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2384 - Das Quarantäne-System

Titel: 2384 - Das Quarantäne-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich, ihren Instinkten folgend, in die spiralförmig gedrehten Schalen zurück. Dort erhielten sie jenen erlesenen Räuchergeschmack, der einem Tad de Raud das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
    Es dauerte nicht lange, bis die Schalen knirschten und knackten und schließlich aufsprangen. Die Kram-Schnepfen waren verzehrfertig.
    Peinlich berührt drehte sich sein Erster Offizier, Onum-Mankele, zur Seite, bevor er zögerlich zugriff. Die Küche der VLON RADARIN, so wussten sie alle, zählte nicht zu den besten der Flotte. Die Nahrungsmeister hatten ganz offensichtlich junge und nicht allzu widerstandsfähige Schnepfen eingekauft, die auf irgendeinem tributpflichtigen Planeten herangezüchtet worden waren. Minderwertige Ware, kaum wert, den Tu'gas't-Krebsen überlassen zu werden.
    Deville-Kareem ließ die vorbereitete Kammermusik einspielen. Schwermütige Töne erklangen. Verkrümmte Saiteninstrumente, aus den Gedärmen und Knochen heimatlicher Aloschen-Prinzen geschnitten, erzeugten im sanften Aufwind der gut durchlüfteten Räumlichkeiten jenen Grundton, der von den besten Improvisationskünstlern seiner Flotte überlagert wurde. Eine Bassflöte erklang, zog die Akkorde in Tiefen, die den Magen grummeln ließen. Eine Dudelei fiel ein, meisterlich beherrscht vom alten Konn-Matine, einem Faktotum an Bord des Schiffs, das das Kämpfen längst den Jüngeren überließ. Drei Trompitzen, wunderbar aufeinander abgestimmt, sorgten für die notwendige Melancholie, während das Schwere Piccolo-Blatt das Hauptthema langsam dahinschleppte.
    Deville-Kareem fühlte, wie sein Zorn über das mäßig aufbereitete Essen verschwand.
    Seinen Offizieren ging es ähnlich. Auch Onum-Mankeles Gesichtszüge entspannten sich. Sie alle griffen vermehrt zu den hauchdünn geschnittenen Gallertblättchen reifer Kehlmarze, deren scharfer Geschmack nach Ammoniak eine leicht berauschende Wirkung erzeugte.
    Leise Gespräche entwickelten sich. Man plauderte in gelockerter Atmosphäre über die Kriegserfolge, über taktische Finessen und Varianten geschickten Flügelzangenflugs, die man bei nächster Gelegenheit ausprobieren würde.
    Als die Stimmung ihren Höhepunkt erreichte, ließ Deville-Kareem einen erst gestern gefangenen Alfugor frei. „Verteilt die Blasrohre!", ordnete er an.
    Adjutanten sprangen herbei, reichten wunderbar ornamentierte Rohre und stellten die Schüssel mit Pfeilen und Gift in eine Bodenerhebung.
    Aufgeregt sprangen Deville-Kareems Gäste von ihren Sitzstangen, griffen zu den Waffen. Sie alle wirkten leicht angeheitert, besaßen aber nach wie vor die volle Kontrolle über ihre Reflexe. Auch so würde es schwer sein, den flinken Vogel zu schießen, bevor er aus der Kapitänshöhle entkommen konnte. „Auf den Marschall!", rief ein junger Leutnant mit dunkelroten Wangen und reckte sein Blasrohr in die Höhe. „Auf den Marschall!", brüllten die anderen Offiziere begeistert zurück, während die Musiker verstummten und sich eilends in Sicherheit brachten.
    Deville-Kareem stieg nun ebenfalls von seiner Sitzstange, verbeugte sich galant nach allen Seiten. Diese Geste - die giftigen Geschosse in den eigenen Räumlichkeiten zu verteilen galt als höchste Zier der Gastfreundlichkeit - erfüllte ihren Zweck. Noch lange würden seine Offiziere von diesem Mahl sprechen, würden ihn lobpreisen und von nun an wie ein Mann hinter ihm stehen. Archaische Reflexe, so wusste der Marschall, sprangen auch heute noch an, wenn man sich ein wenig in der Psychologie der Tad de Raud auskannte. Und das tat er nun mal.
    Ein erster Pfeil wurde abgefeuert, prallte wenige Handbreit neben dem panisch hin und her flatternden Alfugor gegen das Deckengestein. Rasch füllten nun auch die anderen Männer ihre Blasrohre, holten tief Luft, zielten und feuerten.
    Der Alfugor schien das Glück gepachtet zu haben. Eine Hängelampe verhinderte den tödlichen Blattschuss, ein paar andere verfehlten das Ziel nur knapp. Der Vogel suchte panisch nach einem Unterschlupf oder einem Weg aus dem Gewirr an Spalten und Furchen im Gewölbe.
    Deville-Kareem packte sein eigenes Blasrohr. Gut eingefettet und gepflegt war es. Das Geschenk eines Kampfbruders aus seiner Jugend, den er niemals vergessen würde.
    Er konzentrierte sich, schloss die Augen, versuchte, die Gedanken des Alfugor zu verinnerlichen. Selbst ein instinktbehaftetes Flattertierchen wie dieses gehorchte gewissen Gegebenheiten.
    Dem Rhythmus seiner Natur. Diesen galt es zu ergründen, ihn zu verstehen - und

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