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2355 - Die Ressourcen-Welt

Titel: 2355 - Die Ressourcen-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leise.
    Jaghiro blieb liegen. „Komm herein, Bruder", sagte er. Jaghiro sah als Erstes eine Klaue, die den Vorhang zaghaft zur Seite zupfte. Dahinter erschien der Kopf des Oahm'Cara.
    Wie erwartet war es Tenjo. Im Lauf der Jahre hatte er von allen seiner Jahrgangsbrut zu ihm den intensivsten und vertraulichsten Kontakt entwickelt. Ihre Zuneigung beruhte auf Gegenseitigkeit. „Jaghiro, bist du es wirklich?"
    „Ja!"
    Etwas beherzter kletterte Tenjo in die Kammer. Er ging zweimal um die Schlafmulde herum, betastete Jaghiro mehrmals, indem er ihn blitzschnell, aber ausgesprochen .sanft mit einer Klaue antippte. „Du bist es tatsächlich. Ich höre und rieche es."
    „Sie haben auch dieses Mal keine Meldung an euch weitergegeben", sagte Jaghiro voller Bitternis. „O doch! Wir erhielten die Nachricht, dass du bei einem Unfall im Vakuum gestorben seist."
    „Es war wohl die Wahrheit, aber nur für wenige Augenblicke. Den Medikern und ihren Robotern gelang es, mich ins Leben zurückzuholen. Davor war mein Bewusstsein schon auf dem Weg ins Jenseits."
    „Was hast du genau gesehen, Jaghiro?"
    „Ackan-Fildern. Den Bau, dessen Spitze nach unten zeigt."
    Tenjo erstarrte vor Ehrfurcht. „Die Mutter aller Eier hat einmal gesagt, dass nur wenige Oahm'Cara dazu in der Lage sind."
    „Sie weiß immer, was sie sagt." Jaghiro musterte den Bruder besorgt. „Fühlst du dich gut?"
    „Ja. Besonders jetzt, da ich dich gesund und munter sehe. Willkommen daheim, Jaghiro."
    Tenjo stellte sich vor ihn. Sie berührten sich rhythmisch mit den Klauen ihrer Arme. Das leise Stakkato erzeugte einen an- und abschwellenden Klang, der sich draußen in der Röhre fortsetzte. Überall im Bau hörten sie es bis hinein zur obersten Brüterin.
    Jaghiro war wieder da. „Lass gut sein, Tenjo!" Jaghiro ließ nach einer Weile die Arme sinken. Er war müde, gar erschöpft. „Ich brauche dringend Schlaf, damit ich keinen Rückfall erleide."
    „Gute Nacht. Ich sehe gleich morgen früh nach dir."
    „Ich freue mich schon auf Xölyar."
    Tenjo schabte mit den Klauen am Boden. „Es ist besser, wenn du Xölyar vergisst.
    Das Zentrum hat Gill Ashgu und den anderen Ausbildern nicht erlaubt zu warten."
    Jaghiro sank tief in seine Mulde. „Die zwölf Parzellen sind also bereits erstellt."
    „Erstellt und abgetrennt. Du weißt das aus dem Unterricht. Wenn die Vorbereitungen erst einmal im Gange sind, lässt sich das Projekt nicht mehr stoppen."
    „Und Xölyar?"
    „Die Kalbarone haben den Mond explodieren lassen. Prospektoren-Kreuzer der Kolonne fressen sich durch das Trümmerfeld und verwerten alles, was brauchbar ist, Metalle, Kunststoffe, selbst organische Rückstände."
    Jaghiro fror plötzlich. Aber seine Müdigkeit war stärker als alle Gedanken und Empfindungen. „Lass mich jetzt allein, Bruder!
     
    4.
     
    Es war Jere tan Baloy, der Exkommandant der LAS-TOÓR, der den Begriff von der „Bündelung der Kräfte" in die Diskussion warf. Die Sendestation des Stadtteils Kon-Osar konnte nicht zu ihnen heraus an den Fallyn-See kommen, also mussten sie in den Stadtteil ziehen. „So nah wie möglich an der Quelle der Informationen, das verschafft uns einen Zeitvorteil", fügte die Netzwerkspezialistin Eniva hinzu.
    Taje hörte sich die Argumente geduldig an.
    Er musterte die vier Männer und Frauen der Reihe nach. Ihr Schock über das Schicksal Xölyars hatte sich abgeschwächt, die Nervosität war verschwunden. Sie saßen zusammen, als gälte es, eine seit langem geplante Expedition vorzubereiten.
    Dennoch - an ihren angestrengten Blicken sah er, was sie ununterbrochen beschäftigte. „Mir ist da eine konspirative Wohnung des Energiekommandos eingefallen, die jahrelang nicht mehr benutzt worden ist", sagte er „Mit etwas Glück ist das seit meinem >Krankenstand< so geblieben."
    Eigentlich war es völlig egal, welche Wohnung sie in Beschlag nahmen. Viele Akonen waren aus den Städten aufs Land oder in die Gebirge geflüchtet. Dort besaßen sie unterirdische Bunker und hofften auf ein Mindestmaß an Sicherheit - Sicherheit, die ohnehin seit dem Ende Xölyars als Illusion entlarvt worden war. .„Wir brechen auf!", befahl Taje, als keiner etwas entgegnete.
    Außer ihrer Ausrüstung, die sie am Körper trugen, besaßen sie nichts, was sich gelohnt hätte mitzunehmen. Für die Hälfte der Strecke wählten sie die Schnellbahn, dann gingen sie drei Stunden zu Fuß, den Rest des Weges legten sie auf unterirdischen Laufbändern zurück. Taje Karoon-Baal übernahm

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