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2343 - Dantyrens Qual

Titel: 2343 - Dantyrens Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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harmonierten gut. Zumindest äußerlich.
    Dass Danton sich mit aller Kraft gegen den Zusammenschluss sträubte, hatte er schnell erkannt. Aber nun, da die Kralle des Laboraten ihn an der Wahrheit teilhaben ließ, würde der Terraner die Ziele der Kolonne bald vorbehaltlos unterstützen.
    Die Fusion des Duals hatte absolute Priorität genossen - erst die Grobarbeit, das Zusammenfügen der unterschiedlichen Metabolismen, danach die vielen tausend Kleinigkeiten und Korrekturen, die Nachoperationen, die wie üblich jene Funktionsschwierigkeiten beseitigten oder erträglich machten, die sich erst im Verlauf des Zusammenwachsens herausstellten.
    Die Fehlerquelle war höher gewesen als für gewöhnlich, sehr viel höher sogar.
    Enkaraqon hatte nicht die benötigte Zeit für sich selbst gefunden.
    Wog der Ruhm, einen wie Dantyren erschaffen zu haben, den eigenen Tod auf?
    Nur, wenn Dantyren in jeder Hinsicht perfekt funktionierte.
    Zum wiederholten Mal prüfte der Hoch-Medokogh alle Biofunktionen. Dantons Immunsystem wurde von den Nanopartikel-Robotern auf niedrigem Level gehalten. Dennoch setzte es sich erbittert zur Wehr: gegen die Nanoroboter selbst, gegen Yrendirs Blut, gegen all die vielfältigen Verbindungen, die unter normalen Gegebenheiten den sofortigen Tod bedeutet hätten. Danton verbrannte eine aberwitzige Energiemenge in einem unüberschaubaren Kleinkrieg.
    In beiden Körpern prallten Heere aufeinander, die dem Kampf im Großen, der Ewigen Auseinandersetzung zwischen Chaosmächten und Ordnungstruppen, in nichts nachstanden. Diese „mikrokosmische" Schlacht, so argwöhnte Enkaraqon, wurde vielleicht sogar erbitterter geführt, weil sie sich nicht auf der verstandesmäßigen Ebene abspielte, sondern Bestandteil der urwüchsigen, ungebändigten Lebenskraft war.
    Wieso zweifelte er daran, dass das Gute gewinnen würde? Nachdenklich ruhte sein Blick jetzt auf Danton. Unter den geschlossenen Lidern des Terraners rollten die Augäpfel wild hin und her. Er würde in Kürze aus der Bewusstlosigkeit aufwachen, das ließen auch die Kontrollmessungen erkennen. Danton war ein ungewöhnlich starker Gegner.
    Bedauernswert, dass er nicht schon immer auf der richtigen Seite gestanden hatte.
    Zwei Anatomen beendeten soeben die Abtragung von Gewebswucherungen an der Nahtstelle beider Körper.
    Die stark blutende Wunde wurde von den zu Zehntausenden ausgeschwemmten Nanorobotern verschorft, die sich umgehend auf die neue Situation einstellten. Eine hässliche dunkelrote Kruste entstand, die Dantons Haut bedeckte und sich mit kurzen Auswüchsen unter den Körperschuppen des Mor'Daer Halt verschaffte. Auch hier tobte nun eine verheerende Schlacht, von der Imarit Enkaraqon indes schon jetzt sagen konnte, dass sie mit dem Zusammenschluss der Kapillargefäße beider Körperhälften enden würde.
    In einem Tag, spätestens in zwei Tagen, würden die Nanopartikel ihre Aufgabe abgeschlossen haben, den Schorf über biochemische Verbindungen auflösen. damit die eigene Energiereserve regenerieren und abfallen. Es lohnte nicht. die Nanopartikel aufzulesen und einer neuen Verwendung zuzuführen. Mehr als winzige Schmutzablagerungen am Boden blieben ohnehin nicht von ihnen zurück.
    Die weitestgehend vollzogene körperliche Integration bedeutete leider noch nicht, dass der Dual mental schon zu einer Einheit geworden wäre. Erst wenn beide Bewusstseine verschmolzen und wie ein einziges 'Wesen dachten und fühlten, wenn der Dual zum ersten Mal in den Singulären Intellekt fiel und dabei seine Psi-Fähigkeiten entwickelte, war die Aufgabe der Kolonnen-Anatomen abgeschlossen.
    Davon konnte bislang keine Rede sein.
    Dieser Prozess der Verschmelzung ließ auf sich warten. Nach wie vor war der Dual Dantyren ein gespaltenes Wesen, zwei Individuen, die lediglich einen gemeinsamen Körper teilten. weil ihnen keine andere Wahl blieb. Von denen jeder versuchen würde, die Gesamtheit zu beherrschen.
    Ein qualvolles Stöhnen schreckte den Hoch-Medokogh aus seinen Überlegungen auf.
    Dantons Kopf flog heftig von einer Seite auf die andere. Er bäumte sich auf und krachte gegen den Schädel des Mor'Daer, dem nach wie vor die Spiegelklappen fehlten. eben um Verletzungen zu vermeiden. Allerdings würden beide Sichthilfen angebracht werden, sobald Yrendir die Besinnung zurückerlangt hatte.
    Er war einer der wenigen Mor'Daer, die hin und wieder bewusst auf dieses Hilfsmittel verzichtet hatten. Andererseits war die Blickfelderweiterung im Sinne einer Optimierung

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