2315 - Kampf ums Salkrit
neue Qualität.
Erdrückend legten sich alle schlechten Eigenschaften, die ein Charonii auch nur erahnen konnte, über uns. Die Charnaz Bakr waren in den Normalraum zurückgekehrt. Sie blieben also vorsichtig, überließen nichts dem Zufall. Wahrscheinlich würden sie nun ihre riesenhaften Schwerkraftfelder errichten und die wenigen Sturmwölkchen, die sie mit ihren Ortungsgeräten ertastet haben mussten, anvisieren, vermessen und schließlich zerquetschen.
Uns blieben wenige Minuten: Wenn wir eine Chance haben wollten, die gegnerischen Schiffe aufzubringen, dann mussten wir jetzt handeln! Ich betete die Stürme richtiggehend herbei. Wenigstens ein paar kleine, klitzekleine.
Irgendeine Macht erhörte mich: Ein Kumulus entstand aus dem Nichts. Er baute sich auf, Schicht für Schicht, zog weitere Gestöberfussel wie magisch an, türmte sich hoch, immer höher.
Das war es, was wir gut brauchen konnten! Nun galt es, die Ruhe zu bewahren.
Ich suchte den Augenkontakt zu Sheerdurn, nickte ihm wie verabredet zu. Rasch drückte er mir die Hand, informierte dann die Terraner an Bord der VERACRUZ.
Ihre Ortungsgeräte waren tot, wie ich mir vorstellen konnte. Wir hingegen fühlten das aufsteigende Strukturgewitter einerseits und die abschäumige Präsenz der Charnaz Bakr andererseits. „Viel Glück!", hörte ich die Stimme Atlans, kümmerte mich aber nicht weiter um ihn. Vielmehr griff ich nach meinen Kameraden, suchte den mentalen Kontakt, der instinktgesteuert zustande kam.
Etwas mehr als 180 Piloten an Bord von 19 Strukturdolben warteten darauf, in den Einsatz zu gehen. Mehr hatte das Charon-Korps nicht aufzubieten.
Der ungleichste Kampf, den ich mir vorstellen konnte, würde in wenigen Augenblicken beginnen.
*
Unsere Pilotensinne fanden intensiver zueinander, verstärkten die Schutzblase angesichts des drohenden Gewitters. Noch blieben wir zusammen, noch gingen wir nicht gemäß unserer Taktik vor.
Ich hatte jene Piloten, die von Atlan und den Terranern ausgebildet worden waren, auf die Schiffe meiner winzigen Streitmacht verteilt. So standen uns zumindest ein oder zwei Charonii an Bord jeder Dolbe zur Verfügung, die wussten, worauf ich jeweils abzielte.
Konzentrier dich gefälligst!, rief ich mich selbst zur Ordnung.
Ich sprach im Stillen eine Art... Gebet, und ich wusste, dass jedermann an Bord unserer Flotte es mir gleichtat.
Alles ändert sich. Das Leben ist in stetigem Fluss. Man lässt sich niemals unterkriegen.
Unbeholfene Worte, die das konterkarierten, was wir Charonii bislang vertreten hatten. Worte, die den Beginn einer neuen Epoche markierten.
Genauer: das Ende einer alten.
Ich vermied jeglichen Gedanken daran, dass die Zeit der neuen Charonii möglicherweise nur wenige Augenblicke andauern würde.
Jetzt!, befahl ich schließlich mit einem kräftigen Trennungsimpuls, den alle 180 Strukturpiloten gleichermaßen spürten.
Jedermann akzeptierte meine Rolle als lenkender Epha-Pilot. 19 Dolben stoben auseinander, die DORYNA an die VE-RACRUZ geflanscht. Sie bezogen Stellung.
In diesen Augenblicken würde der Feind erfahren, dass er auf Widerstand traf. Ich hoffte, dass er so wie erwartet reagierte.
*
Zwischenspiel:
Wieder einmal, wie so oft in seinem Leben, hatte Ain Dekka richtig entschieden.
Ein Gefühl der Befriedigung durchströmte ihn, als er anhand der an den Gravitationsfeldern zerrenden Gewalten erkannte, dass sich ein mächtiges, störendes Strukturgewitter vor ihnen aufbaute.
Wären sie wie geplant im Überlichtflug geblieben, hätten sie möglicherweise Schwierigkeiten bekommen.
Was war das denn?
Irgendetwas stimmte nicht mit der Gewittermasse. Sie wirkte ... gelenkt. Zielgerichtet.
Ein Moment unglaublicher Ruhe in diesem chaotischen Einerlei trat ein.
Messgeräte sprachen an, lieferten einige wenige Daten.
Das konnte doch nicht wahr sein! Winzige, kaum wahrnehmbare Punkte steckten hinter den hyperdimensionalen Gewitterwolken!
Feindliche Schiffseinheiten meldeten ihm untere Chargen. So genannte Strukturdolben. Raumer, die den hiesigen Bedingungen trotzen konnten, indem sie sich auf seltsame Art und Weise durch das mehrdimensionale Gestöber schummelten.
Ain Dekka hatte es schon öfters erlebt, dass sich gegnerische Einheiten den TRAICAH-Fabriken aus unerfindlichen Gründen entgegenstemmten. Es wunderte ihn immer wieder, warum manche Völker den Widerstand suchten. Es musste ihnen doch bewusst sein, dass sie gegen die Macht und Herrlichkeit TRAITORS nicht den
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