2359 - Das Stumme Gesicht
Willenskraft. Er beschloss, die Kampfsimulationen zu beenden. „Was ist das?" Unwillkürlich sprach er die Gedanken laut aus, die ihm plötzlich durch den Kopf schossen.
Von einem Moment zum nächsten schwanden seine Kräfte. Entschlossenheit machte lähmender innerer Antriebslosigkeit Platz. Er stand unter ... unter ... Beeinflussung...
Mühevoll suchte er in den Köpfen seiner Untergebenen nach Informationen, was denn dies bedeuten konnte. Die Hauri zeigten sich ahnungslos, wurden aber ebenso von ausgeprägter Gleichgültigkeit erfasst. Handelte es sich etwa um eine Waffe mit Breitenwirkung? Hing dieser Angriff ... mit den Friedensfahrern ... zusammen? Aber wie?. Wo? Die besten Schutzschirme, die dieser Planet zu bieten hatte, überdeckten das Gebäude und sicherten es gegen jegliche Gefahr ab.
Seine Gedanken verloren an Dimension, rannen zäh dahin, schienen einzufrieren.
Schwer stützte er sich an einer Wand ab.
Kirmizz drehte den Kopf beiseite. Cosmuel Kain blieb als Einzige seiner Sklaven unbeeindruckt. In ihren Augen glitzerte es gefährlich. Sie widerstand der Beeinflussung! Offenbar witterte sie ihre Chance, während der Pilot spürte, wie ihm die Kontrolle über seine Opfer entglitt.
Nein!
Die XIX. Kosmität setzte alle Hoffnungen in ihn; auch die Chaotarchen vertrauten auf seine Fähigkeiten. Diese Attacke war eindeutig gegen seine Willenskraft gerichtet. „Ist das ... alles, was deine Freunde ... zu bieten haben?", keuchte Kirmizz. „Soll dies ... jene Waffe sein, mit der sie mich besiegen wollen?".
Cosmuel Kain antwortete nicht. Ihr Blick flackerte. Sie focht einen ähnlichen Kampf aus, allerdings gegen seine Beeinflussung.
Er sog Nahrung aus dem steinernen Boden.
So viel, wie er aus dem mineralarmen Untergrund nur abziehen konnte. Das Flirren vor seinen Augen ließ ein wenig nach, die Gedanken flossen rascher.
Er benötigte einen stillen Winkel, einen Unterschlupf. Ganz alleine, ohne die spürbar wachsende Präsenz Cosmuel Kains in seiner Nähe, würde er sich gegen die Beeinflussung wesentlich besser zur Wehr zu setzen wissen. Kirmizz packte die Friedensfahrerin, schob sie auf das nächste Zimmer zu.
Es gibt keinen Grund zur Panik, beruhigte ihn Untha Myrre. Was hätte uns denn Besseres passieren können? Die Trainingseinheit findet nun auf einem höheren Niveau statt. Denk dran, dass wir uns wohl auch in Zukunft mit starken Gegnern werden messen müssen.
Kirmizz klammerte sich mit Vehemenz an diesen Gedanken. Denn er spürte einen Dorn in seiner Seite wachsen, der sich Unsicherheit nannte... „Bleib stehen und überlass mir die Frau!", ertönte eine undeutliche Stimme.
Kirmizz drehte sich langsam um. Der` Mann, offenbar aus demselben Volk wie Cosmuel Kain stammend, hatte in der Sprache der Mächtigen geredet.
Er besaß kein Gesicht, und er richtete eine Waffe auf ihn.
Kirmizz' Instinkte setzten trotz seiner Schwäche ein. Er zog Cosmuel Kain an sich, fühlte gleichzeitig nach dem Bewusstsein des Angreifers.
Da war ... da war... Nein. Nicht der Friedensfahrer war sein Gegner, sondern das Ding hinter/ jenseits der Maske des Mannes! Ein Wesen, gierig und schrecklich, saß da, traf auf Kirmizz' geistige Fühler, tastete sich an ihnen entlang, zog sich wiederum zurück, begann ein seltsames, grausames Spiel mit ihm.
Sie interagierten! Ihrer beider psionische Energiebilder verwoben miteinander, bildeten rasch einen Fleckenteppich, der sich immer weiter ausbreitete und sogar sichtbar wurde!
Kirmizz fühlte ungeahnte Schwäche. Er konnte das Gewicht seines Körpers fast nicht mehr tragen. Dem Maskenträger ging es ähnlich; er sank auf die Knie, während das energetische Muster um sie breiter und breiter wurde. Es bezog Nahrung aus einer übergeordneten Dimension, zersetzte Wände und den Boden, ließ Teile der Festung zu Dunst und Staub werden.
Eingefrorene Bilder anderer Realitäten und Zeiten wurden hinter grauem Schleier sichtbar, zerteilten sich, fügten sich zu neuen Phantasmagorien zusammen... „GENUG!", brüllte Untha Myrre mit seiner Stimme. Das Restbewusstsein aus einer anderen Kosmität, das in ihm abgelagert war, zog und zerrte an den energetischen und verwobenen Gedankenbildern, schuf für wenige Momente einen Freiraum.
Kirmizz öffnete sein Gesicht ohne willentliches Zutun. Es musste raus, musste, musste, musste...
Das Stumme Gesicht kam zum Vorschein.
Ein psionischer Ton erklang, zerschnitt den Energieteppich, drang bis zum Geist des Friedensfahrers vor, wütete in
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