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2366 - Unter dem Kristallgitter

Titel: 2366 - Unter dem Kristallgitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Innenkonstruktion zeigten keine Knicke oder Brüche.
    Andererseits erweckte die geordnete Ansammlung von Schrott nicht den Anschein, als habe jemand das Schiff ausgeschlachtet. Über eine Stunde benötigte ich, um mich über Metallträger, Wandteile und schwankende Stahlbalken wie ein Hochseilartist bis zur Kugelzelle des Bugs vorzuarbeiten. Die Verdachtsmomente mehrten sich. Die Sicherheitskugel mit der Steuerzentrale war nicht durch den Aufprall geplatzt. Jemand hatte sie fachmännisch auseinander geschnitten. Ein Teil der Decks war erhalten geblieben.
    Unter den üblichen Vorkehrungen wie eingeschalteter Tastung und der Waffe im Anschlag drang ich in den Kommandobereich des Mograk-Raumers vor.
    Jemand hatte alle technischen Systeme mit Waffengewalt zerstört oder unbrauchbar gemacht. Ich erreichte den eigentlichen Steuerraum. Die wuchtigen Sitzkissen mit der Dreihundert-Grad-Balustrade waren alle heil geblieben. Die Steuerpulte und Konsolen hingegen bildeten einen einzigen großen Klumpen. Man hatte sie unter Einsatz großer Hitze zerschmolzen.
    Meine heimliche Hoffnung, hier ein leistungsfähiges Hyperfunkgerät zu finden, zerschlug sich. Nach einigem Suchen - inzwischen hielt ich mich annähernd drei Stunden im Innern der Kugelzelle auf - entdeckte ich in einer Nebenstation dicht unter der Außenhülle ein Observatorium.
    Die Steuerterminals hatte man auch hier zerstört, aber die Mechanik des Teleskops und des Außenschotts ließ sich mit Hilfe von Schwungrädern bedienen. Ich öffnete das Schott, anschließend schwenkte ich das gewaltige Teleskop herum, bis es auf die Oberfläche des Planeten deutete. In einem Blickfeld von annähernd 160 Grad fuhr ich die gesamte Landschaft bis zum Horizont ab. Drei Siedlungen entdeckte ich, sie lagen in der Verlängerung des Weges, den ich vom Mograk-Dorf hierher genommen hatte. An einer anderen Stelle jenseits der Hügelkette ragte eine hölzerne Plattform mit Geländer in die Höhe, ein Aussichtspunkt vermutlich. Und ich sah die Schienen der Ligne wieder, die zwei der drei Siedlungen miteinander verband.
    Enttäuscht lehnte ich mich im Sessel des beobachtenden Astronomen zurück. Nichts. Keine Hinweise, nicht einmal die Spur eines gelandeten Schiffes.
    Was erwartest du? Auf jedem Hügel einen winkenden Haluter?
    Ich ignorierte den beißenden Spott des Extrasinns und kurbelte an den Rädern.
    Das Teleskop schwenkte nach oben zum Zenit. Ich erwartete nichts Aufregendes, einen Blick auf das vergrößert erscheinende Kristallgitter vielleicht. Die Helligkeit des Tages verhinderte es. Dann aber zogen kleine schwarze Flecken mit bizarren Konturen durch das Blickfeld.
    Hastig führte ich das Teleskop der Bewegung nach. „Das sind Raumschiffe!" Ein kleiner Verband aus acht Einheiten zog seine Bahn. Ich nahm eine Ortung vor, die Flughöhe der Objekte betrug 50 Kilometer.
    Für eine stabile Flugbahn über einem erdähnlichen Planeten war das zu wenig.
    Die Atmosphäre bremste die Schiffe irgendwann so stark ab, dass sie abstürzten.
    Nicht wie der Walzenraumer der Mograks, der eindeutig notgelandet war. Von einem Schiff, das aus derart großer Höhe abstürzte, blieben höchstens Stahlschnipsel übrig. Ein Großteil der Masse verdampfte durch die Reibungshitze.
    Das Teleskop schwenkte weiter. Ich entdeckte zwei Walzen der Mograks. Im Lauf des Nachmittags machte ich mehrere lemurische Kugelraumer aus. Kurz darauf wurde es dunkel.
    Nachdenklich verließ ich den Sessel in seinem Gitterkäfig und kehrte zum Boden zurück.
    Keines der Schiffe hatte die geringste Spur von Aktivität gezeigt. Ohne Antrieb hätten sie bei dieser Höhe innerhalb weniger Tage abstürzen müssen. Das geschah offensichtlich nicht, sonst hätten die Bewohner Anghur Al-Tares darüber berichtet.
    Ich kletterte nach oben zum Außenschott und setzte mich auf die Kante. Erneut versuchte ich es mit der Funkausrüstung meines Anzugs. Irgendwie wäre ich enttäuscht gewesen, wenn ich nicht das bekannte Rauschen gehört hätte.
    Während ich den Abstieg und dann den Aufstieg zur Bruchstelle in Angriff nahm, trug ich all das zusammen, was ich gehört und gesehen hatte. Viel war es nicht, aber ohne die mythischen Verbrämungen ließ sich immerhin ein vages Bild gewinnen.
    Jemand sammelte überall in Omega Centauri Schiffbrüchige ein und rettete sie.
    Er gab den Besatzungen oder einzelnen Mitgliedern davon auf Anghur Al-Tare eine neue Heimat. Hier führten sie ein neues Leben, während sie in der Heimat vermutlich als tot

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