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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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konnten. Auf die Menschen der Oberfläche hatte dies eine verheerende Wirkung gehabt: Sie degenerierten zu grunzenden Barbaren. Nur die Bunkermenschen – wie zum Beispiel der Weltrat – waren vor den Strahlen geschützt gewesen.
    General Crow sah dem Fischmann an, dass dessen Gedanken rasten. Er bemerkte auch den schnellen Blick, den Agat’ol dem Essen zuwarf. Hatte er es vielleicht doch vergiftet, ohne dass Otto es bemerkt hatte?
    »Das kann ja alles stimmen«, warf der Hydrit ein. »Aber ist es denn klug, mich in diese Station mitzunehmen? Die meisten Menschen reagieren abwehrend und misstrauisch, wenn sie mich sehen.«
    Crow genügte ein Blick in das eckige Gesicht dieses Wesens, um zu wissen, dass Agat’ol völlig recht hatte: Die rotschwarze Fischfratze mit den aufgeworfenen, wulstigen Lippen und den lidlosen, starren Augen hatte schon zu früheren Zeiten dafür gesorgt, dass Seeleute von den schrecklichen Fishmanta’kan sprachen, die ihren Schiffen auflauerten. Ein Hydrit war sicher nicht dazu geeignet, das Vertrauen der Briten zu gewinnen.
    Crow nickte knapp. »Ich werde mit den Warlynnes allein gehen. Wir landen ein Stück entfernt von der britischen Station, damit man den Gleiter nicht zu Gesicht bekommt. Ein solches Gefährt weckt nur den Neid. Du bleibst solange hier.«
    »Ist das nicht wieder eine Zeitverschwendung?« Die Augen des Fischmenschen glitzerten. »Ich könnte doch zu Fuß auf Erkundung gehen. Vielleicht finde ich hydritische Spuren oder Zeichen, die man aus der Luft gar nicht erkennen kann.«
    Agat’ol wollte nicht nach der Waffe suchen, das war General Crow klar. Der Verräter würde sich mit seinen Verbündeten treffen und beraten, wie er ihn, Crow, nach getaner Arbeit am besten loswurde.
    Andererseits – vielleicht war ein Treffen Agat’ols mit diesen Mar’oskriegern gar keine so schlechte Idee. Vielleicht hatten sie inzwischen etwas über den Standort der Anlage herausgefunden und teilten ihr Wissen mit ihm.
    Es war ein Spiel mit dem Feuer, das war Crow bewusst. Er vertraute darauf, dass er mit seiner Kampfkraft und Technik für die Hydriten ebenso unentbehrlich war wie Agat’ol für ihn. Solange der kleine Fischfresser nicht wusste, dass er durchschaut war, hatte Crow das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Und in der Gegenwart seiner Warlynnes und U-Men fühlte er sich sicher.
    Keine Frage, es war gefährlich, Agat’ol allein agieren zu lassen. Doch die Sorge, dass Matthew Drax ihm zuvor kam, wog schwerer als dieses Risiko. Er musste alle Chancen wahrnehmen, den Flächenräumer vor dem verhassten Commander zu finden.
    »Also schön«, stimmte der General zu. Er verstaute den Datenkristall wieder in seiner Beintasche. Seine grauen Augen nahmen einen entschlossenen Ausdruck an. »Du kannst dich draußen umsehen, aber du wirst dich vom Cockpit fernhalten. Wenn du ein bestimmtes Gebiet anfliegen willst, wird Billy den Gleiter steuern. Natürlich bleiben wir über Funk in Verbindung.« Er öffnete eine Konsole und entnahm ihr zwei Handfunkgeräte, von denen er eines in seine Beintasche zu dem Kristall schob und das zweite Agat’ol reichte. »Nimm das hier an dich.«
    Agat’ol griff zu und nickte eifrig. »Auf diese Weise nutzen wir die Zeit optimal aus.« Er deutete auf den Teller mit dem Rindfleisch. »Haben Sie jetzt Hunger, General? Es wird doch alles kalt.«
    »Deine Sorge um mich ist rührend, Agat’ol, doch ich denke, ich esse lieber etwas bei den Briten. Der immer gleiche Mikrowellenfraß schlägt mir langsam auf den Magen. Du kannst meine Portion gerne mitessen.«
    Agat’ol sah mit gespieltem Ekel auf das Fleisch. »General, Sie wissen doch, dass ich das wegen meiner Tantrondrüse nicht darf. Der Genuss von Fleisch macht aus friedliebenden Hydriten bestialische Mar’osianer.«
    »Sicher… ich vergaß.« Der General winkte ungeduldig ab und ging zu zwei weiblichen Alpha-Modellen hinüber. Beide trugen blonde Perücken. Auf den weißen Schildchen der Kampfanzüge standen ihre Namen: Cleopatra und Penthesilea.
    Crow begann damit, eine spezielle Programmierung einzugeben. »Wir wollen von den Briten schließlich freundlich aufgenommen werden«, murmelte er halblaut vor sich hin.
    ***
    General Arthur Crow musterte den klobigen Eingang der Station, über dem die britische Fahne gehisst war. Es war kälter geworden und Crow fror erbärmlich. Ein plötzlich aufkommender Wind von den Eisflächen der Antarktis sandte einen ersten Gruß des bevorstehenden Winters.
    Um

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