2332 - Die Psychial-Werber
schwebte unweit von ihm in der Luft, starr wie ein Denkmal.
Zweieinhalb Meter groß, bronzefarben und zaundürr. Trotz seiner Unbeweglichkeit dürfte er den Sumpfvogel bei der Brutsitzung gestört haben.
Alaska betrachtete den Kosmokratenroboter aufmerksam. War er sich seiner Gegenwart bewusst? Ignorierte er ihn, oder war er, der Terraner, nach getaner Arbeit unterhalb seiner Wahrnehmungsgrenze gerutscht?
Nun, dann musste er eben auf sich aufmerksam machen.
Mit Hilfe des SERUNS steuerte er an den Roboter heran. Auch wenn er sich dabei ruhig gab, so klopfte ihm das Herz dennoch bis zum Hals. „Ich möchte dich um etwas bitten", sagte er.
Cairol der Dritte blickte scheinbar durch ihn hindurch und zeigte keinerlei Reaktion. „Ich bin auf der Suche", fuhr Alaska unbeirrt fort. „Nach einer Helferin der Kosmokraten. Sie nennt sich die Frau Samburi Yura."
„Ich kenne sie", sagte der Roboter, ohne seine Position zu verändern.
Alaska holte tief Luft und überlegte.
Er vermutete, dass ausschweifende Erklärungen oder auch Bitten an Cairol dem Dritten abprallen würden. Es war wohl besser, direkt aufs Ziel loszugehen. „Kannst du mir helfen, sie zu finden?", fragte er schließlich. „Warum?"
„Nun ..." Was sollte er sagen? Sollte ei von seinen Leiden erzählen, von seiner Ängsten, von mehr als einem Jahrtausend der Schmerzen?
Er griff nach dem Verschluss der Maske und schob das Ding vom Gesicht.
Dabei tastete er vorsichtig über die wei¬ che Masse. Sie fühlte sich kalt und wi¬ derlich an. So wie immer. „Die Frau Samburi hat mir dies hier gegeben", sagte er. Seine Stimme, die sich irgendwie durch das Fragment hindurchquälen musste, hörte sich selbst für seine eigenen Ohren schwach und brüchig an. „Ohne ihre Hilfe kann ich es nicht loswerden. Deswegen muss ich sie finden."
Erstmals zeigte Cairol der Dritte wirkliches Interesse. Seine metallenen Gesichtszüge verschoben sich ein wenig, als wäre er vom Cappin-Fragment angewidert. Gleichzeitig begannen die Augen zu leuchten. „Ich verstehe", sagte er langsam. „Vielleicht ist es tatsächlich angebracht, dass ich dich auf den Weg schicke."
Cairol sah an ihm vorbei. Alaska folgte den Blicken. Sie waren auf den Zeitbrunnen fixiert.
Er vermeinte, eine Art dunkles Blitzen durch das Kosmokratengebilde laufen zu sehen.
Der Roboter programmierte es um! Al - lein kraft seines Willens wurden unbegreifliche Schaltbefehle widerrufen und neu angeordnet. „Warte, bis ich gegangen bin", sagte Cairol schließlich. „Dann gehe auch du.
Folge der Macht."
„Der Macht? Ich verstehe nicht..."
„Das ist das Problem von euch einfachen Lebensformen." Cairol wandte sich ab und stierte in den bewölkten Himmel.
Regentropfen prallten wenige Millimeter vor seiner Außenhaut ab. „Ihr versteht nicht viel. Und wenn, dann meist zu spät."
Er beachtete den Unsterblichen nicht weiter. Egal, was er sagte oder tat - der Roboter beschränkte sich darauf, Löcher in die Luft zu starren.
Alaska war ein friedlicher, beherrschter Mann. Doch es gab Momente, da erreichte auch seine Geduld ihr Ende. Am liebsten hätte er diese Blechbüchse in den Hintern getreten oder zwischen die Beine, auch wenn sich dort - gut sichtbar - nichts befand.
Ein kleines Raumschiff, walzenförmig und schmal, in Kobaltblau gehalten, erschien von einem Moment auf den nächsten über ihren Köpfen.
Ein Traktorstrahl zog Cairol hoch. Er bewegte sich dabei nicht, zeigte keinerlei Reaktion. Er wurde kleiner, immer kleiner und verschwand schließlich im Inneren des Raumschiffes.
Zehn Sekunden später war der Kosmokratenraumer verschwunden. Wie ein schlechter Traum.
Alaska schüttelte den Kopf.
Er hätte sich längst an das für Menschen nicht nachvollziehbare Verhalten höherer Wesen und deren Helfer gewöhnen müssen. Schon Ganerc-Callibso war ein lebendes Mysterium gewesen, und dieses Kunstgeschöpf stand ihm an Unberechenbarkeit um nichts nach. „Wenn ihr doch nur einmal Klartext reden könntet!", rief er verzweifelt und deutete mit dem Mittelfinger nach oben.
*
Alaska beugte sich neuerlich über den Zeitbrunnen, kam ihm so nahe wie nur möglich, ohne die Schwärze zu berühren.
Da war nicht mehr der mit Plunder voll gepackte Hangar der SOL zu sehen, sondern ein Hochplateau unter einer weiteren fremden Sonne.
Somit war die Entscheidung endgültig gefallen. Es gab kein Rückfahrticket mehr, nur noch den Blick nach vorne.
Der Unsterbliche sah sich ein letztes Mal um.
Dieser
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