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2358 - Pilot der Chaotarchen

Titel: 2358 - Pilot der Chaotarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aufzuhetzen und seinen Argwohn anzustacheln. Er horchte nicht hin, verdrängte die Einflüsterungen, so gut es ging.
    Aber er konnte nicht verhindern, dass ihm weitere Ungereimtheiten ins Auge stachen.
     
    *
     
    Beispielsweise besaß der Campus eine gewaltige, schier unendliche Ausdehnung.
    Bei keinem der Ausflüge, die Kirmizz an Ruhetagen unternahm, war es ihm gelungen, bis an den Rand des Komplexes aus Hunderten von Gebäuden vorzustoßen.
    Dennoch erblickte er nie mehr als 71 Personen auf einmal. Selbst wenn in einem der Stadien ein Mannschaftswettkampf stattfand und die Ränge mit einer unüberschaubaren Menge gefüllt schienen, konnte er, wenn er genauer hinsah, immer nur maximal 71 Einzelne ausmachen.
    Bei den Bilddokumenten aus den diversen Mediatheken war es haarklein dasselbe: 71 stellte die magische Grenze dar. Mehr Individuen hielten sich offenbar niemals gleichzeitig an einem Fleck auf. Absurd.
    Dieses immens große Gelände - für eine derart beschränkte Anzahl von Bewohnern? Widersprach das nicht jeder Rationalität?
    Kirmizz erstellte eine Liste aller Personen, die er persönlich oder zumindest dem Namen nach kannte. Als er sicher war, niemanden vergessen zu haben, zählte er zusammen.
    Das Ergebnis lautete: 71.
     
    *
     
    Obwohl er sich dagegen wehrte; wuchs sein Misstrauen. Die Ungewissheit, ob er hier nicht mit enormem Aufwand verschaukelt wurde und einem ebenso subtilen wie gigantischen Bluff aufsaß, zermürbte ihn.
    Schließlich entschloss sich Kirmizz, ein Experiment zu wagen.
    Er streikte.
    Seine Überlegungen waren folgende: Entweder - erste Theorie - lag der Fehler bei ihm. Mit dem Hort und dem Campus war alles in schönster Ordnung, und die Widersinnigkeiten entsprangen rein seiner eigenen, kranken Phantasie.
    Das hieße, dass er allmählich den Verstand verlor. Also hatte er hier nichts zu suchen.
    Und falls er wegen Meuterei hinausgeworfen wurde, geschah ihm das nur recht.
    Zweite Theorie: Er, der Junge Kirmizz, besaß in Wirklichkeit keine eigenständige Persönlichkeit, Seele, Individualität, wie immer man das titulieren wollte. Er existierte auch gar nicht körperlich.
    Vielmehr war er eines von mehreren - zweiundsiebzig - Konstrukten, künstlichen Intelligenzen, welche, ohne sich dessen bewusst zu sein, in diesem Mikrokosmos ihr Programm abspulten, eventuell zur Belustigung eines unsichtbaren, turmhoch über ihnen thronenden Schöpfers und/oder Konsumenten.
    Indiz: In mancher der Entspannungs-Arkaden konnten die Studenten sich mit einem Spiel vergnügen, das „Sim-Uni" hieß. Dabei geleitete man selbst erschaffene Charaktere durch eine fiktive akademische Laufbahn.
    War die virtuelle Realität, die er und die einundsiebzig bewohnten, ganz ähnlich angelegt, bloß auf einer höheren, vielschichtiger gestalteten Stufe?
    Erinnerungen von Erinnerungen an Erinnerungen ..., raunte die verhasste Stimme. Kirmizz ging nicht darauf ein.
    Wie auch immer. Falls Sanktionen dafür vorgesehen waren, dass er nicht länger mitwirkte, konnten ihm diese herzlich egal sein. Was nicht lebte, brauchte keinen Tod zu fürchten.
    Vielleicht durchlief er ohnedies gerade den einundsiebzigsten Neustart.
     
    *
     
    Theorie Nummer drei - exakter: zwei B- ging ebenfalls davon aus, dass diese Welt bloß von raffiniert ausgeklügelten Computersystemen vorgetäuscht wurde.
    Allerdings mit dem Unterschied, dass er, Kirmizz, nicht Teil des Ambientes, des Spielfeldes war; sondern Spieler, und zwar der einzige. Die exzellent, nahezu makellos ausgearbeiteten digitalen Kulissen, Hintergründe, Statisten, Neben- und Hauptcharaktere waren nur für ihn aufgestellt worden.
    Aber zu welchem Zweck? Zeitvertreib?
    Zerstreuung? Ablenkung, die bewirken sollte, dass er während des Aufenthalts in der Schein-Realität sein wahres Ich vergaß?
    Kirmizz gestand sich ein, dass diese Theorie höchstwahrscheinlich dem Heimweh nach der Insel seiner Kindheit entsprang. Wo er das Maß aller Dinge gewesen war. Wo die Bevölkerung, anstatt zur Begrüßung Glückwünsche auszusprechen, sich rituell danach erkundigt hatte, wie es um die Gesundheit des Erbprinzen stand. Wo sich die Kelche der Nebeltulpen nicht der Sonne zugeneigt hatten, sondern ihm.
    Traf dieses Modell zu, hatte er jedenfalls schon gar nichts zu befürchten, wenn er ab sofort die Kooperation verweigerte. Wer, wenn nicht er, sollte aussteigen dürfen, wann immer es ihm beliebte?
    Kirmizz überprüfte seine Ideenkette ein weiteres Mal und zog die Konsequenz daraus.
    Er

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