2381 - Der Dunkle Ermittler
trotzdem lehnte das Schiff ihn ab.
Wenn er nicht permanent aufmerksam und Herr seiner Sinne war, strömte dieses dräuende Unwohlsein von außen auf ihn ein, überkamen ihn augenblicklich Atemnot, Platzangst und Herzrasen. Das Schiff wollte ihn einfach nicht haben und den Mausbiber genauso wenig. Wenn seine Aufmerksamkeit auch nur eine Sekunde nachließ, seine geistigen Schutzmechanismen gegen diese schrecklichen Gefühle, die auf ihn einstürmten, auch nur einen Atemzug schwächer wurden, nagte der fremde Einfluss sofort mit aller Kraft an seinem inneren Gleichgewicht. Und wenn er sich dann darauf konzentrierte, die Kontrolle über seine Körperfunktionen nicht zu verlieren, bedrängten ihn schon die nächsten Eindrücke, von denen er nicht wusste, wie real sie waren.
Die geäderten, kaum merklich pulsierenden Wände des kreisrunden Raums, die Gucky und ihn umgaben, schienen sich dann zusammenzuziehen, als warteten sie nur darauf, dass er eine Schwäche offenbarte.
Dann musste er, wie jetzt auch, die Augen schließen, tief durchatmen, manchmal sogar auf Meditationsübungen zurückgreifen, um zu verhindern, dass die Wände immer näher rückten, bis er in seiner Einbildung nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren, oder gar hörte, wie sie an seinem SERUN rieben.
Am schlimmsten war, dass er nicht genau sagen konnte, was Einbildung und was Wirklichkeit war. Stellte das Schiff ihn nur auf die Probe? Wollte es auf diese Art und Weise herausfinden, mit wem es zu tun hatte, ob er vielleicht doch würdig war?
Oder war es viel einfacher?
Er befand sich an Bord eines Dunklen Ermittlers, einer Schiffseinheit der Terminalen Kolonne TRAITOR, die unvermittelt aus der Sonne aufgetaucht war. Eines mächtigen Werkzeugs der Chaotarchen. Lag es da nicht nahe anzunehmen, es lehne ihn ab, weil es an seiner Aura erkannte, dass er ein Feind war? Vielleicht nahm das Schiff einfach nur die Aura der Kosmokraten wahr und versuchte, deren Träger abzustoßen wie ein fremdes Organ. Oder wie Materie bei der Berührung Antimaterie abstieß und dabei vernichtete.
Rhodan stöhnte leise auf, als die geäderten, pulsierenden Wände ihn einen Moment lang zu zermalmen drohten. Er fragte sich, was geschehen würde, wenn er sich einmal nicht mehr rechtzeitig beruhigen, die Fassung zurückgewinnen konnte. Würde er dann sterben? An einem Herzschlag? An dem Gefühl, ein verhasster Eindringling zu sein?
Dann verdrängte er alle schweren Gedanken mithilfe einer simplen Dagor-Meditation, die er vor Jahrtausenden mit Atlan einstudiert hatte. Als er nur noch an unverfängliche Banalitäten dachte, ließ die Beklemmung ihn langsam wieder los. Die eiserne Faust, die sein Herz umklammerte, öffnete sich, das Blut floss wieder normal durch seinen Körper, die Übelkeit legte sich zusehends.
Eine Weile atmete er tief und gleichmäßig durch. Als sein Zustand sich stabilisierte, wagte er es, sich wieder mit ihrer Situation zu befassen.
Wie es jetzt aussah, war es ein Fehler gewesen, Aquinas, dem Roboter der sieben Wasserstoffatmer-Mächtigen, von der SEOSAMH ins Innere der Einheit zu folgen, die überraschend aus der Sonne aufgetaucht war. In den Dunklen Ermittler.
Es gibt zwei Fraktionen unter ihnen, versuchte er sich zu beruhigen. Nach allem, was wir wissen, gehören den Dunklen Ermittlern Verräter an, die gegen TRAITOR arbeiten und uns mit Informationen versorgen. Wenn wir Glück haben...
Müßige Spekulationen. Er durfte sich nicht darauf verlassen, nicht einmal darauf hoffen, dass der Kapitän des Schiffes ihm wohlgesinnt war. Fest stand im Augenblick nur: Sie waren im Innern des Dunklen Ermittlers gefangen.
Gucky hatte mehrfach Teleportationen versucht, ohne Erfolg: Die pulsierenden Wände, die sie umgaben, wirkten wie ein Isolator und unterbanden alle Anstrengungen des Ilts.
Rhodan beugte sich wieder zu dem Mausbiber hinab. Er atmete nun etwas gleichmäßiger als zuvor; die Medikamente schienen ihre Wirkung zu tun. Doch das Fell seines Gesichts sah aus wie angeklatscht, war nicht mehr einfach nur feucht, sondern triefend nass. Immerhin hatte Gucky die Augen geöffnet und schien seine Umgebung wieder klar wahrzunehmen. „An nichts denken", murmelte er, „dann geht es besser."
Rhodan atmete auf und lächelte schwach.
Er hatte schon befürchtet, dass das psiempfindliche Gehirn des Mausbibers von der Ausstrahlung des Schiffes immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde und ihm schließlich keine andere Wahl mehr blieb, als den
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