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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Letzteren zu gehören. Nun, die Videoaufnahme hatte ihn enttarnt, und Crow ließ den Verräter nur aus einem einzigen Grund in dem Glauben, sie wären weiterhin Verbündete: Er brauchte ihn, um den Flächenräumer zu finden und in Betrieb zu nehmen. Die Hydriten hatten die Waffe vor gut zehntausend Jahren erbaut, und Crow konnte deren Sprache weder lesen noch sprechen. Aber er musste höllisch aufpassen, dass Agat’ol ihm nicht in den Rücken fiel.
    Der General trat aus der Luke und ging in den Laderaum. Ganz hinten saß das Warlynne Beta Modell, das er nach dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck benannt hatte. Otto war im Gegensatz zu den anderen Warlynnes nicht auf Stand-by geschaltet. Er verhielt sich nur so. Reglos wie die anderen saß er auf der hintersten Bank. Dabei beobachtete er mit Argusaugen diesen nichtsnutzigen Agat’ol in der Kombüse.
    Wenn der Fischmann wenigstens die genaue Lage des Flächenräumers gekannt hätte; aber die ging wohl nicht aus den Konstruktionsplänen hervor, die er in Form eines Datenkristalls bei sich getragen und die Crow sich bei ihrer ersten Begegnung angeeignet hatte.
    Wie um sich zu vergewissern, dass er noch da war, zog Crow den Datenkristall aus seiner Beintasche und betrachtete ihn gedankenverloren. Das Abspielgerät war so ausladend, dass er es in seinem Schreibtisch an Bord deponiert hatte. Wenn man den in tausend Facetten geschliffenen Kristall darauf setzte und in Drehung versetzte, brach sich das Licht wie in einem großen Diamanten und erzeugte eine dreidimensionale Projektion…
    »Herr General, das Essen ist fertig!« Agat’ol war aus der winzigen Kombüse getreten. Vor seinem braunen Lederharnisch trug der Fischmensch einen weißen Teller in den Flossenhänden, den er Crow entgegen streckte.
    Rasch warf der kahlköpfige Mann einen Blick auf den scheinbar deaktivierten Otto. Der Warlynne nickte kaum merklich; ein Zeichen, dass er keine Unregelmäßigkeiten bei der Zubereitung bemerkt hatte.
    Trotzdem hob Crow die Hand in einer abwehrenden Geste. »Ich habe keinen Hunger. Stell das weg und komm her.«
    Er winkte den Hydriten heran und hielt ihm den funkelnden Datenkristall vors Gesicht. »Bist du sicher, dass die Daten keinen Aufschluss geben, wo genau der Flächenräumer liegt? Als wir in Meeraka los flogen, hast du noch behauptet, seinen Standort zu kennen.«
    »So habe ich das nicht gesagt«, protestierte Agat’ol. »Im Gegenteil – wenn ich es wüsste, hätte ich das Bündnis mit Ihnen nicht eingehen müssen.«
    »Das ist äußerst unbefriedigend«, grollte General Crow. »Wir verlieren Zeit. Jede Stunde, jede Minute kann uns Commander Drax zuvorkommen und die Waffe an sich nehmen! Erst diese verfluchten drei Wochen Reparaturarbeiten am Gleiter auf Galapagos und jetzt das! Unsere stundenlangen Suchflüge über das Eis bringen gar nichts. Das Gebiet ist einfach zu groß. Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Was haben Sie vor, General?«
    Crow glaubte herauszuhören, wie schwer es Agat’ol fiel, in seiner unterwürfigen Rolle zu bleiben. Er steht unter Druck. Er will sich mit seinen fischigen Freunden treffen, die ihn schon sehnsüchtig erwarten… Durch die Videoübertragung seines Warlynnes Isabella wusste General Crow alles über Agat’ols Pläne. Und hatte bislang verhindern können, dass der Hydrit den Gleiter verließ.
    »Vielleicht sollten wir unsere Anonymität aufgeben«, fuhr er fort. »Gestern habe ich eine britische Station gesichtet. Vor dem Eingang wehte der Union Jack.«
    Agat’ol starrte ihn mit seinen lidlosen Augen verständnislos an.
    »Die britische Flagge.« Crow hatte keine Lust, auf das Thema weiter einzugehen. »Wir werden uns dort in Begleitung zwei meiner Warlynnes ein wenig umhören. Vielleicht weiß man ja etwas über Drax oder über den Flächenräumer.«
    »Wenn die Menschen ihn entdeckt hätten, hätten sie die Waffe sicherlich eingesetzt«, warf Agat’ol ein.
    »Wie sollten sie? Erstens kennen sie eure Sprache nicht, und zweitens haben sie nicht das hier.« Er hielt den Datenkristall zwischen Daumen und Zeigefinger. »Aber wenn sie ihn gefunden haben, wurde sicher schon damit experimentiert.« Er grinste. »Sofern die Leute hier nicht auch allesamt verblödet sind.«
    Die so genannte CF-Strahlung war nach der Landung des Wandlers auf der Erde vor über fünfhundert Jahren von den körperlosen Daa’muren eingesetzt worden, um Mutationen und damit eine kompatible Hülle zu schaffen, in die ihre Geister schlüpfen

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