2388 - Objekt Ultra
waren.
In den Linken hielten sie klobig anmutende Strahlerwaffen; in den Rechten blitzende Messer. Diese geradezu archaischen Waffen verblüfften Kantiran. Sie wollten nicht zu einem raum- fahrenden Volk passen. Vielleicht dienten die Messer eher repräsentativen oder rituellen Zwecken. Er wusste schließlich nichts über die Choi - falls das überhaupt ihr Eigenname war, wie er nach Bronwyn Noreeds Worten vermutete.
Die vier positionierten sich zu beiden Seiten der Menschen und richteten die Strahler auf sie. Die Messer setzten sie zur Drohung nicht ein, was den Eindruck verstärkte, dass sie sie nur bedingt als Waffen ansahen.
Kantiran und Cosmuel standen bewegungslos. Perry Rhodans Sohn wartete ungeduldig ab - es lag an den Eindringlingen, Forderungen zu stellen oder sie gefangen zu nehmen.
Aber es geschah nichts.
Die Situation hatte etwas Widersinniges an sich. Kantiran wäre am liebsten zum Angriff übergegangen und hätte dem Nächststehenden die Waffe entrissen, doch er besänftigte seine Emotionen. Selbst wenn er diese vier Wächter besiegt hätte, würde es ihm nichts nutzen.
Die Zeit verging quälend langsam. Die Echsenartigen sonderten einen beißenden Gestank aus, der zunächst kaum zu bemerken gewesen war, aber von Sekunde zu Sekunde penetranter wurde. Es roch modrig wie in einem unterirdischen, feuchten Gewölbe, in dem irgendwelche Nagetiere verendet waren.
Um den Gestank zu übertünchen, konzentrierte sich Kantiran auf Cosmuel und versuchte, ihren speziellen Duft wahrzunehmen. Er liebte Cosmuels Geruch, den er unter tausend Düften hätte herausfiltern können und der ihrem weißblonden Haar entströmte.
Irgendwann durchschnitten stampfende Schrittgeräusche die Stille. Ein fünfter Choi trat ein, und seine ganze Körperhaltung, jede seiner Bewegungen, stellte klar, dass er einen hohen Rang einnahm. Zuerst glaubte Kantiran, es mit Bronwyn Noreed zu tun zu haben, aber dann erkannte er marginale Unterschiede im Körperbau. Noreeds Hals war dicker gewesen, und die Augentätowierung hatte näher an der Nasenöffnung gesessen. „Ich bin Forejam Kareis", sagte der Echsenartige mit tiefer Stimme. Die Zunge pendelte einen Augenblick vor den Zähnen, ehe sie wieder in der Schnauze verschwand. „Unsere Translatoren sind auf eure primitive Sprache eingestellt. Ihr seid Gefangene der Armadur der Choi und des großen Bronwyn Noreed. Ihr habt uns zu gehorchen und alle Fragen zu beantworten."
Kantiran merkte auf. „Fragen beantworten?"
„Du redest nur, wenn du dazu aufgefordert wirst!" Forejam Kareis trat blitzschnell vor Kantiran. Seine rechte Klaue zuckte so schnell vor, dass Kantiran nicht ausweichen konnte. Die Klinge des Messers blitzte vor seinen Augen. Ein scharfer Schmerz pochte zwischen seinen Augen.
Ein Blutstropfen rann über den Nasenflügel und die Oberlippe. Kantiran schmeckte ihn: süßlich und doch bitter.
Kareis hatte ihm keine schwere Verletzung zugefügt, ihm aber unmissverständlich klargemacht, dass er jederzeit dazu in der Lage war. Kantiran schauerte bei dem Gedanken, dass er ebenso gut in diesen Augenblicken mit durchschnittener Kehle vor Cosmuels Augen verbluten könnte. „Hast du mich verstanden, Roter?"
„Ich habe verstanden", bestätigte Kantiran.
In plötzlich aufwallendem Zorn hätte er fast Ich habe verstanden, Gelber hinzugefügt, doch er verkniff es sich. Er konnte seine Lage sehr gut einschätzen, und kecker Widerspruch stand ihm nicht zu, wenn er nicht leichtsinnig mit seinem Leben spielen wollte. „Ihr werdet an Bord der CHOI Igebracht und alle Fragen beantworten.
Armadurführer Bronwyn Noreed wird euch persönlich vernehmen. Antwortet schnell und gut, sonst ..." Statt den Satz zu beenden, zischte die Klinge wieder vor und kappte die Spitze von Cosmuels Pferdeschwanz.
Die Haare rieselten zu Boden. Ihre Augen weiteten sich.
Forejam Kareis drehte sich ohne ein weiteres Wort um.
Die vier Wächter wiesen die beiden Gefangenen an, ihm zu folgen.
*
Kantiran glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er die Zentrale verließ.
Er erkannte den Korridor nicht wieder. Die Fremden waren in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen. Sie hatten erstaunlich lautlos gearbeitet, was Kantiran ihren eher klobigen und plumpen Körpern nicht zugetraut hätte.
Die Wände waren über die Länge von mehreren Metern mit fließenden Bahnen aus schwarzem Stoff bedeckt, auf dem die bekannten Muster in Rot eingearbeitet waren. Auf dem Boden breitete sich eine an Sand
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