2336 - Das Wunder von Terra
Anstoß Nordstern gegen Levitator. Van Zeldern war der Herrscher auf dem Platz, jeder sah das. Aber der kleine, wendige Kerl namens Junior Solari gefiel ihm. Ein designierter Verlierer, der den Kampf dennoch annahm, obwohl er nicht gewinnen konnte.
Londons Neigung drehte, je länger er das Match verfolgte. Weg vom Nordstern, dessen Übermacht an die Kolonne gemahnte, hin zum chancenlosen Zwerg, der nicht allein die Nordstern-Stars, sondern ein unerbittlich pöbelndes Publikum gegen sich sah.
Von hinten tönten plötzlich Schritte.
London fuhr herum, instinktiv alarmiert, und sah Fawn Suzuke aus der Korvette HOPE Richtung Pinnacle Rock stürmen. „Fawn!", schrie er hinter ihr her. Sie hörte nicht. „Fawn! Was ist los?"
London sprang auf und wollte ihr nach.
Aber wozu? Fawn war auf dem Weg zum Nukleus, und er wusste, dass sie nicht ansprechbar war, es sein denn für die Monochrom-Mutanten.
Stattdessen hetzte er in Gegenrichtung, zum Kreuzer HOPE, der am Weststrand der Insel stand. London rannte durch die Dornenbüsche und Kakteen, rutschte auf nassen Felsen aus, schlug sich die Knie blutig, weil er spürte, wie drüben am Pinnacle Rock eine für Menschen nicht fassbare Macht erwachte. Es war dasselbe, was auch Fawn Suzuke alarmierte. Nur dass sie Bescheid wusste und er nicht mehr als spekulieren konnte.
Von weitem hörte er den Vollalarm, der durch geöffnete Schotten nach außen drang.
London erreichte das untere Polschott, warf sich in den Antigravschacht und schwebte in die Zentrale. Von überall tönte Geschrei. „Was ist passiert?", rief er atemlos.
Mondra Diamond, Befehlshaberin auf Galapagos, stand vor dem Holo und starrte auf das Abbild des Kristallschirms. 8712 Traitanks feuerten aus Potenzialkanonen: Ein Sturm aus Energie verschwand im Nichts, im pararealen Resonanz-Austausch, nur ein kleiner Rest schlug vom Schirm auf die Traitanks zurück. Doch Fraktale AufrissGlocken absorbierten alles, was in ihren Wirkungskreis eindrang.
London starrte auf die Messinstrumente.
Die Zahlen, die er sah, entsprachen unmöglich der Wahrheit. Und wenn doch, dann ... „Sie greifen den Kristallschirm mit Punktbeschuss an", erklärte Mondra. „Noch hält der Schirm. Aber wenn die Hülle bricht, wird das Schwerkraftgefüge des Systems gestört. Vielleicht trifft es Terra, vielleicht den Mars oder was auch immer, das lässt sich nicht sagen."
„Hattest du Kontakt mit Rhodan?"
Mondra Diamond musterte das Hologramm, und London fragte sich, woher die Frau die Selbstbeherrschung nahm. „Ja", sagte sie schließlich. „Rhodan glaubt, dass es trotzdem reichen könnte.
Das hängt nicht zuletzt von uns hier auf Galapagos ab."
Diamond deutete auf das zweite Holo, das nicht den Kristallschirm zeigte, sondern den kleinen Ausschnitt am Pinnacle Rock: London sah Fawn Suzuke, eine winzig kleine Figur, und neben ihr den Nukleus aus Licht, der über den Schotterhängen schwebte, nicht weit entfernt vom Ozean.
Der Nukleus war ein mächtiges Wesen.
Terras treuester Verbündeter. Während Marc London hinsah, begann die Funkenkugel zu pulsieren, sich aufzublähen, als wäre sie ein Ballon.
Es war das erste Mal, dass ein solcher Vorgang beobachtet wurde.
Drei Meter Durchmesser, fünf, acht. Eine Last legte sich wie unsichtbares Blei über die Menschen in der HOPE. London war selbst Mutant, und den Aufruhr am Pinnacle Rock spürte er wie einen wühlenden Kopfschmerz. Bei neun Metern Durchmesser kam der Vorgang zum Stillstand. In Londons Schädel hämmerte das Blut, unter der mentalen Gewalt, die nur wenige hundert Meter entfernt entfesselt wurde. „Warum bläht er sich auf?", hörte er Mondra Diamond wie durch Watte. So als stünde sie kilometerweit entfernt.
London schüttelte schwerfällig den Kopf. „Der Nukleus, Mondra ... er ist nicht stark genug."
*
Alderfarn eilte mit den Spielern bis zum Rand des Feldes. „Konzentration, Herrschaften!", forderte er schroff. „Nordstern macht die Hälfte aller Tore gleich nach dem Wechsel! Morg, Junior, lasst sie im Mittelfeld nicht spielen, geht dazwischen. Toto: Gut so, die Stürmer haben Angst, die machen nichts!"
Solari lief mit frischem Trikot auf, doch das kalte Regenwasser kroch in jede Falte seines Körpers, kaum dass er wieder am Mittelkreis stand. Dieses Mal stieß Van Zeldern an, Nordstern drang mit den ersten Sekunden tief in die Levitator-Hälfte ein, ohne dass Solari oder D'Accuzu in die Nähe des Balls gelangten.
Eine scharfe Flanke flog von rechts
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