckt nahm er den Vormarsch der gegnerischen Truppen zur Kenntnis. Doch als ich ihm die Größe der TRAICAH-Fabriken vermittelte, verschluckte er sich - und prustete das Wasser durch den Raum. „Bei Nedeljas Ar... - ich meine: Hintern!", schimpfte er, sobald er wieder Luft bekam. „Du Lausebengel! Wie kannst du einen alten Mann derart erschrecken! Das ist hoffentlich nicht dein Ernst?"
„Leider doch." Ich nickte müde und erzählte ihm, was wir sonst noch in Erfahrung gebracht hatten. „Hat sich Leilila etwa um ein oder zwei Stellen vor dem Komma geirrt?", fragte er abschließend. „Die Dame hat zwar ein prachtvolles Gestell, das selbst bei einem Tatterer wie mir Gefühle aufkommen lässt - aber die Micacher sind manchmal schon ein bisschen seltsam ..."
Immerhin - er brachte mich trotz des Ernstes der Situation zum Grinsen. Seine Vorliebe für gut gebaute Hinterteile war mir ebenso bekannt wie seine blumige und komplizierte Sprache, wenn es um jemand anders ging als „vernünftige Charonii".
Also um jedermann, mit Ausnahme seiner selbst und einer Hand voll Vertrauter. „Nein - Leililas Bericht ist dreifach überprüft", entgegnete ich, wieder ernst geworden. „Aber über diese ... Lappalie reden wir später. Jetzt erzähl mal, was du in Erfahrung bringen konntest."
„Was soll das bitte schön heißen: Über das reden wir später?", empörte er sich. „Da kommen ein paar riesengroße Wagenräder in unsere heimatlichen Gefilde, um uns über den Haufen zu rollen, und dir sind ein paar Informationen aus uralten Archiven wichtiger?"
„Mach jetzt!", befahl ich ihm, ungeduldig werdend, und blickte ihn böse an. „Na schön", murmelte er beleidigt. „Wenn's dir so wichtig ist..."
Und Sheerdurn erzählte.
Er hatte sich während des letzten Tages in uralte Archive eingelesen und dabei schlauerweise die Nutzungskarte einer alten Freundin in Anspruch genommen.
Die ehemalige Gouvernante Auharas war weitläufig mit Khal Pif'Deran verwandt und besaß deshalb gewisse Möglichkeiten, die uns nicht zur Verfügung standen.
Ich hatte keine Ahnung, wie er an den Ausweis herangekommen war, und es interessierte mich auch nicht. Jedenfalls hatte er derart Informationen abziehen können, ohne dass Verdacht auf ihn selbst, mich oder ein anderes Mitglied des Charon-Korps gefallen wäre. „Unter dem Suchbegriff >Charon-Loge< konnte ich ebenso wenig finden wie unter >Geheimloge<, >Stolp<, >Turm des Wissens< oder >Turmburg<. Dann fiel mir nichts mehr ein, und ich habe mich anderweitig beschäftigt. Wusstest du übrigens, dass unsere Sprache mehr als 300 Ausdrücke für Geschlechtsverkehr vollziehen kennt, unter anderem die Umschreibung >Hyperbestäubung< für einen besonders gelungenen Akt?"
„Sheerdurn!" Manchmal schweifte er ab, und ich musste ihn energisch zur Ordnung rufen. „Sag mir endlich, was du rausgefunden hast!"
„Gemach, gemach!" Er hustete und schnauzte sich lautstark in ein ölverschmiertes Taschentuch. „Ich suchte nach Zusammenhängen zwischen der so genannten Charon-Loge, die es offensichtlich immer noch gibt, und der Zerschlagung des Korps vor Ewigkeiten. Ich saß also vor einem Eingabe-Terminal im tiefsten Keller des Stadtarchivs. Eine alte Glucke, um mindestens hundert Jahre älter als ich, beobachtete mich argwöhnisch.
Als ob sie noch nie einen ehemaligen Strukturpiloten gesehen hätte ..."
„Sheerdurn!", rief ich ihn zur Ordnung. „Ist ja gut. Jedenfalls wollte ich mich nach den ersten Misserfolgen nicht so leicht geschlagen geben. Ich arbeitete mit Stöbermaschinen, assoziierte und kombinierte irgendwelche Begriffe. Völlig frei, wie sie mir in den Sinn kamen. Irgendein Dämon muss mich dabei geritten haben.
Drei- oder vierhundert Begriffe oder Wortkombinationen waren es sicherlich bereits gewesen, als ich endlich auf eine Spur stieß ..."
Er räusperte sich vernehmlich und blickte seltsam berührt zur Seite. „Jetzt sag schon!", forderte ich ihn auf, aufgeregt und ärgerlich zugleich. „Was hast du entdeckt?"
„Das Wort >Loge< ist, für sich allein stehend, kaum irgendwo verzeichnet", murmelte er kaum
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