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2366 - Unter dem Kristallgitter

Titel: 2366 - Unter dem Kristallgitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Ihr glaubt nicht daran?"
    „Du etwa? Kein Gestrandeter glaubt daran.
    Wieso sollten wir tot sein und wiedergeboren werden? Wir waren am Leben, als wir auf geheimnisvolle Weise nach Anghur Al-Tare versetzt wurden. Der Konvergente Denker ist ein Mythos ebenso wie die Toten, die hier im Paradies zum Leben erwachen und Nachkommen zeugen. Es ist ein schlechter Witz, Atlan."
    „Ja, das denke ich auch." Allerdings war ich inzwischen der festen Überzeugung, dass nicht nur eine Laune dahintersteckte, sondern eine bestimmte Absicht. Niemand rettete nur so zum Spaß in Raumnot geratene Lebewesen und siedelte sie auf einer Welt wie Anghur Al-Tare an. „Seid so nett und beschreibt mir den Weg zum Wrack."
     
    *
     
    Ich richtete mich auf einen Fußmarsch ein, eventuell unterstützt durch das Antigravaggregat meines Kampfanzugs.
    Zu meiner Erleichterung graste das Legany noch immer an der Stelle, wo ich es zurückgelassen hatte. Auf meinen Zuruf kam es heran, und ich stieg auf.
    Einen halben Tag ritt ich durch die Wälder hinter der Steppe, ein Unterfangen, das ohne messbares Magnetfeld, ohne Sterne und ohne orbitales Steuersystem leicht zu einer Reise ins Nirgendwo werden konnte.
    Andere hatten sich schon in deutlich kleineren Wäldern oder Wüsten verirrt. Sie waren im Kreis geritten und irgendwann verdurstet und verhungert.
    Das Legany hingegen schien sich perfekt orientieren zu können. Die ersten Hügelformationen tauchten am Horizont auf. Der Mograk hatte sie als Wellenberge beschrieben, die an Dünen erinnerten. Ich hielt sie für Relikte von Dünen, nach und nach mit niederer Vegetation bewachsen.
    Ich fand mühelos den Einschnitt zwischen aufragenden Felsformationen, die der Mograk als „Säulen der Vergangenheit" bezeichnet hatte.
    Hinter der vierten Hügelkette lag das Wrack. Es handelte sich tatsächlich um einen mograkischen Walzenraumer mit rund dreihundert Metern Länge bei einem Durchmesser von achtzig Metern. Die offensichtliche Bruchlandung hatte ihn in drei Teile auseinander brechen lassen. Bei meiner Annäherung entdeckte ich Kleingetier, das zwischen den Bruchstücken hin und her huschte.
    Gib dich keinen falschen Hoffnungen hin, dachte ich. Dieses Schiff wird nie mehr fliegen.
    Als Erstes suchte ich mir einen zwei Meter langen Metallsplitter und ein Plastikband.
    Ich pflockte das Legany an. In der Nähe des riesigen Metallmonsters wollte ich auf Nummer sicher gehen. Ohne Reittier und vermutlich mehrere Tagesmärsche von der nächsten Siedlung entfernt, wollte ich nichts riskieren.
    Das Tier graste wieder und scherte sich nicht um das Band und den Pflock. Ob sein Verhalten arttypisch war, konnte ich nicht sagen. Aber dieses Exemplar erschien mir wie die personifizierte Sanftmut.
    Ich begann mit dem Aufstieg. Die Walze hatte sich bei der Landung mit dem Bug in den Boden gebohrt und war dann mit ganzer Länge aufgeschlagen und auseinander gebrochen. Das Heck ragte noch immer ein Stück in die Höhe.
    Zwischen dem Bugteil und dem Mittelteil existierte eine Lücke von gut zwanzig Metern.
    Ich entschloss mich, zunächst in den Bugteil zu klettern. Verbogene Metallstreben ragten bis zum Boden, ein Teil der Querverstrebungen bildete ein Gitter, an dem ich wie an einer Leiter empor klettern konnte. Im Innern des inzwischen gestauchten und in sich gewundenen Rumpfes erinnerte nicht mehr viel an ein Raumschiff mit seinen zahlreichen Decks und Korridoren. Die gesamte Konstruktion war in sich zusammengesackt, sie bildete eine Schrottansammlung am Grund der Walze.
    Vereinzelt führten Rohrleitungen von der Bruchstelle nach vorn.
    Offensichtlich handelte es sich um Sektionen mit Lagerhallen, in denen die Mograks Handelsgüter transportiert hatten.
    Im Lichtschein des Brustscheinwerfers tanzten zahllose Schatten durch das Wrack.
    Mit dem Multifunktionsarmband tastete ich das Innere des Wracks ab und verschaffte mir ein Bild. Der verstärkte Bugteil mit seiner Kugelzelle war geplatzt, hatte jedoch im Großen und Ganzen seine Form behalten.
    Entschlossen kletterte ich an der Innenseite der Schiffshülle abwärts. Je weiter ich vordrang, desto unwirklicher erschien mir, was ich sah. Ich brauchte eine Weile, bis ich erkannte, was mich störte. An den Bruchstellen des Schiffes baumelte und steckte alles durcheinander. Im Innern des Rumpfes hingegen sah es aus, als habe jemand alle Decks und Wände mit Schneidbrennern sorgfältig zerlegt und gestapelt. Selbst die teils verglühten Streben und Metallstützen der

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