Sternenschweif 32 - Lauras Rettung
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Laura saß in der Schule und starrte auf ihr Übungsblatt mit den Mathematikaufgaben. Die Zahlen tanzten ihr vor den Augen und sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder schweifte ihr Blick zum Fenster. Es war ein herrlicher Tag und sie hätte viel darum gegeben, ihn mit Sternenschweif im Wald verbringen zu können. Stattdessen musste sie jetzt noch eine halbe Stunde diesen Übungsaufgaben widmen und daheim wartete anschließend noch ein Berg Hausaufgaben aufsie. Sie seufzte. Die Osterferien schienen Lichtjahre zurückzuliegen und bis zu den Pfingstferien dauerte es noch ewig. Sie wollte gar nicht an die unzähligen Tests denken, die bis dahin noch auf sie warteten. Und als ob das nicht genug wäre, hatte Mr Noland heute auch noch eine große Projektarbeit angekündigt. Jeder sollte bis zu den Pfingstferien 20 verschiedene Blätter finden, sie abzeichnen und ihren Namen herausfinden. Ein Blatt sollte dabei von einem Baum stammen, den es nur selten gab und den die anderen Schüler dann erraten mussten.
Das war sicher der schwierigste Teil der Aufgabe. Laura kannte viele Bäumen gar nicht beim Namen. Bäume waren einfach da. Im Frühling freute sich Laura, wenn sie blühten und die frischen grünen Blätter in der Sonne leuchteten. Und im Herbst war es schön zu sehen, wie sie sich rot und gelb färbten.
Bei dem seltenen Baum, den sie finden mussten, war Laura sofort ein ganz bestimmter in den Sinn gekommen. Sie hatte ihn zufällig letzten Herbst an einem Feldweg entdeckt. Damals war sie mit Sternenschweif besonders lange ausgeritten und sie waren bis an die Felder, die hinter dem Wald lagen, gelangt. Der Baum war ihr durch seine leuchtend gelben Blätter aufgefallen. Sie standen wie eine goldene Scheibe vor dem strahlend blauen Herbsthimmel. Es war ein großer, alter Baum. Laura erinnerte sich an die tiefen Furchen in seiner Rinde und den mächtigenStamm. Sie erinnerte sich auch noch, dass die Blätter die Form eines Fächers gehabt hatten, mit einer leichten Einkerbung in der Mitte. Sie sahen fast ein bisschen wie ein Herz aus. Seitdem hatte sie ihr Weg jedoch nie wieder an dem Baum vorbeigeführt und auch nirgendwo sonst hatte sie einen solchen Baum gesehen. Bestimmt würde kaum einer ihrer Mitschüler ihn kennen. Also war zumindest dieser Teil der Aufgabe schon einmal gelöst.
Da klingelte die Schulglocke. „Endlich Pause!“, murmelte Laura. Gemeinsam mit den anderen ging sie auf den Hof, in dessen Mitte ein großer Kastanienbaum stand.
„Puh, diese Matheaufgaben sind ganz schön schwer“, stöhnte Mel. „Ich bin gar nicht fertig geworden.“
„Ich auch nicht“, erwiderte Jessica.
„Das heißt, dass wir sie heute Nachmittag dann noch zusätzlich zu unseren Hausaufgaben machen können“, sagte Laura. „Ich habe echt keine Lust mehr auf diese ganze Lernerei.“
„Dieses neue Blätterprojekt ist immerhin mal etwas anderes“, stellte Mel fest.
„Ja, das stimmt“, gab Jessica ihr recht. „Wir können gemeinsam ausreiten und nebenbei sammeln wir ein paar Blätter. Ist doch gar nicht so schlecht.“
„Ha, und hier haben wir schon das erste“, rief Mel triumphierend und hielt ein Kastanienblatt in die Luft. „Diesen Baum erratet ihr nie!“
„Eindeutig eine Birke“, erklang da eine Stimme hinter ihnen. Die Mädchen drehtensich um und sahen ihre Freundin Julia auf sich zukommen.
„Du scheinst dich mit Bäumen ja wirklich gut auszukennen“, stellte Laura mit einem Augenzwinkern fest.
Da mussten alle lachen. „Julia, was hältst du davon, wenn wir uns zu viert auf die Suche machen?“, fragte Laura. „So kommen wir endlich wieder einmal dazu, alle zusammen auszureiten.“
„Prima Idee“, freute sich Julia. „Mystery wird begeistert sein.“ Laura fiel auf, dass sie Mystery schon lange nicht mehr gesehen hatte. Julias Pony hatte früher Teresa, der Tochter des alten Mr Miller, gehört. Er war der Vorbesitzer der Farm gewesen, auf der Julia mit ihren Eltern jetzt lebte.
Es dauerte einige Zeit, bis Julia Mysterys Herz für sich erobern konnte. Laura und Sternenschweif hatten ihr dabei geholfen. Sie hatten ihr auch geholfen, das Geheimnis zu lüften, das sich hinter ihrem unscheinbaren Pony verbarg. Genau wie Sternenschweif war Mystery nämlich kein ganz normales Pony. Mithilfe eines Zauberspruchs konnte er sich in ein Einhorn verwandeln, das sprechen und sogar fliegen konnte! Ab und zu taten Laura und Julia dies auch gemeinsam, nachts, wennalle schliefen und niemand
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