2359 - Das Stumme Gesicht
ihm, während rings um sie die Festung in Trümmer ging.
Kirmizz triumphierte. Letztlich, so hatte man ihn an der XIX. Kosmität gelehrt, würde ihm niemand widerstehen können
22.
Ushekka Er wusste nicht, warum er seine Meinung geändert hatte. Das Pflichtgefühl obsiegte schließlich über den Wunsch, die Ay'Va und die Festung der Hauri hinter sich zu lassen und seine letzten Lebensstunden in Freiheit zu genießen. Wankelmütigkeit, so erkannte er, war einer der schädlicheren Einflüsse, die die Wirkung des Ospeno-Breis hinterließ.
Wie von selbst führten ihn seine Füße hinab zum Arbeitsbereich des Obersten. Überall fand er Tote oder Schwerverletzte.
Auch begegnete er geistig Zerrütteten, die ihren Kopf immer wieder gegen die Wand knallten oder die sich eine Hand in den Mund rammten und kläglich erstickten.
Ushekka nahm eine Waffe an sich. Mehr als einmal löste er sie aus, um Gnade walten zu lassen. Er ahnte, dass der Geist dieser Hauri niemals wieder gesunden würde.
Er betrat den Vorhof des Zentitoriums.
Dutzende, möglicherweise Hunderte Leichen lagen hier übereinander gestapelt.
Ein Feuer brannte, ein Energieschirm flackerte und erlosch schließlich. Hinter den schweren Flügeltüren erklangen hysterische Schreie.
Wie betäubt stieg Ushekka über die Toten hinweg, öffnete das Tor und betrat den riesigen Raum.
Die Frauen der Zimmerwache jagten wie Furien um den riesigen Schreibtisch. Sie piesackten den einstmals mächtigsten Mann des Planeten Vibe-Lotoi, stießen sinnlose Laute aus oder sangen hässliche Lieder. Der Oberste blutete aus mehreren oberflächlichen Wunden und wehrte sich mit mechanischen Bewegungen.
Schwabbeliges, obszönes Fleisch baumelte von seinen nackten Oberarmen, während er sich bewegte. Seinem Gesicht war selbst angesichts des Todes keinerlei Regung anzumerken. .
Ushekka eröffnete das Feuer. Gezielt erschoss er eine Wächterin nach der anderen. Die Überlebenden ließen sich nicht irritieren. Nach wie vor umkreisten sie den Obersten, schlugen und stachen zu, als wären sie in einer Endlosschleife gefangen, aus der sie sich nicht mehr befreien konnten. Und wahrscheinlich war dem auch so.
Die letzte Wächterin starb. Sie fiel quer über den Schreibtisch. „Du wirst mich verarzten und anschließend bewachen", sagte der Oberste in die plötzliche Ruhe hinein. „So lange, bis dieser Spuk ein Ende hat." Er atmete keuchend, fuhr schließlich seine Holo-Vids hoch und betrachtete jene flackernden Bilder, die ihm Aufschluss über die Vorgänge in der Festung gaben.
Kein Wort des Dankes kam dem Obersten aus. Nicht eine Regung, die Ushekka hätte denken lassen können, einem lebenden Wesen gegenüberzustehen.
Er hob die Waffe und legte an. Dann senkte er sie wieder.
Taresk hatte recht gehabt. Er war schwach
23.
Friedensfahrer Alaska hatte keinerlei Einfluss auf die Dinge. Das Fragment in seinem Gesicht erzeugte brennende Schmerzen, während es sich auf unglaubliche Art und Weise mit jener psionischen Energie verband, die von Kirmizz ausging.
Der Stumme Schrei erschallte. Nicht hör-, aber umso stärker spürbar. Er durchschnitt Alaskas Nervensystem, zerlegte ihn allmählich in Quantenbilder.
Seine Hand wanderte zum Verschluss der Maske. Cosmuel Kain stand vor dem Piloten. Sie blieb aus dem energetischen Netz ausgespart, konnte sich aber nicht vom Fleck rühren.
Alaska traf eine Entscheidung. Eine, von der er nicht wusste, wie er sie Kantiran jemals begreiflich machen würde.
Die Maske fiel zu Boden, das Fragment war befreit.
Er achtete nicht auf Kirmizz, hatte lediglich Augen für Cosmuel Kain. Sie schrie, so wie er selbst. Ihr Gesicht verzerrte sich in beginnendem Wahnsinn.
Das energetische Netz rings um sie, diese interaktive Verbindung zweier Daseinsformen, die niemals hätten aufeinander treffen dürfen, zerbröckelte.
Alaskas Perspektive veränderte sich in plötzlich einkehrender Stille.
Nur allmählich begriff er: Er war seitlich niedergestürzt und starrte gegen Decke und Boden. Der chaotarchische Pilot kroch wenige Meter entfernt auf zitternden Gliedern weg von ihm, während sich Cosmuel Kain nicht mehr rührte.
Er nahm die Maske an sich, setzte sie wieder auf. Seine Arbeit war getan. Die anderen Friedensfahrer würden Kirmizz nunmehr ohne Schwierigkeiten überwältigen können.
Die Halb-Cyno hingegen ...
Jeder Krieg forderte Opfer.
Kantiran würde ihm niemals verzeihen.
Alaskas Sinne schwanden, und er wünschte, niemals wieder
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