2332 - Die Psychial-Werber
fanden.
Die vier Gleiter durchstießen die Strukturlücke - und die acht Signale erloschen kurzfristig in dem Überwachungsfeld, das vor seinem Gesicht projiziert wurde.
Trotz ihres Tarnmodus und der niedrigfrequenten Tarnung waren sie augenblicklich gefunden und zerstört worden.
Alaska nahm es regungslos hin. Er hatte damit rechnen müssen, dass der Psychial-Werber seine Geheimnisse schützte.
Aber es gab eine weitere Möglichkeit, in das Raketenschiff vorzudringen. Eine, die er nur ungern in Betracht zog.
Der Unsterbliche konzentrierte sich mit aller Kraft auf den Lamuuni. Der Vogel hatte sich seit einigen Minuten nicht mehr gerührt. Die Präsenz des Psychial-Werbers in der Arena hatte ihn weder in Unruhe versetzt noch ihn veranlasst, sich dieses seltsame Wesen als neuen „Herrn" auszuwählen.
Alaska dachte an das Raketenschiff und an die auf einer seltsam verschwommen wirkenden Realitätsebene dahintreibenden Psychial-Werber.
Suche und berichte!, befahl er dem Vogel. Was? Warum? Wo?, fügte er in möglichst deutlichen Bildern hinzu.
Nach wie vor war ihm nicht klar, wie viel Intelligenz der Lamuuni tatsächlich besaß. Er musste sich darauf verlassen, dass der Vogel seinen Anweisungen gehorchte und ihn so weit als seinen Herrn anerkannte, dass er nach Erfüllung des Auftrags hierher zurückkehrte.
Jetzt!, dachte Alaska.
Mit spürbarem Widerwillen richtete der Lamuuni seine roten Augen auf das Raketenschiff. Vielleicht war er müde, vielleicht wollte er dort nicht hinein.
Jetzt!, drängte der Unsterbliche ein zweites Mal.
Der Vogel verschwand. Wie Alaska wusste, begab er sich auf ein anderes Energieniveau, wo es ihm leicht möglich war, den Schutzschirm zu umgehen.
Der Unsterbliche musste sich von nun an in Geduld üben. Vielleicht würde er den Lamuuni nie mehr wiedersehen.
Vielleicht akzeptierte er den Psychial-Werber als seinen neuen Besitzer und blieb mitsamt den Flammen an Bord des Dannd-Raumers.
Alaska setzte sich in das offene Feld, in dem er mittlerweile gelandet war, riss eine Getreideähre ab und kaute bedächtig auf dem Halm herum. Gleichmut war eine Tugend, die er sich im Laufe seines langen Lebens gezwungenermaßen hatte aneignen müssen. Sie würde ihm nun zugute kommen.
*
Überraschenderweise dauerte es bloß wenige Minuten, bis sein seltsamer Spion wieder auftauchte. Er flatterte ein paarmal mit seinen kohlrabenschwarzen Flügeln, ließ sich auf dem rechten Schulterteil des SERUNS nieder und kuschelte sich in seine Halsbeuge. „Bist ein braves Tier", flüsterte Alaska. Er achtete tunlichst darauf, dass der Lamuuni nicht mit der Maske in Berührung kam. „Was- hast du mir zu berichten?"
Ein Bilderbogen, blitzlichtartig und verwirrend, tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Der Vogel übermittelte, was er gesehen hatte, in völlig willkürlicher Reihenfolge.
Das Ergebnis war enttäuschend.
Alaska sah leere, hell beleuchtete Gänge.
Schattenhaft tauchten fette, unförmige Wesen auf, deren froschähnliche Gesichter permanente Missmutigkeit ausstrahlten. Dies waren wohl die Dannd.
Da - endlich! Ein Hangar. Kubusförmig, mit Ausdehnungen, die deutlich machten, dass es sich dabei um den größten Raum des geparkten Raketenschiffs handeln musste. Darin ruhten vier - nein, - fünf Psychial-Werber. Sie wirkten seltsam passiv. Mehr als ein Dutzend Kerzenlichter umschwebten sie, ebenfalls ruhig brennend.
Auf was warteten sie? Auf den Start?
Unruhe erfasste Alaska.
Wenn dem so war, dann musste er so rasch wie möglich einen Weg finden, an Bord zu gelangen. Und wie er mittlerweile wusste, würde dies mit herkömmlichen Mitteln nicht zu bewerkstelligen sein. „Wartest du auch auf den Eintritt?", fragte unvermittelt eine piepsende Stimme.
Alaska zuckte zusammen und drehte sich um. Wie hatte er nur so nachlässig sein können? Eine Olthug-Frau stand vor ihm, festlich gekleidet und mit ernster Miene. „Was meinst du mit Eintritt?", fragte er zurück. Er konnte nur hoffen, dass der Translator seinen rüden Ton nicht mit übersetzte. „Sobald die Sonne über dem Horizont auftaucht", so erklärte die Frau mit erhobener Nase, „erlauben uns die Dann, an Bord ihres Schiffes zu kommen. Mein Zweitmann ist heute in der Arena in Ch'cealo aufgegangen. Ich möchte ihm das letzte Geleit geben." Sie hockte sich ohne weitere Berührungsängste zu ihm. „Ich weiß, dass der Eintritt erst in einigen Stunden gewährt wird, aber ich habe es vor Freude nicht mehr ausgehalten."
Vor Freude
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